Читать книгу Der Reisebericht des Hieronymus Münzer - Klaus Herbers - Страница 22
Über ihre Gerichtsverwaltung
ОглавлениеVor Jahren war die Justiz äußerst schlecht, weil die Prokuratoren und Anwälte durch ihre Machenschaften Gerechtigkeit und Recht verdreht hatten, wie es augenblicklich in DeutschlandDeutschland, L. und unseren Ländern geschieht. In dem Jahr, in dem der ehrwürdige KönigFerdinand II., Kg. von Aragón (1479–1516) in BarcelonaBarcelona, Ort war1, versammelte sich die ganze Grafschaft KataloniensKatalonien, L., und mit Zustimmung des Königs wurden acht Rechtsdoktoren ernannt. Sie wurden vom Haus der Deputierten bezahlt, jeder jährlich mit 500 Pfund, was etwa 600 rheinischen Gulden entspricht; außerdem wurde ein königlicher Stellvertreter für die ganze Grafschaft bestimmt. Diese Amtsleute legen, sobald sie die Zeugen der Parteien gehört haben, den Tag zur Urteilsverkündigung fest; man kann nicht mehr appellieren. Es ist ihnen unter Geld- und Körperstrafe verboten, ein Geschenk von irgendjemandem anzunehmen. Man hat jedoch heimlich mehrfach versucht, sie durch Geschenke zu bestechen. In diesem Jahr sind mehr Angelegenheiten erledigt worden als vorher in 20 Jahren. Bei diesem System verlor der König selbst als erster einen Prozess: Ein gewisser Apotheker verlangte mit Recht tausend Dukaten für die Drogen und Arzneien, die ihm für den verstorbenen Vater des Königs geschuldet wurden. Das Urteil erging gegen den König, und als Erbe des Vaters musste er den Apotheker sofort entlohnen. Wenn diese 8 Doktoren und der königliche Stellvertreter ein schlechtes Urteil sprechen, zu dem sie durch Bestechung, Begünstigung, Zorn oder Hass verleitet wurden, kann man anschließend an den König appellieren. Wenn ihnen bewiesen wird, dass falsch geurteilt wurde, wird derjenige, den sie verurteilt hatten, wieder freigesprochen, und sie werden an seiner Statt verurteilt. Folglich sind sie verpflichtet, ihn aus ihrer eigenen Tasche zu entschädigen. Der glorreiche Gott möge diese Rechtsprechung weiter erhalten! In jenen Tagen wurde ein Mann mit seiner Frau verurteilt, weil sie gegenüber einem ehrbaren Mann falsches Zeugnis abgelegt hatten; sie hatten behauptet, er sei ein MarraneMarranen, jüdisch- christliche Konvertiten, wofür er verbrannt wurde. Durch andere richtige Marranen wurden sie als falsche Zeugen entlarvt. Deshalb wurden die beiden auf Eselinnen gebunden und zu Tode geschleift2.