Читать книгу Short Stories - Kitty Stone - Страница 13

- Kennenlernen –

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Als ich erwachte, war der Schmerz in der Wange und der Hüfte unangenehm. Der zwischen meinen Beinen ließ mich dagegen lächeln. Ich drehte meinen Kopf und schaute direkt in zwei dunkle Augen.

„Guten Morgen Bär“, grüßte ich ihn. „Dein … dein. Hm, was ist er? Dein Herr? Nein, du schaust nicht begeistert. Hm, dein Freund? Ja? Gut. Hat dich dein Freund wieder als mein Aufpasser hiergelassen?“

Lachte er etwa? Konnten Bären überhaupt lachen? Egal, er lag hier und achtete auf mich. Ich sprang auf, bereute die abrupte Bewegung, ließ mir aber davon nicht die Laune verderben. Im Bad machte ich mich frisch und trank dann meinen morgendlichen Kaffee, den Elias höchstwahrscheinlich wieder vorbereitet hatte.

Heute strahlte die Sonne mit mir um die Wette und ich griff Jacke, Stiefel und Mütze und scheuchte den Bären mit hinaus. „Auf, wir gehen spazieren.“

Die Begeisterung schien sich in Grenzen zu halten, wenn ich das Gesicht richtig deutete. Wobei ich wirklich überlegte, ob Tiere, hier insbesondere Bären, solche Gefühlsregungen zeigen konnten.

Ich genoss die frische Luft, den Schnee unter den Füßen, der leise knarzte, wenn ich darüber ging und blickte immer wieder in die Bäume hinauf, die nicht mehr grün, sondern weißbehangen waren. Ja, so ließ sich der Winter aushalten. Schweigend stapfte ich so durch den Wald, den Bären immer an meiner Seite.

„Kennst du eine schöne Stelle?“, durchbrach ich die Stille, und ein Brummen war von ihm zu vernehmen. Er schlug eine andere Richtung ein und ich folgte ihm. Es ging bergauf, immer weiter und irgendwann auch immer steiler.

Scheiße, ich hatte keine Kondition, wenngleich ich regelmäßig ins Fitnessstudio ging. „Warte“, keuchte ich und stützte mich auf den Oberschenkeln ab. „Heiligst, ich dachte, ich hätte mich im Studio fit gehalten“, japste ich.

Seine feuchte Nase stupste mich ins Gesicht und außer Atem lachte ich. „Ja, ja, ich komme schon.“ Wieder stupste er mich an und stellte sich quer vor mich hin. Er wollte tatsächlich … ich riss die Augen. „Vergiss es, Bär. Ich reite ganz sicher nicht auf dir.“

Entschlossen drückte ich mich wieder in die Senkrechte und stapfte weiter durch den Schnee. Ein Schnauben neben mir ließ mich ihm albern die Zunge rausstrecken.

„Weißt du, ich rede schon mit dir. Wenn ich jetzt noch auf einem Bären reite. Neeee, ganz gewiss nicht.“

Der Aufstieg ging weiter, mir schien jedoch, dass er das Tempo gedrosselt hatte und wir zwar stetig, aber langsam vorankamen. Ich war mir sogar sicher, dass er hin und wieder einen Blick zu mir warf und dabei die Lefzen, sollte man das auch bei Bären so nennen, nach oben zog. Er lachte mich aus? Ich musste Elias dringend bitten, mir mehr über diese Tiere zu erzählen. Schnaufend kamen wir dort an, wo wohl Bär hinwollte. Sanft stupste er mich noch ein Stück weiter und als ich aus dem Schatten der Bäume trat, traf mich fast der Schlag. Man hatte von hier aus einen fantastischen Ausblick über die gesamte Gegend und bei dem Wetter, konnte man Kilometer weit schauen.

„Wow, phänomenal“, hauchte ich und griff in Bärs Fell, der sich neben mich gesetzt hatte.

Ich weiß nicht, wie lange wir so standen, die Aussicht genossen und der Bär eng neben mir saß und mir Wärme spendete. In dem Moment vermisste ich die Großstadt, meine Arbeit und die Hektik noch weniger.

Seufzend strich ich dem Tier über den Kopf und wandte mich herum. Sein Brummen ließ mich umdrehen und irgendwie sah es aus, als ob er mich fragend anschaute.

„Es ist wirklich wundervoll. Für kurze Zeit lässt es einen alle Sorgen vergessen, aber nicht, dass ich in knapp 3 Wochen wieder wegfahre.“

So wie ich mich fühlte, in dem Tonfall knurrte er auch. „Lass uns gehen, ich habe einen … Bärenhunger“, lachte ich, packte übermütig Schnee und warf ihn auf das Tier.

Verdattert schüttelte er sich diesen aus dem Fell und setzte dann hinter mir her, als ich davon rannte. Weit kam ich nicht, da hatte er mich eingeholt und ich verlor das Gleichgewicht. Lachend lag ich unter dem kräftigen Tier und dieses blies mir seinen Atem ins Gesicht. Wenn mich jetzt einer gesehen hätte, der hätte sicher panische Angst um mich gehabt. Das riesige Tier, was sein Gesicht gefährlich nahe an meinem hatte.

Ich schlang meine Arme um seinen Hals und drückte mein Gesicht in das dichte Fell. „Ich danke dir.“

Auf dem weiteren Rückweg stupste er mich immer wieder an, um mir hier und dort Kleinigkeiten zu zeigen, was mich jedes Mal ins Entzücken versetzte. Mittlerweile war ich mir allerdings sicher, dass er kein normaler Bär sein konnte. Natürlich waren Tiere intelligent, aber nicht so.

Als wir uns der Hütte näherten, parkte ein Pick-up davor, den ich vorher noch nie gesehen hatte. Doch schon einige Schritte weiter kam Sam um die Ecke und winkte mir zu. „Hallo Hope, ich bringe Ihnen die Lebensmittel vorbei.“

Ich rannte Sam entgegen und irgendwie freute ich mich, einen Menschen zu sehen, der einfach nur nett zu mir war.

„Hallo Sam, ich freue mich. Sie haben aber Glück, ich war gerade mit Bär spazieren.“

Er schaute mich irritiert an. „Mit wem?“

„Na mit …“, ich drehte mich herum, nur um festzustellen, dass das Tier weit und breit nicht zu sehen war. „Der hat sich wohl versteckt. Der Bär von Elias.“

Sam schaute mich an, als ob ich von einem anderen Planeten stammte. „Elias hat einen Bär?“, fragte er denn verwundert nach. Dann lachte er. „Lassen Sie uns erst mal die Sachen reinbringen. Vielleicht laden Sie mich dann noch auf einen Kaffee ein.“

Ich mochte Sam wirklich. Er war ein netter älterer Mann, wobei er höchstens wie knapp 60 aussah.

Das Feuer spendete Wärme und der Kaffee tat sein Übriges.

„Nun erzähl mal, Mädchen.“

Während des Ausräumens waren wir ins Du übergangen.

„Elias kennst du sicherlich?“, frage ich vorsichtig nach.

„Natürlich. Pine Brook Hill ist ein kleines Kaff. Hier kennt jeder jeden.“

Ach, woher ich die Aussage nur kannte? Aber immerhin wurde mir bestätigt, dass es Elias wirklich gab. Somit musste der Bär auch Wirklichkeit sein.

„Er ist der Bruder von Ben, den du schon kennst.“

Der Bär rückte gerade in den Hintergrund. Ben und Elias waren Brüder?

„Sie sind Brüder?“

„Ja, aber sie stehen sich nicht wirklich nah. Elias war schon 19 Jahre alt, als Ben geboren wurde.“

Das erklärte einiges. Wieder gab es ein neues Puzzleteil, was ich in das Gesamtbild einfügen konnte.

„Und der Bär?“

„Ich weiß nicht, von welchem Bären du sprichst, Hope.“ Sam schüttelte den Kopf. Mir wurde klar, dass er eben gesagt hatte, Elias sei schon 19 gewesen, als Ben zur Welt kam. Das konnte nicht sein, Elias war doch höchstens Anfang 30.

„Wie lange hast du Elias nicht mehr gesehen?“, versuchte ich es auf einem anderen Weg.

„Letzte Woche war er im Laden und hat etwas gekauft, warum?“

Nein, so kam ich auch nicht weiter.

„Hör zu, Mädchen. Hier in Pine Brook Hill ist manches etwas anders. Ich glaube dir, dass du einen Bären gesehen hast. Allerdings soll dir Elias erzählen, was es mit dem Tier und dem Rest auf sich hat.“

„Das hat er schon. Er hat ihn gefunden und großgezogen.“

„Dieser Junge“, murmelte Sam. „Er hat ihn ganz sicher nicht gefunden, Hope. Ich weiß nicht, warum er es dir nicht erzählen möchte, denn du bist ein wirkliches nettes Mädchen und es würde sicher gut gehen.“

Ich verstand jetzt nur noch Bahnhof. Hatte ich eben ein Puzzleteil erhalten, so wurde mir eine komplette Ecke des fertigen Teils wieder zerstört.

„Danke für den Kaffee.“ Sam stand auf und verabschiedete sich, versprach aber, in einigen Tagen wieder vorbeizukommen.

Zum Glück hatte er mich nicht auf mein Hämatom auf der Wange angesprochen. Entweder war es mit meinen Haaren so gut verdeckt gewesen, oder er war zu umsichtig, mich zu fragen.

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