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MEINE GROßELTERN II

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Meine Großeltern hielten es für selbstverständlich, dass die Familie sie regelmäßig besuchte. So mussten wir sonntags zum Kuchenessen und Doppelkopfspielen antreten: »Oh, bist du groß geworden! Bist du auch brav?!«, riefen sie jedes Mal fast wie aus einem Munde und umarmten mich heftig.

Über die Welt wurde da nicht groß geredet. Meine Mutter versuchte manchmal von ihrer Arbeit zu erzählen, von den bedrohlichen Geschehnissen in der Welt, die doch alle beschäftigten, oder wie wichtig es ist, sich für den Frieden einzusetzen. Meine Großeltern schauten sie nur gelangweilt an, zumal sie der Meinung waren, Frauen sollten sich nicht mit diesen Dingen beschäftigen. Gut kochen können und lieb zum Ehemann sein, das genügte voll auf.

»Ja, Krieg ist schlimm«, klagte meine Großmutter einmal. »Wir haben auch Opfer für den Krieg gebracht: jeden Monat fünfundzwanzig Mark für einen Bauernhof in der Ukraine, den wir dann nie gesehen haben!« Das Gesicht meiner Mutter verzog sich.

»Und was wäre aus den Bauern geworden, die vorher ihr Zuhause dort hatten?« Meine Großmutter winkte ab »Na, die kannten wir ja gar nicht, hätten die auch nie zu sehen bekommen.«

Meine Mutter schaute sie einen kurzen Augenblick unverwandt an, schluckte zweimal, sah den drohenden Blick ihres Mannes, der kein Wort gegen seine Eltern duldete, es sei denn, es kam von ihm.

Dann wandte sie sich an meinen Großvater und fragte ihn so freundlich wie möglich: »Was machen denn deine grünen Bohnen dieses Jahr? Sofort sprang meine Großmutter auf. Und noch bevor mein Großvater richtig antworten konnte, kam sie mit einer Tüte grüner Bohnen aus der Küche.

»Hier, Mädel, sowas gibt es nicht zu kaufen! Koch deinem Mann mal was Schönes«, und dann mit liebevollem Blick zum Großvater, »Gut, dass wir wenigstens unseren Garten haben!«

Wir sind an diesem Sonntag nicht mehr lange geblieben.

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