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IM BUS
ОглавлениеEinige dieser Ereignisse gingen mir jetzt wieder durch den Kopf. Es war der 10. Juni 2014, der Jahrestag von Hafiz al-Assads Tod und damit des Tages, an dem die «Ewigkeit» seiner Herrschaft endete. Ich saß mit anderen Asylsuchenden im Bus auf einer endlosen Fahrt nach Norden.
Ich verfolgte unsere Fahrt auf Google Maps und sah, wie der blaue Punkt einer gelben Linie folgte, hin zu unserem Ziel irgendwo in Südschweden. Im Bus saßen ungefähr zwanzig junge Leute, die sich fragten, wohin die Reise ging, aber der Fahrer blieb stumm. Der Bus hielt an einem großen See zwischen hohen Bäumen vor einem kleinen roten Haus. Ein Beamter der Migrationsbehörde stieg in den Bus und bat eine Frau mit Kindern auszusteigen. Sie weigerte sich und rief voller Angst: «Ich hasse Wasser, meine Kinder und ich haben genug davon.» Im Bus wurde es still. Der Beamte verstand nicht, was sie auf Arabisch gesagt hatte, und trug eines ihrer Kinder aus dem Bus. «Auf Wiedersehen», sagte die Frau. Die Fahrt ging weiter. Die Landschaft blieb immer gleich, wir fuhren zwischen hohen Bäumen und ich langweilte mich. Mit der Kamera in meinem Handy machte ich ein Selfie von mir in der letzten Reihe des Busses und schickte es meiner Schwester in Aleppo. Ich schrieb: «Alles in Ordnung. In Malmö hat man meinen Fingerabdruck genommen, und nun bringt uns der Bus der Migrationsbehörde in unsere Unterkunft. Ich halte dich auf dem Laufenden. Wünsch mir Glück.»
* Mit einem Sternchen gekennzeichnete Begriffe werden im Glossar am Ende des Buches erläutert.