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Glaube hoch vier

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Bibeltext der Woche: Matthäus 8, 5 – 13

Wir befinden uns in Palästina, während der Regierungszeit des römischen Kaisers Augustus. Palästina selbst hat in jener Zeit etwa eine ¾ Million Einwohner. Hier sind römische Soldaten stationiert, die diese Flanke des Römischen Reiches sichern, einmal gegen eine unruhige Bevölkerung, zum andern gegen die Parther. Nach dem Tode des Königs Herodes hatten die Römer dieses Gebiet unter seine drei Söhne aufgeteilt. Kapernaum, der Ort hier in unserer Geschichte, ist Grenz- und Zollstation und liegt im Machtbereich eines dieser Söhne von Herodes. Sein Vater Herodes hat den schrecklichen Kindermord von Bethlehem und den Mord an Johannes dem Täufer auf dem Gewissen. Er schreckte auch sonst vor keiner Bluttat zurück.

In unserer Geschichte nun hören wir von einem Hauptmann von Kapernaum, der, nach Lukas, den Juden sogar eine Synagoge gestiftet hat. Den Römern war an einer guten Beziehung zu dem einheimischen Adel und Klerus gelegen. Es verwundert auch nicht, wenn gerade einige von ihnen vom Judentum fasziniert waren, denn der Monotheismus (Glaube an einen Gott) und die strengen moralischen Sitten fanden bei vielen Heiden Anklang. Als Mann von Erfahrung war dem Hauptmann, bei aller Sympathie zum Judentum, sicherlich nicht das Hauptübel der religiösen Führer der damaligen Zeit entgangen: kleinliche Gesetzlichkeit. Die strenge, äußerliche Befolgung des Gesetzes führte zu manchen Absurditäten. So konnte man an einem Sabbat einen Stuhl über einen festen Boden schieben, nicht aber über einen lockeren, denn ein Same hätte sich in die zurückgelassene Spur verirren können, und dann hätte man am Sabbat gepflügt und gesät.

Der Hauptmann einer Besatzungsmacht kommt nun zu Jesus und bittet ihn um etwas. Dass der Hauptmann hier etwas für seinen Knecht erbittet, das nimmt ihm nichts von seiner Würde, im Gegenteil. Jetzt ist es wichtig zu wissen, dass es für einen gesetzestreuen Juden ein Ding der Unmöglichkeit war, in das Haus eines Heiden zu treten (und der Offizier war Heide). Im offiziellen Judentum wurden die Heiden wie die Pest gemieden.

Ich denke, dass der Hauptmann sich schon vorher Gedanken gemacht hatte. Er kannte, wie schon gesagt, die Einstellung der Leute, und vielleicht dachte er sich, wenn Jesus wirklich so helfen kann, wie manche sagen, dann genügt auch ein Wort von ihm. Seine Idee dabei ist durch seinen Soldatenberuf geformt. Wenn er einem Soldaten dies oder jenes sagt, dann geschieht das. Durch sein Feingefühl bekommt er nun ein schon fast einmaliges Kompliment im Neuen Testament: Jesus lobt seinen Glauben.

Jesu Worte zeigen aber auch, in welche Richtung sich der Mensch noch entwickeln kann. »Aber ich sage euch: Viele werden kommen von Osten und von Westen und mit Abraham und Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tisch sitzen; aber die Kinder des Reichs werden hinausgestoßen in die Finsternis.« Ohne Zweifel hat Jesus mit dieser Aussage seine damaligen Zeitgenossen im Blick. Sie stellten sich nämlich vor, mit ihren Vätern (Abraham, Isaak und Jakob) an einem großen Festessen teilzunehmen. Jesus greift ihre Vorstellungen auf, leugnet aber ihren Sonderanspruch, weil sie sich nur auf ihre Tradition, nicht aber auf ihren Glauben berufen. Ist es nun zu gewagt zu behaupten, dass auch das sogenannte christliche Abendland in die Finsternis hinausgestoßen werden kann?

Während meines Theologiestudiums las ich in einer Semesterarbeit eines Kommilitonen über die Worte Jesu: »Wir finden auch heute in unserer Gemeinde einen Teil hauptsächlich älterer Menschen, der sehr fromm ist, jeden Tag in die Kirche geht und sich dabei sehr wohlfühlt, denn er tut damit ja seine christliche Pflicht. Es wird, wie es sich gehört, vielleicht bei jeder Mahlzeit gebetet und ein Prozentteil des Gehaltes auf ein Spendenkonto überwiesen:Alles Lorbeeren, auf denen sich gut ausruhen lässt.« Soweit aus seiner Arbeit.

Wo ist unser Glaube nur Heuchelei statt echter Nachfolge?

Dennoch finde ich, dass Jesu Worte »aber die Kinder des Reichs werden hinausgestoßen in die Finsternis; da wird sein Heulen und Zähneklappern« keine Drohworte sind. Seine Stimme ist eher traurig wegen der vielen Menschen, die da dem Abgrund so unabwendbar entgegenwanken. Jesus kennt die Macht der Verführung, die unser Herz ergreift. Er weiß um das bedrohliche Geheimnis des Teufels, der auch die moralisch Intakten, die Braven und Anständigen packt, und zwar in einer Art und Weise, von der die Betroffenen selbst oft kaum eine Ahnung haben. Der Teufel ist ein Meister der Listen und Täuschungen, nicht nur bestimmte Werbetricks heute können uns davon eine Ahnung vermitteln. Ja, er hat schon oft den Idealismus der Jugend und die guten Kräfte eines Volkes in den Abgrund geführt, obwohl er und seine Helfershelfer allen zunächst als Engel des Lichts erschienen.

Gott hat immer eine positive Absicht mit uns, auch in dem Ärgsten, das er an Gericht und Schrecken hier noch zulässt. Das Positivste und Beste, das ein Mensch tun kann, ist, dass er daran nicht verzweifelt, sondern vertraut. Dies tat auch der Hauptmann in unserer kleinen Geschichte. Erst hinterher erfuhr er von der Wende der Krankheit. Denn Gott kommt nie zu spät. Es scheint nur manchmal, als zögere und zaudere Gott. Er will dadurch nur unsern Glauben stärken.

In dir bin ich stark

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