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Über die verschiedenen Früchte SpaniensSpanien, L.

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Das Land von ValenciaValencia, Ort1 ist äußerst fruchtbar, wie ich schon gesagt habe; es bringt Früchte in großer Zahl hervor, die in andere Gegenden exportiert werden und aus denen die Leute große Gewinne ziehen. Die deutschen Kaufleute erzählten mir von weiteren Früchten, aber ich kann sie nicht alle aufzählen2. Unter anderem ist das Zuckerrohr sehr verbreitet, ich beobachtete in einem gewissen Haus, wie es in großer Menge gekocht wurde. Ich sah viele Gefäße, in denen sie den Zucker schmelzen und riesengroße Pyramiden daraus bauen! Es war eine höchste Anstrengung, die mit vielen Knechten ausgeführt wurde. Wir sahen, wie der Zucker gereinigt, gekocht, das Beste ausgesucht und wie der Kandiszucker produziert wurde. Für uns war dies eine sehr aufschlussreiche Vorführung. Wir sahen auch, wie Zuckerrohr wächst, und wir probierten den Saft, aus den Rohren extrahiert. Der Besitzer des Betriebs – ein sehr ehrenwerter und glaubwürdiger Mann – sagte mir, dass in den Gegenden von Valencia, woher er stamme, jährlich etwa 6000 kargi, das entspricht zehntausend Nürnberger Zentnern, produziert werden.

Dort wird ebenso in großem Maße Seide von guter Qualität gewonnen und verarbeitet. Es gibt zwei Sträucher, von deren Blättern sich die Seidenraupen ernähren. Der erste ist der schwarze Maulbeerbaum, der als Früchte Maulbeeren hervorbringt. Mit seinen Blättern ernährt man die Seidenraupen in ItalienItalien, L., zum Beispiel in FlorenzFlorenz, Ort, VenedigVenedig, Ort und BolognaBologna, Ort. Der andere Baum gleicht dem Maulbeerbaum, aber er trägt keine Frucht und hat grüne und samtige Blätter ähnlich wie die Pappel. Damit nähren sie die Seidenraupen. Wir sahen in ValenciaValencia, Ort unzählige Werkstätten, wo sie Seide verarbeiten.

Ebenso wächst dort reichlich die Kermesbeere, mit deren Hilfe die edelsten Tücher gefärbt werden. Es ist ein kleiner Baum mit kleinen Blättern, gezackt und sehr dornig. Die Früchte erscheinen im November grün, und im Mai, wenn sie reif sind, zeigen sie eine tiefrote Farbe. Sie haben die Form von Wacholderbeeren. Das Pfund wird für einen Dukaten und mehr verkauft, denn man muss die Frucht lange Zeit sammeln, bevor die Armen ein Pfund zusammengebracht haben; ähnlich verhält es sich in PolenPolen, L. mit der Kermesbeere, das heißt mit der Scharlachbeere3.

Es gibt auch ein sehr mildes Öl in großer Menge. Niemals sah ich größere und mildere Oliven.

Wunderbar ist auch der Überfluss an Wolle, die nach GenuaGenua, Ort und nach VenedigVenedig, Ort gebracht wird4. Ebenso werden in der Stadt ValenciaValencia, Ort und dem ganzen Reich hervorragende Tücher hergestellt.

Der sehr gute Morfedrawein5, der früher Saguntwein genannt wurde, ist ebenso anzutreffen. Als das ruhmreiche römische Reich in Blüte stand, reichte das Anbaugebiet fast bis zum Meer; aber heute ist es wie in ähnlichen Fällen kleiner geworden. Aus der Stadt AlicanteAlicante, Ort wird eine große Menge edelsten Weines nach EnglandEngland, L. und Niederdeutschland exportiert.

Ebenso werden ganze Schiffe mit gepressten und getrockneten Trauben, die von den SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) sehr gut zubereitet werden, nach ganz Europa bis nach EnglandEngland, L., FrankreichFrankreich, L., DeutschlandDeutschland, L., ItalienItalien, L. und in andere Länder geschickt6.

Weiterhin findet man Feigen, Reis und süßesten Honig, den die Bienen aus Rosmarinblüten herbringen. Ebenso gibt es Wachs und Leder von Hammelhäuten und so weiter, die mit einer großen Perfektion in verschiedenen Farben gefärbt werden, vor allem mit Apfelsinensaft und mit anderen Flüssigkeiten; es gibt nichts Besseres. Sie haben auch Espartogras, in der Art von Korbweide oder Binse, damit stellen sie dicke Seile und Taue her, wie wir im Seehafen von AlicanteAlicante, Ort sahen, und sie schicken damit voll beladene Schiffe in andere Gegenden.7

Vor allem gibt es dort eine Art Schlamm oder Tonerde, die anderswo nicht zu finden ist. Daraus stellen sie so große Gefäße her, man könnte glauben, es seien Weinfässer. In einigen von ihnen lassen sich leicht 3 oder 4 Amphoren unterbringen, die wir „aymer“ nennen.

Sie fertigen auch Suppennäpfe, Teller, Krüge und verschiedene Dinge dieser Art, und sie bemalen sie so schön, dass du glaubst, sie seien mit Gold oder Silber verziert. Diese schicken sie mit vollbeladenen Schiffen nach VenedigVenedig, Ort, FlorenzFlorenz, Ort, SevillaSevilla, Ort, PortugalPortugal, L., AvignonAvignon, Ort, LyonLyon, Ort und weiteren Orten zum Kauf. Es gibt ausgesprochen viele Töpfer. Was gibt es sonst noch? Wunderbar wirkt der Herr in diesen Gegenden!

Ich übergehe den Safran, der dort in beträchtlicher Menge wächst8; ich übergehe ebenso den Anis, den Fenchel, den Kümmel, die Zitrusfrucht und Weiteres. Ich kann nicht alle Dinge aufzählen; so schicken sie den Zimt in großer Menge von AlicanteAlicante, Ort nach FlandernFlandern, L.. Dies tun sie auch mit dem Safran Cartamus, der in der Volkssprache „Saffla“ genannt wird. Dies ist ein wilder Safran, um Tücher zu färben. Ebenso übergehe ich die rote Farbe.

Der Reisebericht des Hieronymus Münzer

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