Читать книгу Der Reisebericht des Hieronymus Münzer - Klaus Herbers - Страница 39

Über die Früchte in AlicanteAlicante, Ort

Оглавление

Auf einem Berg am Meer gegen Westen findet man ein edles Mineralsalz, das man wie das Alaun gewinnt und das sie in verschiedene Häfen, zum Beispiel nach GenuaGenua, Ort und andere Orte transportieren. Es gibt in einem Tal des Küstenbereiches, das von SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) bewohnt wird, Rosinen in solch großen Mengen, dass jedes Jahr etwa 10 oder 15tausend Zentner nach ganz Europa exportiert werden. Man bereitet diese auf folgende Art und Weise: Im August, wenn die Früchte und Trauben reif sind, setzen die Sarazenen eine Lauge aus der Asche von Weinstöcken und anderen kleinen Bäumen an; sie lassen diese 8 Tage lang in einem Gefäß ruhen. Schließlich sieden sie diese in einem großen Topf, und mit einem eisernen, durchlöcherten Schöpflöffel führen sie die Trauben in die siedende Lauge ein. Alles Verfaulte der Früchte wird durch die Lauge absorbiert und bleibt nicht in den Früchten. Sie nehmen die Früchte heraus und legen sie 8 oder zehn Tage lang auf Binsenmatten zum Trocknen in die Sonne; schließlich füllen sie diese in Gefäße oder Kiepen aus Espartogras und verkaufen sie. Die Rosine wird auch in anderen Orten zwischen ValenciaValencia, Ort und AlicanteAlicante, Ort hergestellt. Aber jener ist der wichtigste. Der Graf von ConcentainaCocentaina, L. ist der unumschränkte Herr dieser Mauren1. Es gibt dort auch viele Ortschaften, (die Rosinen herstellen), eine heißt AspeAspe, Ort. Die Toledaner fügen (zur Herstellung der Rosinen) der Lauge Öl hinzu und wässern die Früchte in dieser Lauge. Dann nehmen sie sie heraus und trocknen sie. Anschließend besprengen sie sie mit ein wenig Honigwasser, dem etwas Mehl beigegeben ist, und bewahren sie in Körben auf2.

Es wächst auch in den Meergegenden gegen Osten eine große Menge an Weißwein; allerdings noch mehr schwarzer Rotwein, der ‘Alakant’ genannt wird. Dieser wird nach EnglandEngland, L., SchottlandSchottland, L., FlandernFlandern, L. und in andere Orte Europas geschickt. In Flandern färbt und mischt man hiermit Rheinwein, um diesen etwas zu verstärken. Der Alakant-Wein wird in bewundernswert großer Menge hergestellt. An jenem Tag gab es dort 26 Schiffe aus der BiskayaBiskaya, L., aus Flandern und anderen Gegenden, die dort mit Wein und anderen Dingen beladen wurden. In dieser Gegend werden ebenso Mandeln und Reis in großer Menge geerntet3. Dies sagte mir ein deutscher Kaufmann aus KemptenKempten, Ort, ein sehr vertrauenswürdiger Mann namens Jodocus SchedlerSchedler, Jodocus, dt. Kaufmann, der seit vielen Jahren im Namen der Handelsgesellschaft von RavensburgRavensburg, Ort dort kaufte und der uns große Ehren erwies4. Er versicherte mir, dass in vielen Jahren in diesem relativ kleinen Gebiet bis zu siebzig some5 von süßen Mandeln gewonnen werden, die nach Flandern, England und an andere Orte transportiert werden. Und in ähnlicher Weise unzählbare Mengen an Reis.

Am zwölften Oktober verließen wir AlicanteAlicante, Ort und durchquerten eine unfruchtbare Ebene, die früher wegen der wegelagernden SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) als sehr gefährlich galt. Wir ritten zwei Meilen und gelangten dann durch eine andere Niederung, die fruchtbar ist und durch Flüsse bewässert wird, zur Ortschaft Elche, was im Lateinischen „gemischt“ oder „Hermaphrodit“ bedeutet, denn dieser Ort liegt zwischen den Grenzen von GranadaGranada, Ort und von ValenciaValencia, Ort, manchmal begünstigten sie die Christen, manchmal die Sarazenen. Es ist ein sehr fruchtbarer Ort, der viel Öl hervorbringt. Nirgendwo gibt es mehr. Niemals habe ich bis heute so viele Palmen gesehen wie auf diesem Weg; die Datteln dieser Bäume sind, wenn sie reif werden, nicht ganz so süß wie in AfrikaAfrika, L., weil diese Gegend weniger heiß ist. Oh, wie fruchtbar dieser Ort ist! Ihn bewohnen Christen und auch viele Sarazenen.

Am 13. Oktober durchquerten wir eine unfruchtbare Ebene und einige Ortschaften der SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) und gelangten nach 5 Meilen in die Stadt OrihuelaOrihuela, Ort, die in einer fruchtbaren und bewässerten Gegend liegt. Es ist eine große Stadt mit 5000 Häusern, am Fuße eines südlich gelegenen Berges. Auf der Höhe des Berges gibt es eine vornehme BurgOrihuela, OrtBurg6. Die Stadt unterliegt der königlichen Jurisdiktion und ist 11 kleine Meilen von CartagenaCartagena, Ort entfernt, einer Seestadt, die früher HannibalHannibal († 183 v. Chr.), karthagischer Feldherr, der Afrikaner, gründete und Cartago Nova nannte. Heute ist sie verfallen, so wie andere (Orte), die zu einem kleinen Ort schrumpften7. Orihuela ist, wie ich bereits sagte, groß und wird von einem Fluss namens SeguraSegura / Secura, Fluß bewässert, der über MurciaMurcia, Ort aus KastilienKastilien, L. kommt. Der Ort liegt an der Grenze des Reiches von ValenciaValencia, Ort. Wer aus der Stadt herausgeht, betritt sofort das Reich von Kastilien. Die Gegend von Orihuela ist fruchtbar, eben, reich an Datteln, Feigen und anderen edlen Früchten dieses Landes. Alle Bewohner sind Christen.

Am 14. Oktober, nachdem wir 4 Meilen durch eine Ebene und fruchtbare Landschaft geritten waren, kamen wir zur sehr alten Stadt MurciaMurcia, Ort, die so groß ist wie NürnbergNürnberg, Ort, wie ich von einem sehr hohen Turm aus feststellte. Der Ort hat eine schmucke, große und gewölbte KircheMurcia, OrtSanta María, K., die 82 Schritte breit und 130 lang ist, mit schönen Kapellen, einem großen Chorraum mit einem hervorragenden Chorgestühl sowie mit einem sehr schönen Kreuzgang. Sie ist Mariä Geburt geweiht und hat einen Bischof8. Die Stadt liegt in einer schönen und großen Ebene, die ähnlich wie MailandMailand, Ort vollständig von Bergen umsäumt ist. Es gibt einen Fluss mit Namen SecuraSegura / Secura, Fluß, der das ganze Land durch verschiedene Wasserläufe bewässert. Es war früher ein eigenes Reich, das Reich von Murcia genannt. Heute gehört es zum Reich KastilienKastilien, L.9. Dort liegt die erste Stadt des Königreiches von ValenciaValencia, Ort im Südwesten. Früher unterstand sie dem Bischof von CartagenaCartagena, Ort. Nachdem inzwischen Cartagena zu einem kleineren Ort geworden ist, hat Murcia selbst einen eigenen Bischof10. Das Land ist sehr fruchtbar, es bringt Öl, Reis, Mandeln, Getreide hervor; alle Lebensmittel werden zu vorzüglichen Preisen verkauft.

Am selben Tag verließen wir MurciaMurcia, Ort, und nach 6 langen Meilen durch ein ebenes Gelände, das überall vor allen Dingen mit Espartogras und einer Pflanze namens Kali – in der Volkssprache nennen sie sie sosa – bewachsen ist, kamen wir zu einem kleinen Ort, das heißt einem kleinen Dorf mit etwa 30 Häusern. Auf dem Berg steht eine wunderbare Burg, die AlhamaAlhama de Murcia, Ort heißt11. Wir trafen dort auf zwei Thermen mit heißem und klarem Wasser, in denen wir uns wuschen; es ist sehr gut für die Wassersüchtigen, für Koliken und andere Krankheiten. Wir fanden dort auch eine hervorragende Glaserwerkstatt. Sie nehmen zwei Teile der Asche von dem Kaligras, das sie sosa nennen, und einen Teil schneeweißen Sandes, der mit einem großen Stein fein zermahlen wird, und sie bearbeiten dies mit einem großen Mühlstein. Hieraus machen sie schließlich einen großen Teig, wie für enorme Brote, und brennen ihn im Backofen12. Heraus kommt eine Mischung wie die Asche oder Pottasche, die wir „Waidasch“ nennen. Sie schmelzen diese Masse im Ofen und stellen verschiedene Arten von Glas unterschiedlicher Farbe her, durchsichtig und in verschiedenen Farbgebungen schicken sie dies in verschiedene Länder. Der Eigentümer zeigte mir alle – ein eindrucksvoller Anblick. Die genannte Pflanze wächst hier in so großem Übermaß wie Kraut in DeutschlandDeutschland, L.. Sie ist ähnlich wie der Ginster hochgewachsen, und die Früchte gleichen der Frucht und den Blüten der Haselnüsse; sie sind grün und weich. Die (Glas-) Masse wird an verschiedene Orte gesandt. Wenn du ein kristallklares Glas wünschst, musst du mehr weißen und feinen Sand hinzufügen, der feiner ist als derjenige, der in NürnbergNürnberg, Ort in die (Sand-)Uhren gegeben wird. Noch bessere sosa wächst jedoch in KatalonienKatalonien, L. und ValenciaValencia, Ort; hieraus werden hervorragende Gläser hergestellt.

Das Wasser auf der Höhe des Berges und der Burg ist kalt und angenehm, die Menge genügt für den ganzen Ort und die Landwirtschaft. Unten ist es hingegen heiß und versorgt einige schöne Thermen, wie ich schon oben beschrieben habe. Ich habe eine Stunde lang gebadet und bin gut und ausgiebig ins Schwitzen gekommen; 8 Tage lang spürte ich die Erholung des Körpers und meiner Kräfte13.

Der Reisebericht des Hieronymus Münzer

Подняться наверх