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»Was wollen Sie von meiner Mandantin?« Rechtsanwalt Bauer betrachtete Sascha mit gerunzelter Stirn.

Sascha blickte ihm fest in die Augen. »Ein Interview, nur ein Interview, weiter nichts.« Ganz gezielt lächelte sie ihn freundlich an. Die meisten Männer mochten es, wenn ein junges Mädchen sie anlächelte, die Erfahrung hatte sie schon gemacht. Sie wurden dann sofort viel entgegenkommender.

»Ich kann Ihnen gleich sagen, dass sie das ablehnen wird«, erwiderte er kopfschüttelnd. »Sie redet mit niemandem, nicht mal mit mir.« Sein Gesichtsausdruck war nicht besonders mitfühlend, eher abschätzig. Oder überfordert. Er hantierte mit einem ganzen Aktenberg vor sich, während er mit Sascha sprach.

Das erzeugte sofort eine Trotzreaktion in Sascha. Dieser Mensch hatte nicht das geringste Interesse an Tyra, das merkte man ihm deutlich an. »Vielleicht haben Sie es nur falsch angefangen«, vermutete sie etwas spitz. Lockte ihn das aus der Reserve?

»Ja, sicher!« Bauer lachte. »Ich habe außer ihr noch eine Menge anderer Fälle zu bearbeiten«, er tippte mit dem Finger auf die Akte, die gerade aufgeschlagen vor ihm lag, »und die meisten Mandanten sind wesentlich entgegenkommender als dieses Früchtchen.«

Ganz automatisch schossen Saschas Augenbrauen nach oben. »Sie nennen Ihre eigene Mandantin ein Früchtchen?«

»Waren Sie nicht im Gericht gestern? Haben Sie nicht selbst gesehen, wie sie sich benimmt?« Er blickte sie ungläubig an, dass ihr das entgangen sein konnte. »Ich bin ihr Pflichtverteidiger«, seufzte er fast. »Ich kann mich nicht dagegen wehren. Aber man sollte zumindest erwarten, dass einem die Angeklagte ein wenig hilft, die Vorwürfe gegen sie zu entkräften.« Wieder schüttelte er den Kopf. »Sie tut das Gegenteil, das absolute Gegenteil. Sie macht sich jeden zum Feind, den sie nur erwischen kann.«

Das überraschte Sascha nicht wirklich, denn schon Tyras Reaktion ihr gegenüber, als sie den Gerichtssaal verlassen hatte, sprach dafür. Schließlich kannten sie sich gar nicht, und trotzdem hatte diese wilde blauäugige Pantherin – sie erinnerte wirklich an eine, selbst wenn sie gefesselt war, jede ihrer Bewegungen war wie die eines geschmeidigen Raubtiers – sich von ihr provoziert gefühlt, ohne dass es einen Grund dafür gab. Oder doch? Sie konnte Gründe haben, die sich Sascha einfach nur noch nicht erschlossen.

»Vielleicht hat sie Gründe dafür«, setzte sie ihre Gedanken in Worte um.

Bauer sah noch nicht einmal von seinen Akten auf. »Ihre Gründe sind mir völlig schnuppe.« Kurz hob er ein Augenlid, um einen gelangweilten Blick auf Sascha zu werfen. »Eine Angeklagte, die sich so benimmt, hat schon verloren.« Er machte einen Vermerk und ließ sich noch einmal dazu herab, sich zurückzulehnen und Sascha die Sachlage zu erklären. »Die Indizien sind eindeutig. Der Richter hätte natürlich lieber ein Geständnis, aber in diesem Fall wird er sie auch ohne das verurteilen. Das letzte Mal ist sie noch davongekommen, aber diesmal wandert sie in den Bau – für lange. Daran kann niemand etwas ändern.«

»Das letzte Mal?« Verständnislos zogen sich Saschas Augenbrauen zusammen. »Sie meinen den Mord? Den der Richter erwähnt hat? Wo sie freigesprochen wurde?« Aufmerksam spitzte Sascha die Ohren. Jetzt wurde es vielleicht interessant.

»Aus Mangel an Beweisen!« Rechtsanwalt Bauer warf die Hände in die Luft. »Sie wissen, was das heißt: Sie hat es getan, sie war nur zu geschickt dabei. Man konnte sie nicht überführen.«

»Hm.« Sascha überlegte. »Merkwürdig, dass sie dann diesmal bei dem Einbruch so ungeschickt war, wenn sie sogar einen Mord vertuschen konnte.«

Der Anwalt zuckte die Achseln. »Wer weiß, vielleicht ist sie schlampig geworden, hat sich zu sicher gefühlt.« Wieder beugte er sich über seine Akten. »Ich habe wirklich keine Zeit, darüber nachzudenken. Fragen Sie sie selbst.«

»Deshalb bin ich ja hier«, bemerkte Sascha übertrieben freundlich, auch wenn das nur gespielt war. Langsam ging er ihr auf die Nerven, regte sie geradezu auf mit seiner Gleichgültigkeit, aber da sie etwas von ihm wollte, durfte sie das nicht zeigen. »Darum habe ich Sie um die Erlaubnis gebeten, mit ihr sprechen zu dürfen. Geben Sie die mir?«

»Wenn Sie wollen.« Er winkte ab. Dann kritzelte er etwas auf ein Blatt Papier mit seinem Briefkopf. »Hier.« Er hielt es ihr hin. »Versuchen Sie Ihr Glück.«

Während sie schon aufstand und das Papier nahm, blickte Sascha ihn entschlossen an. »Das tue ich. Darauf können Sie sich verlassen.«

Meine blauäugige Pantherin

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