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1. Wiedergeburt der Philosophie im Denken Giordano Brunos

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Was meinen wir, wenn wir vom Menschen in der Epoche sprechen, vom griechischen Menschen oder vom Menschen der Neuzeit? Wir anerkennen, dass es kulturellen Wandel gibt und dass dieser sich im Denken und Wirken der Menschen auf lebendige und individuelle Weise spiegelt. Giordano Bruno war ein Mensch der Renaissance. Als „lebendiger Spiegel“ dieser bewegten Zeit wurde er zerbrochen, am 17. Februar 1600 auf dem Platz der Blumen (Campo de` Fiori), in Rom. Ob er auch gebrochen war, als er nackt, wie es heißt, und auf der Grundlage einer Verurteilung als Ketzer durch das Heilige Offizium „an einen Pfahl gebunden und bei lebendigem Leib verbrannt wurde“3, lässt sich wohl nicht mehr in Erfahrung bringen.

Nun sind alle Menschen Kinder und damit lebendige Spiegel ihrer Zeit. Manche aber gibt es, auf die zeigt man noch nach Jahrzehnten und Jahrhunderten, weil sie sichtbar geblieben sind durch ihre Werke und Taten und weil das, was noch heute von ihrem Schaffen kündet, den Anschein vermittelt, als hätten sie das Charakteristische ihrer Zeit nahezu idealtypisch verkörpert, weil ihr Leben und Wirken die typischen Konflikte ihrer Zeit besonders deutlich hervortreten ließen, weil sie vor den großen Herausforderungen ihrer Zeit bravourös bestanden oder tragisch daran scheiterten. In der Rückschau werden sie so zu Vorzeigefällen, zu Exempla, zu Fall- und Lehrbeispielen für das Besondere ihrer Zeit, sei es im Guten wie im Schlechten, im Hohen wie im Gemeinen, in Siegen oder in Niederlagen. Bruno ist ein solches Exemplum. Das erschließt sich aus den Quellen, die uns vorliegen, etwa aus den Akten und Berichten zu den Inquisitionsprozessen, die in Venedig und Rom gegen ihn geführt wurden, aber auch aus seinen Schriften, die neben seinen wissenschaftlich-philosophischen Lehren vielzählige Hinweise enthalten auf die Lebensumstände, denen er sich stellen musste. So tritt uns aus den Quellen ein Gelehrter entgegen, der eine der wichtigsten Kennzeichnungen des Renaissancezeitalters auf eigenwillige, individuelle Weise durchlebte, durchlitt und mit seinem Denken exemplarisch vorführte: Die Befreiung der Philosophie aus einer jahrhundertelang währenden Indienstnahme durch die Theologie.

Giordano Bruno - Märtyrer der Gedankenfreiheit

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