Читать книгу Wenn zwei sich streiten, freut sich Brigitte - Käthe Lachmann - Страница 12
7.
ОглавлениеWo war nur das Fläschchen? Gerade hatte sie noch zwei Klienten ganz gelassen verarztet – Magenprobleme und Fußpilz –, doch jetzt wurde Brigitte ziemlich nervös. Zum Glück hatte sie sich extra für diesen Termin heute – ihre allererste richtige Paartherapiesitzung – ihre eigene Bachblütenmischung zusammengestellt. Sie nahm ein paar Tropfen. Und eine Flasche Wodka hatte sie gekauft. Für alle Fälle. Falls die Bachblüten nichts nützten. Weil man Wodka nicht riechen konnte. Sie versteckte die Flasche im Kiefernschrank.
Tief in ihrem Inneren war sie sich sicher, dass das der Beginn von etwas ganz Großem war. Und von etwas sehr Einträglichem. Sie durfte auf keinen Fall versagen – ganz im Gegenteil, sie musste richtig überzeugen, strebte sie doch eine ähnliche Karriere wie Sibylle an. Noch mal sieben Tropfen von ihrer Anti-Angst-und-Nervositäts-Mischung – da klingelte es auch schon an der Praxistür. Die goldenen Kälber! Sie schämte sich nur ein bisschen für diesen Gedanken.
Nachdem sie Jennifer und Andreas begrüßt hatte, ging Brigitte auch gleich in medias res: »Heute möchte ich, dass Sie beide sich einander gegenüberstellen und die Augen schließen.«
Es war wirklich eine super Idee, mit dieser Übung anzufangen: Wenn Andreas und Jennifer nichts sahen, konnte Brigitte heimlich in ihr Therapiehandbuch gucken. Eigentlich war es natürlich ein Buch für Paare, die sich nicht mehr viel zu sagen hatten, und keines für solche, die erst am Anfang einer Beziehung standen, doch den Titel »Zusammen war einmal – wie gestern wieder heute wird« hatte Brigitte geschickt mit einem geblümten Schutzumschlag verborgen.
»Wenn Sie wollen, verbinde ich Ihnen auch gern die Augen, manchen Menschen fallt die Aufgabe leichter mit Augenbinde.«
Genau so stand es im Buch. Und deshalb hatte sie auch Schlafmasken besorgt, es war schließlich Reisezeit, und die Dinger waren im Drogeriemarkt im Angebot gewesen.
»Nein, danke, das geht schon. Willst du eine, Andreas?«
Klar, dass Jennifer als Erste antwortete. Sie schien im Gegensatz zu ihrem Partner kein bisschen aufgeregt zu sein, im Gegenteil, es wirkte fast so, als sei sie von dem, was da kommen konnte, ein wenig gelangweilt. Blöde Kuh, schoss es Brigitte in den Sinn, und gleichzeitig wunderte sie sich über ihre unprofessionelle Reaktion?
Andreas’ Stimme war angemessen belegt, die anstehende Partneraufgabe beunruhigte ihn wohl ein wenig.
»Ich … äh, ja, mir wäre es lieber mit Brille. Ich kann sonst nicht garantieren, dass ich nicht vielleicht schummele …« Er lachte nervös.
Na, das war doch sympathisch. Brigitte musste schmunzeln. »Klar, kein Problem.«
Als sie ihm die Maske reichte, berührten sich ihre Finger für einen kurzen Moment. Falls es ihm aufgefallen war, konnte er es gut verbergen.
»Ist das jetzt so ein Vertrauens-Ding, so eine Art Test, inwieweit man sich einlassen kann, oder –«
»Bitte!« Mit einem nachsichtigen Lächeln, das ihre Verärgerung überspielen sollte, unterbrach Brigitte die selbstsichere Frau. Wollte die ihr jetzt erzählen, wie sie ihren Job zu machen hatte?
Sie fuhr fort: »Ich werde Ihnen erst einmal gar nichts zu dieser Übung erzählen. Aber haben Sie keine Angst, es wird für Sie beide nicht unangenehm werden, und wenn Sie sich doch unwohl fühlen sollten, können wir das Ganze jederzeit abbrechen. Es wäre aber natürlich schön, wenn Sie sich einfach darauf einlassen könnten. Danke!«
War das eben ein Augenrollen von dieser Jennifer gewesen? Brigitte räusperte sich. Sie konnte sich auch getäuscht haben. Was war nur los mit ihr? Wieso war sie so unsicher? Sie hatte doch gestern erst mit Sibylle telefoniert, wenn auch nur kurz, weil sie sie wieder auf Mallorca erreicht hatte. Auf jeden Fall hatte der Kontakt mit einer »echten« Paartherapeutin gutgetan, und nicht nur, weil ihr die Freundin Mut gemacht hatte. Nein, in dem Gespräch waren sie sogar ein wenig ins Fachsimpeln geraten, und Sibylle schien erstaunt, wie viele psychologische Fachbegriffe Brigitte ganz selbstverständlich benutzte.
»Gut, wenn Sie so weit sind, schließen Sie bitte die Augen und nehmen erst einmal die Situation wahr. Wo sind Sie, was hören Sie, spüren Sie den Boden unter Ihren Füßen …«
Hoffentlich spickte Jennifer nicht zwischendurch. Brigitte musste nämlich schon jetzt nachlesen, wie die Übung weiterging. Verdammt, sie hätte sich gestern auf diese eine Sache konzentrieren sollen, anstatt mehrere Übungen gleichzeitig vorzubereiten.
Da stand es: »Nehmen Sie jetzt die Hand Ihres Partners, als wollten Sie ihn begrüßen.« Brigitte bemühte sich, dass diese Aufforderung nicht abgelesen klang.
Jennifer packte beherzt zu. Sie ergriff Andreas’ Hand so, dass ihre oben lag. Laut Buch hieß das, sie wolle »führen«. Was das aber heißen sollte, stand da nicht. Gut, Brigitte machte sich auf jeden Fall eine Notiz: »J will führen.«
»Nun stellen Sie sich vor Ihrem geistigen Auge vor, wie Ihr Partner beziehungsweise Ihre Partnerin aussieht.« Brigitte wartete einen Moment.
»Können wir die Hände wieder loslassen?« Jennifer klang etwas genervt.
»Äh, ja, natürlich, guter Hinweis, danke! Sagen Sie jetzt Ihrem Partner, was Sie sehen, ohne die Augen zu öffnen.«
»Fang du an, Andreas, bitte.« Jennifer hatte die Regie übernommen. Ganz schön dominant, diese Frau. Das könnte schwierig werden mit den beiden, wenn das so weiterging.
Andreas lächelte. Er zog die Augenbrauen nach oben – was bedeutete denn das noch mal? Unauffällig blätterte sie in ihrem Buch. Ah, hier. »Es ist ihm wichtig.« Sie notierte diese Erkenntnis, obwohl sie nicht wusste, was sie damit anfangen sollte. War ihm jetzt die Frau wichtig oder was er nun sagen würde oder wie sie aussah?
Er räusperte sich, bevor er sprach. »Also, ich sehe eine wunderschöne Frau, schlank, mit einem dunklen Pagenkopf aus seidigem, glattem Haar. Ich sehe große, grünbraune Augen mit entzückenden, winzigen Lachfältchen und einen breiten Julia-Roberts-Mund mit vollen Lippen, wobei es wahrscheinlicher ist, dass man Julia Roberts’ Mund nach deinem nennt, also, Julia Roberts hat einen Jennifer-Serpensteiner-Mund …«
Er zögerte, wie um ihr Zeit zum Lachen zu geben. Sie hatte ein sehr gewinnendes Lachen, zugegeben. Es klang vollkommen natürlich, mit leichtem Hang ins Ordinäre, und kam aus tiefstem Herzen. Die frischgebackene Therapeutin musste sich zusammenreißen, damit sie nicht mitlachte. Auch aus Scham. Es war zu seltsam, dass die beiden hier vor einer Fremden preisgaben, was sie einander wahrscheinlich so noch nicht gesagt hatten.
»Bist du fertig? Darf ich jetzt?« Jennifer blinzelte, und Brigitte notierte das. Wenn sie nicht mal die paar Minuten mit geschlossenen Augen aushielt, hätte sie sich doch auch eine Brille geben lassen sollen, dachte sie. Ihr war diese Frau einfach ein wenig unsympathisch – herzliches Lachen hin oder her.
»Sind Sie fertig, Herr Berner, oder wollen Sie noch etwas sagen?«
Er zuckte mit den Schultern, sein Lächeln sah mit geschlossenen Augen fast noch liebenswürdiger aus als mit geöffneten.
»Hm, du hast tolle Beine, ich mag deine Oberarme –«
»Danke, ich sehe gerade auf die Uhr, wir müssen jetzt mit Ihrer Partnerin weitermachen, damit wir im Zeitplan bleiben. Frau Serpensteiner?« Sie merkte, dass ihre Stimme etwas nach oben ging. Hoffentlich war sie höflich genug geblieben. Einmal tief durchatmen. Es fiel Brigitte nicht leicht, neutral zu bleiben, aber die beiden schienen nichts gemerkt zu haben. Tolle Beine! Ph. »Ich mag deine Oberarme«! Wie konnte er so privat werden? Es musste ihm doch klar sein, dass das für sie als Therapeutin unangenehm war!
»Nun, ich kenne dich als einen attraktiven Mann, du hast mir schon gefallen, als ich in den Seminarraum kam letztes Wochenende«, begann Jennifer unerwartet zögerlich.
»Entschuldigen Sie die Unterbrechung: Beschreiben Sie bitte genau, was Sie vor Ihrem geistigen Auge sehen!« Anscheinend hatte Brigitte schon eine Weile mit dem Stift auf ihr Notizbuch getrommelt, denn als sie das jetzt bemerkte und damit aufhörte, entspannten sich Jennifers Gesichtszüge, und sie begann, Andreas mit überraschend leiser und vorsichtiger Stimme zu beschreiben. Es klang fast so, als wolle sie sich trotz geschlossener Augen an ihm entlangtasten.
»Ich sehe einen attraktiven Mann. Groß, schlank, schwarzes, lockiges Haar, grüne, hübsche Augen, ein kleines Muttermal auf der Stirn. Auch ich mag deine Oberarme …«
Brigitte hatte genug gehört. Was hatten die nur immer mit den Oberarmen? Mein Gott, die waren doch wirklich nichts Besonderes.
Obwohl, Andreas’ Oberarme sahen wirklich sehr, na ja, gut aus. Männlich. Stark. Mit definierten Muskeln, ja, so sagte man wohl. Nicht protzig, nicht wie von einem Bodybuilder, sondern eher ebenmäßig wie die einer griechischen Statue, aus feinem Marmor gemeißelt. Die ganzen Arme. Nicht nur die Oberarme. Arme, die in feingliedrigen Händen ihren ästhetischen Abschluss fanden. Hände, die so aussahen, als könnten sie vorsichtig tasten, sanft streicheln und zärtlich drücken.
»Und überhaupt finde ich, du bist ein wundervoller Mann und ich mag sehr, wie du aussiehst. – Hallo? Frau Brettschneider?«
Brigitte schreckte auf. »Ja?«
Da hatte sie über ihrer Armkontemplation anscheinend etwas verpasst.
»Äh ja, das war doch schon mal sehr schön. Sie können die Augen jetzt wieder öffnen – ach so, haben Sie ja schon.« Mist, jetzt hatte sie dooferweise die Zeit nicht genutzt, um in ihrem Buch zu blättern. Wie ging es weiter? Jetzt war Improvisieren angesagt.
»Also, Sie haben ja nun mit Komplimenten nicht gespart, das ist doch schon mal ziemlich positiv. Anscheinend sind Sie voneinander sehr angezogen. Das freut mich. Das sind gute Voraussetzungen. Allerdings will Frau Serpensteiner offenbar führen.«
Ein kurzer Blick auf ihre Notizen, und sie hatte dummerweise ausgesprochen, womit sie selbst ja herzlich wenig anfangen konnte.
»Was heißt das?«, fragte diese unfassbar schnelle, neugierige Person auch schon.
Doch Brigitte konterte: »Nun, was könnte es heißen? Sagen Sie es mir!«
Das war gut. Mäeutik. Das kam aus dem Griechischen. Hebammenkunst. Sie als Therapeutin war die Hebamme, das hieß, sie half nur, etwas ans Licht zu bringen. Ihre Klienten mussten schon alleine draufkommen. Brigitte unterstützte sie lediglich dabei.
»Ich kann mir schon vorstellen, was das bedeutet. Ich … ähm, ich bin schon ein Mensch, der gerne sagt, was er möchte. Immer und überall. Wenn Sie verstehen, was ich meine.«
Sie grinste, wie Brigitte fand, frivol und wollte gerade fortfahren, da unterbrach Brigitte sie: »Danke.« Mein Gott, was sollte das denn jetzt? Brigitte schluckte. So funktionierte Paartherapie?
»Vielen Dank für Ihre Offenheit! Ja, das ist natürlich ganz toll, dass Sie Ihre Wünsche und Vorlieben äußern können.«
Aber das müssen Sie hier bei mir ja nun nicht machen!, wollte sie ihr am liebsten noch zurufen, stattdessen sagte sie: «Aber das sollte selbstverständlich sein und für Sie beide gelten. Herr Berner, was haben Sie denn für Vorlieben?«
Als beide sie verständnislos anblickten, korrigierte Brigitte sich: »Was ich sagen wollte, ist: Werden Ihre Wünsche denn auch wahrgenommen? Also, drücken Sie ebenso deutlich aus wie Ihre Partnerin, was sie möchten?«
Andreas war anscheinend noch bei ihrer ersten, unglücklich formulierten Frage stehengeblieben, denn er antwortete, und man merkte, dass er dabei nachdachte: »Nun ... « Wenigstens er schien Schamgefühl zu haben. »So weit sind wir eigentlich noch nicht, ich meine«, er stockte noch mal, »ich würde dich so gerne küssen, und ich finde dich sehr heiß–«
Brigittes »DANKE!« war etwas schriller ausgefallen, als sie vorgehabt hatte. Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn und hob erneut an: »Toll, dass Sie das hier so formulieren können. Aber überstürzen Sie nichts. Lassen Sie sich Zeit. Mit allem.«
Wieso war sie denn auf einmal so prüde? Es ging hier gerade mal ums Küssen! Das machte ihr doch nichts aus. Im Gegenteil, sie sagte Fred doch eigentlich auch immer, was sie gern mochte und was nicht so. Wenn sie denn mal Sex hatten. Und natürlich waren sie ein eingespieltes Team, viel Neues gab es da nicht mehr zu entdecken. Und demnach mussten sie auch nicht so viel darüber reden. Vielleicht hatte sie das verlernt, überlegte sie.
Der letzte Monat fiel ihr ein, als Fred plötzlich vorschlug, doch mal gemeinsam einen Porno anzusehen. Einen »ästhetischen«, »für Frauen«, »mit Handlung«. Egal, welche Beschreibungen er noch dafür fand, Brigitte hatte keine Lust. Sondern kam sich minderwertig vor. Wieso braucht er einen Porno, um mit mir Sex zu haben?, fragte sie sich. Sie fand sich ganz attraktiv, sie war nicht zu dünn und nicht zu dick, ihr langes blondes Haar glänzte, und sie war stolz auf ihre vollen Lippen. Aber vielleicht genügte ihm das nicht mehr? Als sie ihn das gefragt hatte, hatte er es verneint.
»Libellchen!«, hatte er gesagt, und es hatte fast etwas entrüstet geklungen. »Natürlich gefällst du mir, und ich bin nach wie vor scharf auf dich! Aber etwas Abwechslung kann doch nicht schaden! Mal was Neues, Inspiration, wer nicht wagt, der nicht gewinnt ...«
Sie hatten sich dann schließlich darauf geeinigt, zum wiederholten Mal »Neuneinhalb Wochen« zu gucken. Und während des Films war Fred zugegebenermaßen heißblütiger als sonst über sie hergefallen. Allerdings nur solange, bis Deutschland gegen Schweden anfing. Er musste während des Aktes auf die Uhr gesehen haben. War also ein erotischer Film doch etwas, was man bei einer langjährigen Beziehung weiterempfehlen konnte?
Nun, die beiden hier hatten anscheinend ja keinen Bedarf an sexuellen Stimulanzen.
Brigitte riss sich aus ihren Gedanken. Sie musste fortfahren. So eine Stunde konnte aber auch dauern. Machte Sibylle nicht nur eine Dreiviertelstunde mit ihren Klienten?
»Also, Sie halten mit Ihren Wünschen nicht hinter dem Berg? Wenn Sie zusammen sind, nicht nur hier, bei mir, in der Therapie? Sie müssen Ihre Bedürfnisse schon formulieren, schließlich kann ihre Partnerin beziehungsweise ihr Partner sie nicht riechen.«
»Ja, das tun wir.« Jennifer klang genervt. »Natürlich. Schließlich sind wir beide erwachsen.«
»Das ist sehr wichtig. Und das müssen Sie immer so handhaben«, schwafelte Brigitte. Mein Gott, das waren ja nun wirklich Allgemeinplätze, das musste sie zugeben. Sie schwor sich, die nächste Stunde wesentlich besser vorzubereiten.
»Aber was soll das mit dem ›Führen‹ denn nun?« Jennifer sah angestrengt aus, als sie sich übers Gesicht wischte.
Jetzt musste Brigitte irgendetwas wirklich Bedeutendes bringen, schließlich wollte sie die beiden unbedingt behalten.
»Hatten Sie das denn schon öfter bei Ihren Klienten?«
Andreas wollte anscheinend helfen, er hatte ja keine Ahnung, dass sie diese Frage noch mehr in die Bredouille brachte. Andererseits konnte Brigitte so mit dem Brustton der Überzeugung sagen, ohne zu lügen: »Nein, das hatte ich in der Form noch nie.«
Weil ihr meine ersten Paartherapieklienten seid, verdammt noch mal, fügte sie im Geiste hinzu. Laut sagte sie: »Meist gibt es aber in einer Partnerschaft den in einem Bereich etwas dominanteren Partner, und den, der sich dort etwas unterordnet. Das kann jedoch sehr gesund sein. Vor allem, wenn es sich in anderen Bereichen umdreht.«
Für gerade ausgedacht klang das doch ganz wissenschaftlich, fand Brigitte.
»Meinen Sie, in etwa so, dass Andreas sich sehr gut mit Pflanzen auskennt, und ich mich eher mit Autos?«, fragte Jennifer.
Brigitte war überrascht: »Ach, ist das so? Das ist eine ungewöhnliche, aber deshalb nicht minder interessante und gute Rollenverteilung.«
Jennifer lachte: »Ich habe noch keinen Mann erlebt, der mir Blumen mitbringt und von jedem einzelnen Stengel im Strauß genau weiß, wie er heißt und wo er vorkommt und das alles.«
Andreas strahlte. »Und du wusstest sofort, was das komische Klackern in meinem Auto bedeutete. Ich brauchte es nur noch der Werkstatt zu sagen.«
Brigitte musste schmunzeln. »Na, da ergänzen Sie sich doch toll! Genau so etwas meinte ich. Aber natürlich kann das auch in weniger offensichtlichen Bereichen so sein. Also, dass Sie sich gut ergänzen. Wenn etwa einer gern ausgeht und der andere gern zu Hause bleibt.« Sie merkte, was für einen Unsinn sie da redete und korrigierte sich: »Ich meine, wenn ein Partner – oder eine Partnerin – dann den oder die andere beziehungsweise anderen mitreißt, oder auch mal ein wenig bremst … Verstehen Sie?«
»Ja«, sagte Jennifer knapp und sah auf die Uhr. »Ist die Sitzung jetzt vorbei? Ich meine, es ist schon Viertel vor …«
Aha, dachte Brigitte, sie gehen auch nur von einer Dreiviertelstunde aus. Prima! Dann bleiben wir auch genau dabei.