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Er hatte es wieder getan. Jetzt musste er die Leiche loswerden.

Wobei er selbst niemals von ›loswerden‹ sprechen würde. Oder von ›Leiche‹.

Natürlich war der leblose Körper in seinem Kofferraum ein toter Mensch, aber er symbolisierte mehr als es eine einfache Leiche getan hätte. Er bedeutete etwas, viel mehr als den Tod. Der Körper war mehr als eine von der Seele verlassene Hülle, er war majestätisch, würdevoll, friedvoll in seiner Schlaffheit. Wunderschön. Jedenfalls für ihn.

Aber eben nur kurz nach Eintritt des Todes. Danach kam ihm unweigerlich diese lästige Leichenstarre in die Quere. Und bevor diese einsetzte, wollte er den Körper wieder ›freilassen‹, so wie er die Seele frei gelassen hatte. Damit er ihn so in Erinnerung behielt, wie er jetzt war: schlaff.

Er parkte neben einer Sackgasse. Außer ihm parkte auf der anderen Straßenseite nur ein weiterer Wagen, der jedoch verlassen war. Dank des strömenden Regens war die Stadt fast menschenleer, vor allem in diesem recht unbeliebten Stadtteil in der Nähe eines Bahnhofsviertels, wo sich ohnehin nur Gesindel tummelte, das sich ausschließlich um den eigenen Kram kümmerte.

Der perfekte Ort um anonym etwas zu ›deponieren‹.

Er stieg aus und ging um den Wagen herum. Noch ein Blick über die Schulter, dann öffnete er den Kofferraum. Er hatte diesen Ort gezielt ausgesucht, genau diesen toten Winkel, hier gab es keine Überwachungskameras von Zufahrten, von Parkhäusern, Parkplätzen oder Geschäften. Die einzigen Läden hier waren kleine Einzelhandelbetriebe, die ihre Haupteingangstüren nicht mit Kameras überwachten, das hatte er überprüft.

Er beugte sich in den Kofferraum und schlug die eisblaue Plane zurück. Als er den nackten Körper betrachtete, erinnerte er sich noch gut daran, wie er etwa eine Stunde zuvor in seinem Haus mit großer Ehrfurcht die blasse Haut gewaschen hatte – sie von sich und seiner Tat reingewaschen hatte. Er wurde schon wieder hart, während er sich daran erinnerte.

Seine Triebe ignorierend, zurrte er die Plane fest um den Körper und hob die Leiche aus dem Wagen. Er ging mit der Last durch den Regen über die Straße und legte den Körper in einer Sackkasse neben einem Müllcontainer gut sichtbar auf den Boden in den strömenden Regen, der in Flüssen die Straßen entlang rann.

Er öffnete die Plane und warf einen letzten Blick auf das Geschöpf, das so friedlich aussah, als würde es nur schlafen.

Nach all den Jahren hatte er wieder die Kontrolle über sich verloren. Doch das einzige, was er bereute, war die bedauerliche Tatsache, dass er nicht mehr Zeit gehabt hatte.

Er streckte eine Hand aus und strich liebevoll das schöne Haar aus der Stirn, bevor er sich gewaltsam losriss und sich abwandte.

Er musste gehen, bevor er entdeckt wurde.

Gerade als er an seinem Wagen angelangte, bemerkte er einen heranrollenden schwarzen Sportwagen, der auf der anderen Straßenseite auf dem Parkplatz eines Sandwichsladens fuhr und anhielt.

Er beobachtete die beiden Männer, die ausstiegen und in das Restaurant traten, ohne ihn bemerkt zu haben. Er wusste, wer sie waren: Ermittler. Beide waren ihm nicht unbekannt. Aber das war nicht sonderlich verwunderlich, fast jeder aus der Stadt kannte die beiden. Vor einem halben Jahr hatte es einen Zeitungsbericht gegeben, der ausführlich über die beiden Favoriten der Kripo informiert hatte.

Er überlegte, wie amüsant es doch wäre, wenn ausgerechnet diese Beiden den deponierten Körper finden würden, denn diese beiden Spitzenermittler würden niemals den Täter fassen können. Niemals! Dafür hatte er bereits gesorgt, noch bevor die Seele den Körper verlassen hatte.

Herzbrecher

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