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»Katharina, Katharina . . . Das ist doch jetzt nicht dein Ernst. Eine Jurastudentin?« Steffi Langner, Katharinas Freundin seit Studienzeiten, schüttelte tadelnd den Kopf. Mit einem Glas Rotwein in der Hand saß sie neben Katharina auf der Couch in ihrem Wohnzimmer.

»Das war ich vor gar nicht so langer Zeit auch noch«, hielt Katharina dagegen und stellte ihr Glas erst einmal beiseite.

»Ich auch. Aber jetzt sind wir doch ein bisschen älter.« Als wollte sie darauf hinweisen, hielt Steffi sich einen Finger an den Augenwinkel, obwohl sie beide noch zu jung waren, um da schon viele Fältchen zu haben. »Auf jeden Fall ist es interessant, wie du immer an solche Püppchen kommst wie diese . . . Sascha.«

»Passt viel besser zu ihr als Alexandra, ihr Taufname«, sagte Katharina. »Der wäre viel zu . . . hart.« Sie lächelte ein wenig.

»Ja, du stehst auf sowas, ich weiß«, seufzte Steffi wieder. »Du bist unverbesserlich. Wie viele von denen haben dich schon ausgenutzt?«

»Keine hat mich ausgenutzt«, widersprach Katharina. »Sie brauchten eben einfach . . . Hilfe.«

»Genau. Hilfe in jeder Beziehung. Geld, Gefühle, mal eine kostenlose Vertretung vor Gericht . . .«, zählte Steffi auf. »Und immer war die liebe Kathi da. Die Kleine jetzt ist genauso. Wollte sie nicht ein Praktikum von dir?«

»Darum ging es doch nicht.« Katharina winkte ab. »Das war nur ein Vorwand, weil sie ihrer . . . Freundin helfen wollte.« Als hätte sie damit etwas bewiesen, schaute sie Steffi herausfordernd an. »Siehst du, sie ist genauso wie ich. Sie will nur helfen.«

»Ihrer Freundin«, wiederholte Steffi. »Was willst du dann noch von ihr? Sie ist doch versorgt.«

»Na ja, so richtig ist sie nicht ihre Freundin.« Nachdenklich biss Katharina auf ihrer Lippe herum. »Ich weiß nicht, ob sie es überhaupt ist. Da ist keine Verbindung. Ich meine, Sascha weiß eigentlich nicht mehr über diese Tyra, als in den Akten steht. Trotzdem läuft sie ihr hinterher wie –«

»Wie ein herrenloser Hund?«, fragte Steffi. »Also braucht sie doch Hilfe. Denn anscheinend fühlt sie sich einsam.« Sie grinste auf einmal. »Und wenn ich dich so ansehe, dann bist du doch schon in dieses Mädel investiert. Die dieser Kriminellen nachläuft.« Sie hob eine Hand in die Luft. »Was für eine Konstellation!«

»Du hast ja recht«, sagte Katharina. »Sie ist viel zu jung und zu . . . naiv.« Aber dabei lächelte sie. »Sie glaubt wirklich noch an das Gute im Menschen.«

»Und dann studiert sie Jura?« Nicht besonders kollegial hob Steffi die Augenbrauen. »Da ist sie wohl falsch.«

»Ich glaube auch an das Gute im Menschen«, widersprach Katharina. »Zumindest an die Möglichkeit. Aber wohl nicht ganz so«, sie seufzte, »blauäugig wie sie. Diese Tyra hat blaue Augen«, setzte sie trocken hinzu. »Vielleicht liegt es daran.« Sie nahm ihr Glas Rotwein, trank einen Schluck und starrte dann nachdenklich in die Luft.

»Deine sind haselnussbraun, was immer sehr seelenvoll wirkt«, stellte Steffi mit einem tiefen Blick in Katharinas Augen fest. »Sehr nett, finde ich.«

Katharina seufzte. »Du hast ihre nicht gesehen. Die sind wie Eis, wenn sie dich anschaut. Durchdringen alles und geben dir das Gefühl, du könntest nichts vor ihnen verstecken.«

»Und darauf steht die Kleine?« Verständnislos schüttelte Steffi den Kopf. »Hat sie irgendwas mit SM am Laufen?«

»Steffi . . .« Tadelnd blickte Katharina sie an. »Musst du es immer gleich ins Extrem treiben?«

»Ich nicht«, entgegnete Steffi locker, »aber dein neues kleines Flämmchen steht wohl darauf.«

»Es wundert mich immer wieder, warum du Staatsanwältin geworden bist«, bemerkte Katharina schmunzelnd. »Du bist so ein mitfühlender, warmer Charakter.«

Das traf Steffi überhaupt nicht, sondern sie sprach unbeirrt weiter. »Wie alt ist sie eigentlich? Zwanzig?«, fragte sie. »Und sie ist offenbar noch nicht sehr hart mit den Realitäten des Lebens konfrontiert worden. Sonst könnte sie nicht so naiv sein. Was ist, wenn diese – wie hieß sie gleich? Tyra? – sie auf einmal damit konfrontiert? Oder noch schlimmer: Wenn sie sie in ihre kriminellen Machenschaften mit hineinzieht?«

Bekümmert nickte Katharina. »Das ist auch meine Sorge. Diese Tyra hat eine Ausstrahlung . . . Ich meine, sie ist kein schlechter Mensch, das glaube ich nicht. Aber sie hat gelernt, dass man keine Rücksichten nehmen darf. Und sie hat schon einiges getan, was diese Hemmschwelle noch niedriger hat werden lassen.«

»Ich bin ja noch nicht lange Staatsanwältin«, nachdenklich nahm Steffi noch einen Schluck Rotwein, »aber von der Sorte habe ich schon einige gesehen. Und das geht normalerweise nicht gut aus. Selbst wenn sie noch sehr jung sind. Sie haben schon zu viel gesehen, zu viel erlebt. Sie haben keine Illusionen mehr.«

»Und Sascha ist Spezialistin darin.« Tief seufzte Katharina auf. »Man könnte fast sagen, Illusionen sind ihr Geschäft. Weil sie ja auch schreibt. Und sie schreibt gut. Sie hat einen sehr einfühlsamen Stil.«

»Sentimental«, übersetzte Steffi das. »Und weißt du, wohin Sentimentalität einen bringt?« Sie hob zwar fragend die Augenbrauen, beantwortete ihre Frage aber gleich selbst. »Nirgendwohin. Sie verschleiert nur das eigene Urteilsvermögen.« Etwas spöttisch fügte sie hinzu: »Wenn sie das denn überhaupt hat, die Kleine.«

Beinah peinlich berührt verzog Katharina das Gesicht. »Du hast natürlich in allem recht«, sagte sie, »aber trotzdem . . .«

»Aber trotzdem magst du sie«, führte Steffi den Satz für sie zu Ende. »Und du willst etwas von ihr.« Sie hob ihr Glas und ließ es gegen Katharinas stoßen, sodass der Klang ein wenig durch die Luft schwang. »Aber wenn ich dir einen guten Rat gegen darf, lass dich nicht zu sehr da hineinziehen. Wenn deine Sascha dieser Tyra hinterherlaufen will, lass sie das tun. Sie muss ihre eigenen Erfahrungen machen.«

»Ich würde sie so gern davor bewahren.« Katharina verzog das Gesicht. »Denn ich kann mir nur zu gut vorstellen, was da kommt.«

»Das kann ich auch«, sagte Steffi. »Aber deine kleine Sascha kann es anscheinend nicht. Deshalb muss sie jemand vom Gegenteil überzeugen. Und wer könnte das besser tun als diese Tyra? Sie wird ihr den Kopf schon zurechtsetzen, indem sie ihr zeigt, wie hart die Realität ist. Und wenn das passiert«, jetzt grinste sie schon fast unverschämt, »dann bist du ja da, um sie zu trösten.«

»Ts, ts. Als wie berechnend stellst du mich denn damit dar?« Katharina schaute Steffi mit zusammengezogenen Augenbrauen an. »Dann wäre ich ja wie eine Spinne, die im Netz sitzt und darauf wartet, dass die Fliege vorbeikommt.«

»Wenn die Fliege hübsch ist . . .«, meinte Steffi lässig und immer noch grinsend. »Was ist dagegen zu sagen?«

»Du bist ekelhaft«, sagte Katharina und wandte sich ab. Aber trotzdem konnte sie es nicht verhindern zu schmunzeln.

Hübsch war Sascha auf jeden Fall.

Das konnte man so sagen.

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