Читать книгу Meine blauäugige Pantherin - Kingsley Stevens - Страница 10
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Оглавление»Dichtung und Wahrheit, hm?« Harry blickte über die Gläser seiner Lesebrille wie ein Maulwurf in Saschas Gesicht. »Mehr Dichtung, würde ich annehmen.«
»Ich habe nichts erfunden. Das hat sie mir alles erzählt«, erwiderte Sascha beleidigt.
»Und hast du es auch überprüft? Hast du andere Leute befragt, ob sie die Sache genauso sehen?« Harrys Pupillen hinter den Brillengläsern schienen fragend immer größer zu werden.
Sascha zog die Schultern unbehaglich hoch. »Ich war in ihrer Schule, aber – dieser Lehrer ist nicht mehr da, und alle anderen haben nur bestätigt, dass sie ein schwieriges Kind war. Intelligent, aber schwierig. Aus problematischen Familienverhältnissen.«
»Na ja, das steht ja alles hier.« Harry tippte auf das Blatt vor sich. »Vater amerikanischer Soldat. Nicht verheiratet mit der Mutter. Mutter Ungarin. Daher kommt wohl dieser merkwürdige Name, oder?«
»Ja.« Das hatte Sascha recherchiert. »Es ist eine Abkürzung von Teresa auf Ungarisch.«
»Ausgerechnet!« Harry lachte. »Wie Mutter Teresa benimmt sie sich nicht gerade!«
»Sie kann doch nichts für ihren Namen!« In Sascha erwachten Trotz und Beschützerinstinkt.
»Nein, kann sie nicht.« Harry las weiter. »Na ja, so schlecht ist das gar nicht. So was hatten wir schon lange nicht mehr. Story mit Tränendrüse.«
»Tränendrüse?« Sascha war empört.
Harry hob die Hand. »Das ist nicht abwertend gemeint. Man braucht viel Gefühl, um so etwas schreiben zu können, und die haben Polizeireporter meistens nicht. Die Leser – und vor allem die Leserinnen – lesen so etwas sicher gern. Ich denke, das kann ich dem Leitenden Redakteur verkaufen.«
»Wegen der Tränendrüse«, sagte Sascha enttäuscht. »Mir geht es eigentlich um Gerechtigkeit.«
»Das allein drückt schon auf die Tränendrüse«, entgegnete Harry etwas schelmisch. »Gerechtigkeit ist mittlerweile ja selbst schon so etwas wie ein Märchen.« Er blickte Sascha an. »Womit ich nicht gesagt haben will, dass du ihr unbedingt Gerechtigkeit widerfahren lässt. Ich glaube nicht, dass sie so ein Unschuldslamm ist.«
»Das behaupte ich ja auch gar nicht«, verteidigte sich Sascha. »Ich behaupte nur, dass sie in diesem ihrem aktuellen Fall unschuldig ist. Daran glaube ich fest.«
Harry stand mit den Blättern, die Saschas Artikel enthielten, in der Hand auf. »Der Artikel ist jedenfalls gut, und ich werde mich dafür einsetzen. Das muss dir genügen. An ihre Unschuld glaube ich nicht. Aber es reicht ja auch, wenn du daran glaubst.«
Er verließ kopfschüttelnd den Raum.