Читать книгу Literaturgeschichte des Alten Testaments - Konrad Schmid - Страница 27

6.„Horizontale“ und „vertikale“ Bezugnahmen alttestamentlicher Texte und Schriften

Оглавление

Der Mehrwert einer literaturgeschichtlichen gegenüber einer einleitungswissenschaftlichen Herangehensweise an das Alte Testament besteht vor allem darin, seine „horizontalen“ und „vertikalen“ Vernetzungen deutlich zu machen (vgl. auch Japp 1980). Gemeint ist damit die Frage nach mutmaßlich gleichzeitigen literarischen Gesprächspartnern („horizontale“ Bezugnahmen) von Texten sowie die Frage nach zeitlich folgenden, aber die entsprechende Konzeption literarisch aufgreifenden Positionen („vertikale“ Bezugnahmen). Es wird also darauf ankommen, alttestamentliche Bücher und Texte nicht nur als diskrete Punkte, sondern in ihren literarischen und sachlichen Verbindungen mit ihren alttestamentlichen, aber auch altorientalischen Gesprächspartnern wahrzunehmen.

Dass alttestamentliche Texte vielfach untereinander interagieren – in bestätigender, korrigierender oder widersprechender Absicht –, ist ein zwar bekannter Befund, der allerdings noch keineswegs ausschöpfend behandelt worden ist und auch in der Zukunft die Forschung erheblich weiter beschäftigen wird. Erkennbar sind innerbiblische Bezugnahmen vor allem an literarischen Aufnahmen und mehr oder minder wörtlichen Zitaten, die allerdings nur höchst selten als solche tatsächlich ausgewiesen sind: Einer der wenigen expliziten Belege ist Daniel 9 (vgl. Applegate 1997; Rigger 1997; Redditt 2000). Die übliche Art und Weise der nicht eigens eingeführten Anspielung, für schriftgelehrte Leser aber erkennbar an Wort- und Themenwahl (vgl. dazu Fishbane 1985; Veijola 2000; Kratz u. a. 2000b, Menn 2003; Schmid 2011a), bestätigt noch einmal auf ihre Weise die vermutlich in engen Gelehrtenzirkeln vonstatten gegangene Textproduktion und -rezeption.

Darüber hinaus zeigen elementare sachliche und sprachliche Verbindungen zu den altorientalischen Literaturen, dass die Fragehinsicht nicht auf das Alte Testament beschränkt bleiben darf: „Horizontale“ und „vertikale“ Bezugnahmen alttestamentlicher Texte machen naturgemäß nicht an den erst nachalttestamentlichen Kanongrenzen Halt.

Literaturgeschichte des Alten Testaments

Подняться наверх