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Оглавление»Wir sollten ein Zeichen setzen.«
Florenz sah seinen besten Freund verwundert an. »Wie meinst du das?«
Brian stand vor dem Spiegel in seinem Badezimmer, das an sein Schlafzimmer grenzte, und tupfte sich mit einem bereits blutgetränkten Stück Klopapier das Blut von der aufgeplatzten Lippe.
»Enio sitzt nur da und unternimmt nichts«, beschwerte sich Brian. »Wir sollten Sandro herbringen und ihn für seinen Verrat foltern, bevor noch gemunkelt wird, die Teiwaz würde weich werden.«
Florenz lehnte im Türrahmen, die dürren Arme verschränkt und die Beine überkreuzt. »Es ist immer noch Enios Entscheidung, wie er mit seinem Bruder verfahren möchte.«
»Das ist mir scheißegal!«, brüllte Brian.
Florenz zuckte zusammen und starrte Brian an. Die irrationale Wut seines Freundes besorgte ihn zunehmend.
Brian dachte nicht daran, sich zu beruhigen. Er stampfte an Florenz vorbei in sein Schlafzimmer, das mit dunklen Holzmöbeln und roten Teppichen ausgestattet war.
»Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sage, aber Enio ist ein Weichei!« Brian schmiss mit Nachdruck das blutige Stück Klopapier in einen winzigen Mülleimer neben einer Kommode, als wäre er wütend darauf gewesen. »Alessandro hat uns alle verraten. Alle. Dich, mich, Enio, Alarich. Uns alle. Seine verdammte Familie! Also sollten wir auch mitreden dürfen, wenn es darum geht, ihn dafür büßen zu lassen.«
»Die beiden sind blutsverwandt!«, warf Florenz ein. »Es ist ganz natürlich, das Enio zögert, bevor er zulässt, dass du Alessandro ausweidest.«
Brian warf Florenz ein böses Schmunzeln zu. »Du kennst mich gut.«
Florenz schielte zum Bett, dann wieder zu Brian. Mehr musste er dazu nicht sagen.
Als Brian sich umwandte, begann sein Opfer zu wimmern. Er hatte die junge Frau mit Klebeband und einer Socke geknebelt, ihre Arme und Beine waren ausgestreckt und an alle vier Bettpfosten gefesselt. Das weiße Laken unter ihr war blutdurchtränkt, es sah aus, als wäre ein Körper darauf explodiert. Wie ein großer, roter Farbklecks. Fast wie ein Kunstwerk. Aber das Blut stammte nicht von der schönen Blondine. Sie war an diesem Abend nicht die Erste. Das erste Opfer hatte Florenz bereits für seinen besten Freund in den Keller geschleift, wo die Überreste auf ihre Entsorgung warteten.
»Niemand legt sich mit uns an«, sagte Brian entschlossen zu Florenz. Er griff nach einer Kamera, die neben einer Zange und einem Fleischermesser auf der Kommode gelegen hatte.
Er war sauer, weil die schöne Blondine ihm die Stirn ins Gesicht gerammt und ihm eine aufgeplatzte Lippe verpasst hatte.
Brian stieg auf das Bett und stellte sich mit der Kamera breitbeinig über den gefesselten Körper. Das Opfer versuchte zu flehen, oder zu schreien, es war nicht ganz klar, was sie versuchte, weil ohnehin nur unverständliches Gebrummel durch den Knebel zu hören war.
Sie weinte, Florenz konnte die nassen Spuren auf ihren zarten, blassen Wagen erkennen.
»Bitte Lächeln«, forderte Brian bösartig grinsend, und hielt die Digitalkamera vor sein Auge.
Es blitzte und die Blondine blinzelte daraufhin.
Als er das Foto geschossen hatte, reichte er die Kamera an Florenz weiter. »Sei so gut und druck das für mich aus, ja?«
»Soll ich es gleich an den Staatsanwalt weiterschicken?«, fragte Florenz.
»Nein«, widersprach Brian und kniete sich rittlings über die Blondine, die etwa zwischen zwanzig und fünfundzwanzig Jahre alt war. »Ich statte ihm selbst einen Besuch ab.«
»Das wird Enio nicht gefallen«, warnte Florenz. »Er bat um Diskretion, immerhin geht es hier immer noch um einen wichtigen Verbündeten.«
»Er wollte Enio nicht helfen«, erinnerte Brian und warf ihm einen gereizten Blick zu. »Also muss er jetzt mit den Konsequenzen leben.«
Wenn sich jemand gegen die Teiwaz stellte, regelte ihre Organisation so etwas üblicherweise so, dass sie denjenigen verschwinden ließen. Anders war es jedoch, wenn es sich bei diesen Leuten um wichtige Männer und Frauen wie Anwälte, Richter oder Politiker handelte. Dann schnappten sie sich die Familie dieser Menschen, um ihnen zu verdeutlich, mit wem sie sich anlegten.
Trotz, dass sie die beiden Töchter eines hochrangigen Staatsanwaltes entführt hatten, war dieser nicht bereit, Bestechungsgelder anzunehmen, im Gegenteil, er drohte Enio und Alarich – und damit der ganzen Teiwaz – damit, sie wegen versuchter Bestechung anzuklagen.
Deshalb hatte die erste Tochter sterben müssen.
Enio überließ Brian diesen ›Fall‹, weil Enio wusste, dass Brian irgendwo seine Wut über Alessandro rauslassen musste. Außerdem waren Brians Methoden recht erfolgreich.
Der besagte Staatsanwalt würde demnächst zwei Fotos erhalten. Eines von seiner ältesten Tochter, der schönen Melissa, die nie wieder in der hiesigen Gesamtschule Geschichte unterrichten würden, und eines seiner gefesselten jüngsten Tochter, Anni, die nur dann wieder als liebevolle Krankenschwester arbeiten würde, wenn der Staatsanwalt einlenkte.
Florenz wusste, selbst wenn er es tat, würde er nie wieder die Tochter zurückbekommen, die er einst gekannt hatte.
Entführungen veränderten Menschen ohnehin. Von einem wütenden Brian entführt zu werden, war gewiss noch traumatischer, zumal er sie gezwungen hatte, zuzusehen, wie ihre Schwester starb.
Florenz war dabei gewesen, es war gewiss nicht schön gewesen. Er hörte noch jetzt Brians gehässige Stimme fragen: »Na, soll ich deine Schwester totmachen?«
Brian sprach gern mit seinen Opfern wie mit Kindern, es machte ihm Freude, warum auch immer. Vielleicht hatte es einfach etwas mit Provokation oder Überlegenheit zutun.
»Ich will, das du zusiehst, Anni, sieh genau hin, was ich ihr antue«, hatte er verlangt. »Sieh dir an, was ich mit dir tun werde, sollte dein Daddy sich nicht um entscheiden.«
Florenz hielt nichts vom Töten oder Morden, er hatte sich auf Informationen spezialisiert und überließ die Grausamkeit Männern, die es von klein auf gewohnt waren und Spaß daran hatten.
Nicht, dass er je versucht hätte, einen von ihnen zu stoppen. Wenn es ihm Zuviel wurde, drehte er sich um und ging. So kam es, das auch er zum Mittäter wurde, immerhin griff er nie ein.
Während Brian und Enio spaß an Folter hatten, waren Florenz und Alarich für alles andere zuständig, das weniger Blut forderte. Für Waffenaufträge, für Informationsbeschaffung und natürlich für das reinholen von vertraulichen Polizeiinformationen, damit sie wussten, ob etwas gegen sie vorlag oder ob jemand geplaudert hatte.
Dank der Datenbänke, und natürlich, weil Florenz ein Computergenie war, der sich überall Zugang verschaffen konnte, hatte Florenz auch immer im Blick, wen die Bullen vernehmen wollten um Enios Geschäfte aufzudecken.
Hier und dort ein paar Drohungen der Teiwaz hatten dazu geführt, dass die Ermittlungen gegen Enio fallen gelassen wurde trotz, dass Franklin Bosco Enio angeschwärzt hatte.
»Sie ist hübsch, oder?« Brian sprach wie in Trance, während er über dem Brustkorb seines Opfers kniete. Seine strammen Schenkel drückten ihre handgroßen Brüste hoch, sodass zwei makellose Halbmonde aus ihrem weißen Shirt herausschauten. »Ich steh auf Blondinen«, hauchte er Anni zu, die weinend die Augen zu petzte und das Gesicht wegdrehte.
Grob packte Brian sie an ihrem schmalen Kinn und drehte ihr Gesicht wieder zu sich um, dabei drückte seine Hand so fest zu, dass ihr Mund zusammengequetscht wurde.
»Was? Bin ich dir zuwider, Schätzchen?« Brian lachte grimmig in sich hinein. »Macht nichts, so habe ich es am liebsten. Wenn sie sich vor mir ekeln, sie sich aber nicht wehren können, da geht mit richtig einer ab.«
Florenz wusste, was folgen würde, und wollte nicht dabei sein. Er schlich mit verschränkten Armen zur Tür.
»Wo willst du hin? Willst du nicht mitmachen, Bruder?«, fragte Brian. Ohne eine Antwort abzuwarten, streckte er fordernd eine Hand aus. »Reich mir das Messer.«
Bei dem Stichwort ›Messer‹, begann das Opfer zu wimmern und versuchte verzweifelt, sich zu wehren.
Florenz legte die Kamera ab, er nahm die lange Klinge von der Kommode und ging hinüber zum Bett. Mit ausgestrecktem Arm reicht Florenz seinem Freund das Folterinstrument.
Brian packte Florenz’ Handgelenk und zog ihn mit einem Ruck zum Bett. Er nahm das Messer aus Florenz Fingern.
»Sieh her, mein Bruder«, sagte Brian lockend. Er packte mit einer Hand das Shirt der wimmernden Blondine und schnitt es mit dem Messer auf, darunter trug sie nichts, es wurden schöne, geradezu perfekte Brüste entblößt.
Das Opfer drehte den Kopf weg und schrie hinter dem Knebel.
Brian heizte das nur noch mehr an, das wusste Florenz.
»Sieh her. Wie schön sie ist«, sagte Brian und strich mit den Händen über ihre Brust. »Komm her, fühl es auch.« Er packte Florenz Hand und legte sie über die linke Brust der schreienden Blondine. Es war eine weiche, seidenglatte Brust, warm in seiner Hand.
»Fass sie an!«, hauchte Brian ihm zu und wollte ihn zu sich auf das Bett ziehen, aber Florenz versteifte sich.
»Nimm du sie zuerst«, sagte Brian mit einer Stimme, als würde er damit Florenz ein besonderes Geschenk machen. »Als Entschuldigung, weil ich dich in den letzten Tagen immer wieder genervt angefahren habe.«
Florenz stand wie versteinert da, die Hand reglos an der Brust einer unschuldigen Frau.
Ihm lag nicht viel an Frauen, er gehörte nicht zu jenen Männern, die für das schwache Geschlecht den Helden spielten um zum Stich zu kommen, aber sie war ein Nichts, ein Niemand, eine Unschuldige. Er würde keiner unschuldigen Frau etwas antun, das lag nicht in seinem Wesen.
»Nimm sie«, lockte Brian und strich ihm über den Nacken. »Nimm sie dir, Bruder.«
Florenz riss sich los und ging einige Schritte rückwärts. »Ich ... muss noch was erledigen.«
Brian sah ihn enttäuscht an. »Immer dieser Fleiß. Gönnst du dir denn nie Spaß?«
Nicht solchen, dachte Florenz, er schenkte seinem besten Freund aber ein belustigtes Schmunzeln.
»Ich wünsch dir hierbei noch viel Vergnügen.«
»Denk daran, dass wir heute wieder diesen Club besuchen müssen«, erinnerte Brian ihn streng, während er bereits die Jeans öffnete. »Dieses Mal kriegen wir den Verräter, das spüre ich. Heute ist ein guter Tag!«
Florenz nickte zwar, sagte jedoch: »Ich komme etwas später.«
Brian nickte halbherzig, er war schon voll und ganz in seinem Element. Doch bevor Florenz den Raum verlassen konnte, bat Brian: »Mach ein Foto, wenn ich sie nehme.«
Florenz stockte. »Ich sollte wirklich ...«
»Dauert nur eine Sekunde«, versprach Brian. »Halt nur für mich ihren gequälten Gesichtsausdruck fest, wenn ich das erste Mal in sie stoße.«
Florenz presste die Lippen aufeinander, griff aber zur Kamera.