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Beten ist Handeln

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Bibeltext der Woche: Matthäus 6, 9 – 13

Manchmal beneide ich einen der reichsten Männer der Welt, zu dessen Wohlstand ich immer wieder beitrage, weil ich mit dem Computer umgehe und dabei oft auf seine Programme zurückgreife. Die Rede ist von Bill Gates, dem milliardenschweren Gründer von Microsoft. Er hat sich eine wunderbare Villa bauen lassen mit allem Drum und Dran. Zwar kenne ich seine Gedanken nicht, aber vielleicht denkt er, dass das mit seinem wachsenden Reichtum immer so weitergehen wird, während er in seinem Pool badet und abwartet. Auf so ein Denken, das ich hier natürlich einfach unterstelle, hat der antike Philosoph Seneca treffend geantwortet: »Es ist nicht wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist viel Zeit, die wir nicht nutzen.«

Das Leben nutzen. Wie geht das? Die meisten von uns haben kein wirklich festes Lebensziel vor Augen. Sie hängen sich allenfalls an zweitrangige Dinge: unersättliches Habenwollen, geschäftige Hast in überflüssigen Arbeiten, Hoffnung auf Gewinn, Handel in allen Ländern und auf allen Meeren, Streben nach dem Glück anderer oder die Klage über ihr eigenes Los. Dies zu erreichen, wäre aber nicht im Sinne Gottes für unser Leben. Das wäre ihm nämlich viel zu wenig: Er will ALLES für uns – und nichts für sich, so Luther.

Gott hat nach dem Desaster im Paradies einen Dreistufenplan entwickelt. Alle drei Stufen zusammen bilden eigentlich erst das richtige Leben. Die erste Stufe: Aus einer Mutter werden wir Menschen geboren. Das ist ein Wunder, ein Geschenk. Aber das so geschenkte irdische Leben ist von der Sünde entstellt, es bedarf der Erneuerung und Verwandlung. Die zweite Stufe ist daher ein neues Leben im Geist. In einer Art Wiedergeburt werden wir von einem irdischen Menschen, dem Adam oder der Eva, zu einem Kind Gottes. Das ist das zweite, größere Wunder und ebenfalls ein Geschenk. Dieses Leben, das Leben im Glauben, zielt auf die dritte Stufe, das ewige Leben. In einer Auferstehung mit einem neuen Leib in einer Neuen Welt vollendet sich unser Leben. Alle drei Stufen gehören zusammen. Jede Stufe ist wichtig und kann ohne die andere nicht existieren. Ich will mehr als nur der reichste Mann der Welt sein, will nicht nur ein Drittel des Lebens, sondern alles – und Sie?

Zurück zum Anfang. Was kann ich aktiv tun, um mein Leben auszufüllen? Um Gottes Ziel zu erreichen? Dazu ein Gedanke: Einfach beten! Sie haben richtig gelesen, denn Beten ist Handeln. Ausgerechnet heute, in dieser Zeit. Beten, das sei »abergläubischer Wahn«, wie es Immanuel Kant den Christen vorwarf. Mit der Beterei, so meinte er, würden sie sich vor dem Handeln, vor der Verantwortung drücken, und er warf ihnen damit Feigheit vor der Welt vor. Vielleicht hat er ja viele fromme Drückeberger erlebt. Die soll es ja geben. Aber Beten als Flucht vor der Welt, das zumindest sieht Jesus anders. Wir können es nachlesen: in der Bergpredigt, im Matthäusevangelium.

Beten ist nicht das Gegenteil von Handeln, es ist gewissermaßen seine Rückseite, wie das mal ein Theologe formulierte. Nur ist diese Rückseite für andere erst mal nicht sichtbar. Wenn ich vor Gott mein Herz ausschütte, wenn ich meine Sorgen, meine Ängste auf ihn werfe, sieht es außer ihm erst mal niemand.

Und doch verändert es vieles. Wenn ich keinen Schritt mehr gehen mag – aus lauter Angst –, weil ich nicht weiß, wie es weitergeht, finde ich neue Kraft. Im Gebet finde ich wieder Worte für meine Ängste, können sich Gedanken im Lebensdurcheinander ordnen, denn ich muss ja nun mal wissen, wie ich weitergehen soll. Wer betet, führt kein frommes Selbstgespräch, um sich vor der Welt zu drücken, nein, da spricht ein Mensch mit Gott. Er vertraut darauf, von ihm die Kraft und Stärke zu bekommen, die er so dringend braucht: für die nächsten Schritte, für die nächsten Entscheidungen.

Ja, es stimmt: Beten ist Handeln! Es muss ja nicht gleich lauthals in der Firmenkantine oder in der S-Bahn sein. Und wenn Sie nicht wissen, was, dann empfehle ich Ihnen das beste Gebet, das ich kenne: das Vaterunser.

In dir bin ich stark

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