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So schmal wie dürftig. Impressionen aus den neuen EU-Ländern

Nicht nur in Österreich ist Karl-Markus Gauß ein angesehener Essayist und gefragter Rezensent. Große Verdienste hat er sich vor allem als Herausgeber der Salzburger Zeitschrift Literatur und Kritik erworben, und seine in mehreren Büchern aus den letzten Jahren nachzulesenden ethnografischen Erkundungen mittel-, ost- und südosteuropäischer Regionen wurden zu Recht gerühmt. Was hat ihn jetzt dazu bewogen, seinen guten Ruf leichtfertig aufs Spiel zu setzen und elf trotz Überarbeitung wenig inspirierte Kürzestfeuilletons, die fast alle in der Wiener Zeitung Der Standard erschienen sind, als eigenständiges Buch zu veröffentlichen? Es handelt sich hier nicht um eine Sammlung von »Wirtshausgesprächen«, wie der Buchtitel verheißt, auch nicht um Reportagen, sondern um ab und zu in ein Wirtshaus führende, aber auch dort meist in gähnender Langeweile und zerstreuter Beliebigkeit endende Prosaminiaturen, in denen manchmal gesucht skurrile Reiseeindrücke und oft nur vermeintlich originelle Beobachtungen aus einigen 2004 der EU beigetretenen Ländern dargeboten werden. Der Autor erzählt von Russen, Polen, Tataren und anderen Minderheiten an den Rändern der baltischen Staaten, vom Markt in Riga und dem ambivalenten neuen Glanz Krakaus, von den auf beiden Seiten der EU-Grenze lebenden Ruthenen, von der neuesten Stimmung in Istrien und der historisch gewachsenen Gemengelage auf Malta. Immer wieder illustrieren seine bisweilen leicht schrägen Alltagsgeschichtchen die einzige, nicht gerade sensationelle Erkenntnis des Buches: »Die EU hebt nämlich nicht nur Grenzen auf, sie schafft auch neue.« Zwei Staaten aus der »Erweiterungszone« werden erst gar nicht bereist – Zypern wird von einem griechischen Gasthaus in Salzburg aus abgehandelt, Ungarn wird im Speisewagen des »Bártok-Béla-Express« zwischen Salzburg und Wien erledigt. Die fünf Seiten über Begegnungen im slowakischen Städtchen Prešov übernimmt Gauß aus seinem Buch Die Hundeesser von Svinia. Das elfte und letzte Kapitel ist einem ganz außergewöhnlich belesenen Ost- und Mitteleuropa-Experten, einem mit nie erlahmender Neugier reisenden Geistesheroen gewidmet und setzt diesem ein mehr als peinliches Denkmal. Sehr schöne Schwarz-Weiß-Fotos von Kurt Kaindl bebildern dieses überflüssige Bändchen. Sie hätten Besseres verdient.


Karl-Markus Gauß: Wirtshausgespräche in der Erweiterungszone. Mit Fotografien von Kurt Kaindl. Salzburg / Wien 2005: Otto Müller Verlag. 88 S.

KAISERSCHMARRN, RÖSCHTI UND ANDERE SCHMANKERL

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