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2 Der Kuznets-Fluch: Die Probleme der Weltwirtschaft heute

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Vielleicht hätte niemand das Puzzle der Weltwirtschaft besser zusammensetzen können als Simon Kuznets, ein russischstämmiger1 amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler, der 1985 starb.

Es mag auf den ersten Blick seltsam erscheinen, dass ein Mann, der Mitte der 1980er-Jahre verstorben ist, für die heutigen globalen wirtschaftlichen Herausforderungen so wichtig ist, aber ich glaube, dass die Probleme, mit denen wir heute konfrontiert sind, vielleicht nicht so groß geworden wären, wenn wir die Lehren dieses Wirtschaftswissenschaftlers und Nobelpreisträgers besser beherzigt hätten.

In der Tat mahnte Kuznets schon vor mehr als 80 Jahren, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ein schlechtes Instrument für die Wirtschaftspolitik sei. Ironischerweise hatte er einige Jahre zuvor mitgeholfen, das Konzept des BIP auf den Weg zu bringen, und seinen Teil dazu beigetragen, dass es zum heiligen Gral der wirtschaftlichen Entwicklung wurde. Er wies auch darauf hin, dass seine eigene Kuznets-Kurve, die zeigte, dass die Einkommensungleichheit mit der Entwicklung einer Volkswirtschaft sank, auf »fragilen Daten« basierte,2 d. h. Daten aus einer relativ kurzen Periode des westlichen Wirtschaftswunders der Nachkriegszeit, das in den 1950er-Jahren stattfand. Sollte sich der Zeitraum seiner Studie als Anomalie herausstellen, wäre die Theorie dieser Kurve widerlegt. Auch der Ableger der Kurve, die sogenannte Umwelt-Kuznets-Kurve, der zufolge die von den Ländern produzierten Umweltschäden ab einem bestimmten Entwicklungsstand ebenfalls abnehmen würden, fand bei Kuznets keine Zustimmung.

Heute leben wir mit den Folgen dessen, dass wir in unseren Analysen nicht strenger oder in unseren Überzeugungen zu dogmatisch waren. Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts ist zu einem alles verschlingenden Ziel geworden, und gleichzeitig ist es ins Stocken geraten. Unsere Volkswirtschaften waren noch nie so entwickelt, doch die Ungleichheit war selten so groß. Und statt einen Rückgang der Umweltverschmutzung zu sehen, wie man vielleicht gehofft hatte, befinden wir uns mitten in einer globalen Umweltkrise.

Dass wir mit dieser Unzahl von Wirtschaftskrisen konfrontiert sind, ist vielleicht der Kuznets-Fluch. Es ist das ultimative »Ich hab’s euch doch gesagt« eines oft missverstandenen Ökonomen und die Grundlage für das Gefühl des Verrats, das Menschen gegenüber ihren Führungspersonen haben. Aber bevor wir tiefer in diesen Fluch einsteigen, wollen wir untersuchen, wer genau Simon Kuznets war, und herausfinden, warum man sich an ihn erinnert.

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