Читать книгу Wenn zwei sich streiten, freut sich Brigitte - Käthe Lachmann - Страница 10
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Wenn die Zeit mit Ingrid auch schon fast sechs Jahre zurücklag, verglich Andreas Jennifer doch mit seiner Exfrau. Obschon sie nur ein knappes halbes Jahr verheiratet gewesen waren, hatte er dank ihr immer noch einen Doppelnamen. Er hatte das schon lange mal ändern wollen, hatte es aber immer wieder vergessen, bis es ihm dann doch egal war. Damals fand er sich immens fortschrittlich und emanzipiert, dass er selbstverständlich ihren Namen zu seinem hinzugefügt hatte. Die Scheidung war traurig gewesen, sie hatten sich eingestanden, dass die Hochzeit vollkommen unnötig war, und seitdem hatten sie nur sehr sporadisch Kontakt, man schickte sich eine Mail zum Geburtstag und traf sich zufällig bei gemeinsamen Bekannten. Und auch wenn da nichts mehr war zwischen ihnen, so hatte es doch eine Zeit gegeben, in der er glücklich mit Ingrid gewesen war. Nur erinnerte er sich kaum mehr daran. Aber ja, sie hatte mitgemalt an seinem Lebensbild, sogar ein großes Stück.
Er hatte sich gleich in sie verliebt, in die lebenslustige Kölnerin, die zum Studieren nach Hamburg gekommen war. Er mochte ihre Widersprüche, sie war so zart und zerbrechlich, wunderschön war sie gewesen mit ihren Rehaugen, den langen, schlanken Beinen und der zierlichen Figur, sogar ihre Haare, dunkle Locken, waren ganz fein gewesen. Er erinnerte sich, dass selbst am Schluss ihrer Beziehung, als sie schon lange eine praktische Kurzhaarfrisur trug, noch etliche »Volumizer« und »Mehr Fülle«-Shampoos im Bad gestanden hatten.
Das Elfenhafte war bei Ingrid eher äußerlich gewesen, sie hatte einen scharfen Verstand und engagierte sich neben dem Studium bei Greenpeace, hatte sich einmal sogar bei einem Castortransport an die Gleise ketten lassen. Dann war sie wieder eher spirituell unterwegs und hatte auch melancholische Phasen … Ihre vielen Facetten hatten ihn vor allem am Anfang sehr fasziniert. Trotzdem hatten sie sich auseinandergelebt. Was bedeutete das, »auseinandergelebt«? Dafür musste man sich doch davor zusammengelebt haben? Irgendwann hatten sie angefangen, sich miteinander zu langweilen. Sie hatten sich gegenseitig betrogen und den Respekt voreinander verloren. Und dann hatten sie schnell geheiratet, so, als könne das ihre Beziehung retten. Was für ein fataler Fehler!
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Andreas steckte das kleine Fußkettchen mit dem verschnörkelten Miniherzchen extra nicht in ein Schmuckdöschen. Das hätte Jennifer vielleicht erschreckt. Nein, er hatte ihr Socken gekauft, blau-weiß gestreifte Sommersöckchen, die hatte sie schon länger gesucht und nicht gefunden. In die eine Socke ließ er nun das Silberkettchen gleiten, bevor er ihn wieder zusammenrollte. Eine weiße Schleife drumherum – fertig. Er sah auf die Uhr. Nun aber los. Er freute sich wie verrückt, seine Jennifer gleich bei Frau Brettschneider zu sehen.