Читать книгу Der Reisebericht des Hieronymus Münzer - Klaus Herbers - Страница 38

Über die Umgangsformen (der Valencianer)

Оглавление

Das valencianische Volk ist sehr höflich und menschlich. Es gibt dort zwei Herzöge – einer von ihnen ist der Sohn des Papstes Alexander VI.Alexander VI. / Rodrigo de Borja, P. (1492–1503)1 –, weiterhin viele Grafen wie den Grafen von OlivaOliva, Geschlecht und den von AversaAversa und Geschlecht, Ort2 sowie mehrere andere, mehr als fünfhundert Ritter. Händler, Handwerker und Kleriker zählt man mehr als zweitausend. Die Männer kleiden sich mit schönen und langen Gewändern. Ebenso sind die Frauen über das Maß hinausgehend herausgeputzt. Vorn sind ihre Kleider ausgeschnitten bis zum Busen, so dass du die Brustwarzen fast wie Knospen der Bäume sehen kannst. Alle schminken sich im Gesicht, benutzen Öle und Duftwasser, was schlecht ist3.

Sie haben auch die Gewohnheit, dass das ganze Volk beiderlei Geschlechtes in den Straßen vom frühen Abend bis in die Nacht hinein spazieren geht; in so großer Menge, dass du dich auf einem Fest wähnst. Jedoch belästigt niemand die anderen. Hätte ich es nicht mit meinen edlen Begleitern, den Kaufleuten aus RavensburgRavensburg, Ort, gesehen, so würde ich es kaum geglaubt haben. Die Lebensmittelgeschäfte sind offen bis Mitternacht, so kannst du zu jeder gewünschten Stunde in ihnen kaufen, was du willst. Es gäbe viel über diese Dinge zu schreiben, ich übergehe dies, weil ich mich kurz fassen möchte. Die SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) haben ein eigenes ViertelValencia, OrtAljama, das mit einer Mauer umgeben ist wie bei den Juden von RegensburgRegensburg, Ort4. In den Gemeinden und Ortschaften bei der Stadt gibt es fast ausschließlich Sarazenen, die sich fleißig der Bearbeitung des Bodens widmen.

Am neunten Oktober verließen wir ValenciaValencia, Ort und durchquerten eine sehr schöne und besiedelte Ebene, 6 Meilen lang, danach kamen wir zum Ort und zur Burg von Alcira. Dieser Ort ist groß und bringt verschiedene Früchte im Übermaß hervor. Schon früh ritten wir dann 16 Meilen und zwei Tage lang durch eine schroffe und steile Bergwelt sowie vornehme Orte. Schließlich gelangten wir zu einem Ort und einer Ebene mit Flüssen, dort lag die Stadt Xàtiva/JátivaXàtiva / Jàtiva, Ort mit einer sehr edlen BurgXàtiva / Jàtiva, OrtBurg. Welch großen KanalXàtiva / Jàtiva, OrtKanal hat auch diese Stadt Játiva, der bestes Wasser führt und dessen Ursprung wir in der Nähe des Bergjoches passierten. Wir kamen zu der schönen Seestadt AlicanteAlicante, Ort. Während wir durch eine bergige Gegend ritten, sahen wir fruchtbares Land mit Färberpflanzen, ebenso Kümmel oder Espartogras, mit Anis und anderen Pflanzen. Alicante liegt am Meer gegen Süden. Im Norden ragt ein sehr hoher Berg auf, auf dessen Gipfel eine wunderbare Burg steht5. Am Fuß des Berges liegt eine besiedelte Ortschaft mit ungefähr fünfhundert Häusern. Dort gibt es unter anderem eine Kirche der Heiligen Jungfrau MariaMaria / Maryam, Hl., bibl. Gestalt, Mutter Jesu Christi, die am Hauptaltar eine wunderbare Altartafel hat, welche die Inhaber der Kirche vor kurzem für 1500 Dukaten kauften6.

Der Reisebericht des Hieronymus Münzer

Подняться наверх