Читать книгу Hier kommt der Antipastidepp - Klaus Nüchtern - Страница 7
Sein höflichstes Groupie
ОглавлениеStändig kaufe ich Klaus Nüchtern als Zeichen meiner Zuneigung und Bewunderung kleine Geschenke, die ich ihm aber nie gebe, weil ich schüchtern bin und er verheiratet ist. Außerdem ist er ein hohes Tier beim Falter, jener in Österreich weltberühmten Wiener Stadtzeitung, in der Woche für Woche seine Kolumne „Nüchtern betrachtet“ erscheint, derentwegen es sicher sogar Aberdutzende Auslandsabos gibt. (Würde ich nach Rangiroa auswandern, würde ich jedenfalls eines bestellen, selbst wenn mich das Blatt nur sporadisch und mit monatelanger Verspätung per Fischtrawler und als Langusteneinwickelpapier missbraucht erreichen sollte.)
Nüchtern ist mein Hero. So jemandem schenkt man anlässlich seiner vierten Buchpräsentation nicht einfach den Soundtrack zu Robert Altmans „Prêtà-Porter“, bloß weil da drauf eine musikalische Eintagsfliege namens Ini Kamoze aus Jamaika einen Song mit dem Titel „Here Comes the Hotstepper“ (Heartical Mix) singt, was doch frappant an den Titel der vorliegenden Kolumnensammlung gemahnt, nicht? Noch dazu lautet die zweite Zeile im Songtext „I’m the lyrical gangster“ – passt doch super auf den Meister der literarischen Kurzform mit Tapirgeschmack! Aber als Chefredakteurin eines bedeutenden österreichischen Reisemagazins, das originellerweise auch noch so heißt, hält man besser einen gebührenden Respektabstand zum verehrten Antipastideppen und erbittet Gastbeiträge bloß mittels distanzierter E-Mails: „Mein Herr, mir kam zu Ohren, Sie planen zum wiederholten Male eine Berlinreise. Haben Sie doch die Güte und schreiben Sie mir eine Coverstory! Und laichen Sie nicht wieder alles vorher in Ihrer Kolumne ab, damit bei mir auch noch ein paar Quappen schlüpfen, ja?“ So geschehen. Klaus Nüchtern füllt und faltet nämlich nicht nur das eigene Heimatblatt gewissenhaft, sondern schreibt auch noch fleißig und folgsam für fast jeden, der ihn ausreichend lieb oder streng darum bittet (Die Zeit, Züritipp, Reisemagazin). Muss er auch. Was sich der Mann Klamotten und gefülltes Gemüse kauft, geht in keine Kuh. Das kostet! Da ist jedes Honorar willkommen.
Den raffiniert geformten Honiglöffel, den ich für ihn bei Manufactum bestellt habe, trau ich mich nun natürlich auch nicht zu schicken, nachdem ich in der Zeitung lesen musste, dass ihm seine Frau bereits einen aus Olivenholz geschnitzten geschenkt hat. Das Begleitbillett („Zeit für einen Zweithoniglöffel!“) landete zerknüllt in meinem Papierkorb. In meinen Schubladen und Schränken stapeln sich nie überreichte kleine Aufmerksamkeiten (Kaurismäki-DVDs, kandierte Zitronen, Krimsekt, künstlerisch gestaltete Ohrenhaartrimmer). Weil ich aber ein fürchterlich schlechtes Gedächtnis habe, vergesse ich nach einiger Zeit verlässlich, was ursprünglich die Idee hinter der Anschaffung war. Ich weiß nur, es wär als Geschenk für Klaus N. gedacht gewesen. Unlängst fand ich im Wäscheschrank eine Schachtel mit einer sauteuren französischen Sandelholzseife, die rätselhafterweise in einem Bett aus Safranfäden ruhte. Ich weiß, ich hab mir irgendwann einmal etwas dabei gedacht.
Christina Dany