Читать книгу Short Stories - Kitty Stone - Страница 11

- Der Angriff –

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Wohlig streckte ich mich und tastete mit der Hand neben mir. Schon klar, Elias war nicht mehr da. Dafür brannte das Feuer und Kaffeegeruch zog durchs Zimmer.

Im Bad war das Wasser aufgefüllt und aufgeräumt hatte er auch mal wieder. Schon klar. Das war so ein Nachtsding. Mich befriedigen und dann hier für Ordnung sorgen. Gut, daran könnte ich mich wirklich gewöhnen. Auch an das Wundsein zwischen den Beinen.

Grinsend trat ich aus dem Bad und wäre fast wieder rückwärts hineingefallen.

„Verdammt, Ben. Du hast mich vielleicht erschreckt.“ Das stimmte. Der Mann lehnte lässig neben der Kaffeemaschine und schien sich bedient zu haben.

„Und du siehst gut aus.“ Er ließ seinen Blick über meinen Körper wandern und mir wurde bewusst, dass ich im Shirt und kurzer Hose – natürlich ohne Unterwäsche – dort stand. Ich schnappte mir meine Klamotten vom Stuhl und verschwand blitzschnell wieder im Bad. Was machte Ben hier? Und warum war neuerdings jeder Mann der Meinung, er könne einfach hier hereinspazieren?

Wütend kam ich heraus. „Hat man dir nicht beigebracht, zu klopfen?“

Er zog fragend eine Augenbraue hoch. „Ich habe geklopft, aber du hast nicht reagiert … verständlich, da du im Bad warst.“

„Und da bist du nicht auf die Idee gekommen, draußen zu warten?“

„Äh nein, es ist kalt, Hope?“ Spöttisch schaute er mich an.

„Was, wenn ich nackt herausgekommen wäre?“ Ich stemmte die Hände in die Hüften.

„Also mich hätte das nicht gestört. Ganz im Gegenteil, Hope.“

Er stellte seine Tasse ab und kam langsam auf mich zu. Sein Lächeln hatte etwas raubtierhaftes, mir gefiel das ganz und gar nicht.

„Was soll das?“, fragte ich verunsichert nach und wich zurück.

„Weißt du, Hope, du gefällst mir wirklich gut.“

Die Wand hinter mir stoppte meinen Rückzug und Ben schritt weiter auf mich zu. Kurz vor mir hielt er und schaute mich gierig an. Mit einem Finger fuhr er über meine Wange. „Du bist wirklich wundervoll. Dein Ex war so ein Idiot, ehrlich.“

Er fasste mein Kinn und als ich sah, was er vorhatte, wollte ich den Kopf wegdrehen. Es blieb beim Wollen, denn der Griff war unnachgiebig und er presste seine Lippen auf meine. Endlich kam Leben in meinem Körper und ich stemmte meine Arme gegen ihn. Doch es war so, als ob ich gegen eine Wand ankämpfte. Er schob seine Zunge in meinem Mund. Ich dachte nicht weiter nach und biss zu.

Sein Brüllen zeigte mir, dass es wohl wehgetan hatte und er wich zwei Schritte zurück.

„Was soll das, verdammt nochmal? Spinnst du?“, brüllte er los. Klar, es hatte sicher wehgetan, aber was küsste der Blödmann mich gegen meinen Willen.

Er kam wieder auf mich zu und packte mich grob am Arm. „Hey, ich habe dich was gefragt! Was sollte das?“ Er riss heftig an mir.

„Lass mich los, Ben. Und hör einfach auf, mich gegen meinen Willen zu küssen!“, brüllte ich zurück.

„Du wolltest es doch!“ Er schüttelte und ich krachte mit dem Kopf gegen die Wand.

„Hör auf, du tust mir weh!“

Ich trat ihm vors Schienbein und überrascht ließ er mich los. Das nutzte ich und rannte blitzschnell an ihm vorbei. Nur wohin? In der Hütte konnte ich mich nirgends verstecken, also musste ich raus. Leider konnte ich ihn nicht fragen, ob ich mir vorher eine Jacke und vor allen Dingen Schuhe anziehen durfte und so rannte ich, wie ich war, hinaus in die Kälte.

Ben brüllte mir hinterher und ich hörte, wie er mir auf den Fersen war. Die kalte Luft brannte in den Lungen und meine Füße schmerzten, als sich die Socken mit Nässe vollgezogen hatten. Er war schneller und brachte mich zu Fall. Ich schrie und trat, während es mich in den Schnee warf, doch Ben ignorierte meine Gegenwehr und riss mich auf die Füße.

Meine Fingernägel fuhren durch sein Gesicht und er schrie auf. Der Schlag traf mich unvermittelt und hart im Gesicht. Mein Kopf wurde zurückgeschleudert. Während ich zu Boden sackte, hörte ich ein furchteinflößendes Brüllen, dann wurde alles dunkel um mich herum.

Ich schlug die Augen auf und als erstes schoss der Schmerz durch meinen Kopf. „Scheiße, scheiße tut das weh“, jammerte ich und hielt mir den Kopf. Dann sprang ich auf, der Raum fing sich an zu drehen und bevor ich zu Boden gehen konnte, stützte mich ein felliges Etwas ab.

Meine Finger gruben sich in dieses und ich hielt die Augen geschlossen, um die aufsteigende Übelkeit in den Griff zu bekommen.

Tief ein- und ausatmen, wies ich mich selbst in Gedanken an und nicht nur die Magensäure beruhigte sich wieder, sondern auch die Schmerzen waren nicht mehr ganz so schlimm.

Als ich die Augen öffnete, überlegte ich mir, ob die Ohnmacht nicht doch eine wundervolle Alternative gewesen war. Denn meine Finger hatte ich in einem Bärenfell vergraben. Und der Bär war echt und lebte. Kein ausgestopftes Tier, was hier durch Zufall gerade herumstand.

Das Tier schaute mich aus besorgten, fast schwarzen Augen an. Ich hatte ganz gewaltig einen Schlag abbekommen. Denn weder konnte sich hier ein lebendiger Bär im Raum befinden, noch schaute er mich mit besorgtem Blick an.

Langsam lockerte ich meinen Griff, ließ das Tier los und ging zwei Schritte zurück. Es folgte mir nicht, bedrohte mich auch nicht, sondern blickte mich weiterhin an.

„Du tust mir nichts, oder?“

Ganz sanft wiegt es den Kopf. Klar, logisch. Die Wahnvorstellung verneinte.

„Natürlich, ich stehe hier und unterhalte mich mit einem Bären ...“

Ein leises Brummen erklang.

„Oh Gott, Ben. Er ist nicht mehr da?“

Ein tiefes Grollen stieg aus der Kehle des Tieres auf und es schüttelte den Kopf.

Ich war so durch. Es beruhigte mich, dass Ben weg war, aber dass der große Bär immer noch im Raum stand, ließ mich kalt.

Seufzend ging ich zur Küche. „Schmerzmittel, dringend.“ Ich nahm mir ein Glas, füllte Wasser hinein und als ich mich umdrehte, staunte ich nicht schlecht. Das Tier stand mit einer Tasche im Maul vor mir. Nicht mit irgendeiner, nein, mit meiner kleinen Notfalltasche, in der ich die Medikamente aufbewahrte.

„Danke“, murmelte ich und kramte die Tabletten hervor. Dann musterte ich den braunen Kerl. „Du hast mich gerettet, richtig?“, fragte ich leise und er stupste mich leicht an.

Fantastisch, ich unterhielt mich gerade weiter mit meiner Halluzination. Mit viel Wasser spülte ich die zwei Tabletten herunter und bemerkte den desolaten Zustand meiner Kleidung und die dreckigen Füße. Vorsichtig ging ich an dem Bären vorbei, der mich keine Sekunde aus den Augen ließ.

„Ich will nur ins Bad, mich waschen.“ Als ob er mich verstehen würde. Auf kalten Füßen schritt ich ins Bad und goss Wasser in den Topf, um es auf dem Ofen heißzumachen. Kaltes Wasser war schon in der Wachschüssel, so konnte ich mich in Ruhe ausziehen, während das Wasser heiß wurde. Als mein Blick in den Spiegel fiel, zog ich scharf die Luft ein.

Nachdem ich die Haare zur Seite geschoben hatte, war jetzt schon an der Wange Richtung Schläfe hin eine Schwellung und eine Verfärbung der Haut zu erkennen.

Das leise Brummen des Bären, der mit schiefgelegtem Kopf vor der Tür stand, riss mich vom Anblick los.

„Ja, der hat gut zugeschlagen.“

Ich schälte mich aus den Klamotten heraus und zuckte zusammen, als ich die Hose über die Hüfte zog. Auch hier prangte schon ein großer Bluterguss. Den musste ich mir bei meinen Sturz zugezogen haben.

„Dieser verdammte Mistkerl“, brummte ich und tiefes Knurren erklang als Zustimmung.

Eigentlich hätte es seltsam sein müssen, nackt vor dem Tier zu stehen, doch genau das Gegenteil war der Fall. Ich goss das heiße Wasser in die Schüssel und holte mir einen Waschlappen.

„Weißt du, die Wildnis gefällt mir wirklich gut. Ich hätte nicht gedacht, dass es mir so wenig ausmachen würde, ohne Strom und fließend Wasser zu sein. Einzig eine heiße Wanne vermisse ich.“ Oh ja, die wäre jetzt wundervoll für meinen geschundenen Körper gewesen. Nach dem Waschen hüllte ich mich in ein großes Handtuch, legte Holz nach und legte mich auf mein Lager. Mit einem leisen Grummeln ließ sich der Bär direkt neben mir nieder, legte den Kopf auf seine Pfoten und schaute mich aus seinen schönen Augen an.

„Wenn du nicht schnarchst, dann darfst du hierbleiben.“ Logisch, ich scherzte nun auch noch mit meinem imaginären Freund herum.

Sein Schnaufen war wohl als Antwort zu verstehen, ob er mich auslachte, oder was es heißen sollte, wusste ich nicht. Ohne Hemmungen kuschelte ich mich an sein weiches Fell und lauschte seinem Herzschlag.

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