Читать книгу Wenn ich wär, wie ich nicht bin - Kirsten Steineckert - Страница 20

DER MATHELEHRER

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In der 8. Klasse bekamen wir einen neuen Mathelehrer, jung, schlank, gutgelaunt und gutaussehend. Wir Mädchen waren hin und weg. Sofort verbesserten sich unsere Zensuren in dem ansonsten eher verhassten Fach. Ich schaffte es, innerhalb eines Jahres von der 4, die ich meist nur mit Mühe erreichte, auf eine 3. Alles für ihn. Und die Aufregung vor oder nach seinem Unterricht. Wen von den Mädchen hatte er öfter angesehen und welches Mädchen gar nicht, was ja besonders auffällig war.

Das Beste: Er war nicht verheiratet. Das gab es doch immer mal wieder, dass Lehrer sich in ihre Schülerinnen verliebten. Aussichtslos schienen unsere Chancen also keinesfalls.

Aber wie ihm näherkommen? Da kam uns der Einfall, eine Party zu organisieren, zu der er eingeladen wurde. Ich flehte meine Mutter an, dass diese bei uns stattfinden könnte. Sie war einverstanden.

Die Vorbereitungen waren aufregend. Den Jungs aus unserer Klasse gingen wir mit unserem Getue ziemlich auf die Nerven, aber auch sie fanden die Sache toll. Nach etlichen Überredungsversuchen sagte Herr Meinhard zu. Meine Mutter versprach uns sogar ein kaltes Buffet und verabredete sich mit ihrer Freundin; dann hätten wir unsere Ruhe.

Am Abend der Party waren wir völlig überdreht vor Erwartungen. Mit welcher von uns würde er zuerst tanzen und wie lange. Endlich trafen die ersten Jungs und Mädchen ein und früher als erwartet auch unser Lehrer.

Bevor meine Mutter die Wohnung verlassen konnte, begrüßte er sie und verstrickte sie sofort in ein philosophisches Gespräch. Die Musik wurde gestartet und die Jungs saßen gelangweilt in den Ecken. So begannen wir Mädchen allein zu tanzen, möglichst nah um unseren Lehrer herum. Stundenlang redete der weiter mit meiner Mutter. Und nicht nur das, er flirtete sogar mit ihr. Was uns vollends empörte.

Irgendwann stand meine Mutter endlich auf, verabschiedete sich und er ergriff die Gelegenheit und verschwand ebenfalls. So mussten wir tief enttäuscht den Abend mit den Jungs aus unserer Klasse verbringen.

Als ich später neben meiner Mutter im Bett lag, sagte sie, dass es ihr leid täte, aber sie hätte leider nicht anders handeln können; denn, wenn sie vorher aufgestanden wäre, dann wäre auch Herr Meinhard gegangen. Das war mir dann auch klar.

Dieser Abend war noch lange Gesprächsthema bei der Erörterung, was hätte sein können, wenn ... Im nächsten Jahr verkündete er offiziell seine Verlobung mit unserer Sportlehrerin, die wir daraufhin nicht mehr besonders mochten. Das war’s aber auch mit unserem Bemühen um gute Mathe-Noten.

Wenn ich wär, wie ich nicht bin

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