Читать книгу Wenn ich wär, wie ich nicht bin - Kirsten Steineckert - Страница 8

FRÜHSCHOPPEN

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Mein Vater hat jeden Sonntag mit mir einen Spaziergang zum Frühschoppen zu Jaschinsky’s in die Eckkneipe gemacht. Dort hatte er seinen Stammplatz. Gleich neben der Theke. Nach einer gewissen Weile wurde ich hungrig, wahrscheinlich nach dem 3., vielleicht aber auch 6. Bier; keine Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse meines Vaters.

Onkel Jaschinsky liebte es nicht, wenn ich die anderen Gäste störte und er seinen guten Freund Walter nach Hause schicken musste, damit die leibliche Mutter dem Kind das Mittagessen machen konnte.

Damals wäre es undenkbar gewesen, dass ein »gestandenes Mannsbild«, sich dafür verantwortlich gefühlt hätte. Dazu hatte man ja seine Frau. Mein Vater war keine Ausnahme, er war so wie seine Generation war.

Papa macht Kind mit Mama, Mama bleibt mit Kind zu Hause. Wenn Papa jagen geht, macht sie alles schön für den Jäger. Wenn er mit Beute nach Hause kommt, dankt sie ihm für seine Heldentaten und tut die Suppe auf. Er streicht dem Kind über den Kopf, wenn es brav war, auch mal Mama, wenn er meint, sie hätte es verdient. Papa gibt Mama Küsschen, auch wenn sie gerade nicht will und tut ihr weh, wenn sie es erst recht nicht will. Manchmal hat sie einfach anderes zu tun oder teilt seine Freude an der Freude nicht.

Wenn er laut wird, das Kind in der Tür steht und Mama retten will, lachen beide und tun so, als wäre alles nur ein Spiel. Manchmal wird Papa auch sehr böse, wenn Mama immer öfter nicht so will, wie er. Darauf kann er keine Rücksicht nehmen, sie hat gefälligst ihren ehelichen Pflichten nachzukommen.

Schlimm genug, dass sie immer noch darauf herumreitet, dass er mal mit der Sekretärin was hatte; oder mit der Neuen vom Vertrieb. Da war sie doch schwanger und was hat sie denn erwartet, mit dem Bauch! Schon im 6. Monat war doch die Taille weg, also bitte, das muss sie doch verstehen. Na gut, über die paar Pfund, die sie jetzt noch zu viel hat, da sieht er großzügig hinweg. Sie wird sich doch wohl ein bisschen zusammenreißen können, sonst muss sie sich nicht wundern ... Er ist ja schließlich auch nur ein Mann.

Mama wollte sich nicht weiter wundern, da hat sie eines Tages Kind und einen Koffer genommen und ist in eine andere Wohnung gezogen.

Da hat sich Papa aber gewundert.

Wenn ich wär, wie ich nicht bin

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