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Wachet auf

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Bibeltext der Woche: Philipper 2,12

Der Zauber eines neuen Anfangs, der von der biblischen Botschaft ausgeht, lässt die Menschen nicht los. Er schafft Hoffnungsbilder, die den Alltag mit seinen vielen Zerrbildern weit übersteigen. Wer erst einmal mit diesen Bildern in der Seele lebt, mit Bildern von Blinden, die sehen, Lahmen, die gehen, von Armen, denen Gerechtigkeit widerfährt, mit Bildern von geheiltem, heilem Leben, der wacht auf! Wer glaubt, dass der Bräutigam kommt, wie es im Choral von Philipp Nicolai lautet, der findet sich nicht ab mit einer Welt, in der vieles noch so ganz anders ist. Der wird sich gerne vom Weckruf des Evangeliums aufrütteln lassen.

Wachet auf! Manche von uns verbindet sicher die Sehnsucht nach einer wachen Kirche, nach Menschen, die aus ihrem Glauben heraus kritisch und aufmerksam das Geschehen drinnen und draußen begleiten. Am 31. Oktober begehen evangelische Christen den Reformationstag – Erneuerung der Kirche durch den Weckruf Martin Luthers, seinen Thesenanschlag 1517. Ein Ruf zu einer wachen Kirche, die sich ihres Fundamentes bewusst ist. Martin Luther hat durch seine Rückbesinnung auf die Heilige Schrift bleibende Wahrheiten erkannt und neu in den Mittelpunkt gestellt. Diese Wahrheiten wecken bis heute auf zu wacher, verantwortlicher Zeitgenossenschaft.

Auch der Apostel Paulus hat persönlich und durch seine Briefe die frühen Gemeinden durch die Verkündigung des menschgewordenen Gottes trösten, aber auch zu angemessenem Verhalten bewegen wollen: »Schaffet, dass ihr selig werdet, mit Furcht und Zittern. Denn Gott ist’s, der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen.« Das aber klingt doch zunächst sehr unevangelisch! Die reformatorische Erkenntnis Martin Luthers war es doch, die von diesem Druck befreit hat! »Mit unsrer Macht ist nichts getan.« Gott rückt uns ins rechte Licht, ohne unsere Anstrengung. Unser Glaube ist ein Geschenk. Niemals kann eigenes Schaffen zur Voraussetzung, zur Bedingung der eigenen Seligkeit werden. Ich kann nur Ja sagen zu dem Angebot, dass Gott mich trägt und ich bei ihm geborgen bin.

Doch bin ich durch die Worte des Paulus angesprochen, auch als Mensch mit Verantwortung für mein eigenes Leben und das meiner Mitwelt zu handeln. »Schaffet!« Jeder von uns hat die Möglichkeit, sein Leben aktiv zu gestalten. Was es alles zu schaffen gibt, kann ich in der Bergpredigt nachlesen: Frieden stiften, Barmherzigkeit üben, mich für Gerechtigkeit einsetzen. Eine Welt, in der Krieg immer noch, und in den letzten Jahren wieder verstärkt, als erlaubtes Mittel der Politik angesehen wird, braucht Friedensstifter. Unsere Gesellschaft, in der die Schere zwischen arm und reich weiter auseinandergeht, braucht dringend solche, die sich für Gerechtigkeit einsetzen. Und eine Welt, in der der Lebensbeginn und das Lebensende immer mehr in die menschliche Verfügungsgewalt gestellt wird, braucht Menschen, die dagegen aufstehen. Es ist gut, finde ich, dass beide große Kirchen in Deutschland hier klar Stellung bezogen haben und ihrer Wächterfunktion gerecht werden.

Wacht auf – immer wieder spüre ich, wie wichtig, wie notwendig es ist, nicht zu dämmern, nicht zu verschlafen. Manchmal ist das in der Tat unbequem, sich aufrütteln zu lassen, es ist anstrengend, Augen und Ohren zu öffnen und Verantwortung zu übernehmen. Aber wenn wir das tun, merken wir, wie Neues beginnt.

In dir bin ich stark

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