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Bobbies und Weiße Mäuse

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Weil immer mehr Proletarier Golf spielen, braucht es auch immer mehr weiße Mäuse.

1868 nahm an der Ecke George Street/Bridge Street der erste Verkehrspolizist Londons seine Arbeit auf. Er war der erste in der Geschichte der famosen „Bobbies“. 1902 begann der erste Verkehrspolizist Berlins seinen Job, an der Kreuzung Unter den Linden/Friedrichstraße. Er war der erste in der Geschichte der berühmten „Weißen Mäuse“.

Und was hat das mit Golf zu tun?

Nun, die Polizisten wurden nötig durch die starke Zunahme von Autos, Droschken und Fahrrädern. Das gemeine Volk wurde mobil und ging nicht mehr zu Fuß. Die Polizisten wurden also nötig, weil sich die Mobilität popularisierte und damit proletarisierte. Immer wenn sich eine gesellschaftliche Aktivität proletarisiert, braucht es mehr Obrigkeit.

Zuvor, als nur die feine Gesellschaft mit Pferdekutschen und Droschken unterwegs war, brauchte es keine Obrigkeit, keine Regeln und keine Polizisten, welche die Regeln überwachten. Die Gentlemen liessen sich gegenseitig zuvorkommend die Vorfahrt – bitte, mein Herr. Dann, als das gemeine Volk mobil wurde, gab es immer mehr Verkehrsteilnehmer, die sich nicht gentlemanlike verhielten.

Auch Golf, der frühere Elitesport, wurde in den letzten 30 Jahren popularisiert und damit proletarisiert. So sind auch hier nicht mehr nur Gentlemen unterwegs. In meinem Golfklub zum Beispiel kann es vorkommen, dass zwei Golfer an einem Sonntag ein Matchplay spielen, 20 Minuten lang Bälle suchen und dahinter drei Viererflights am Abschlag warten lassen.

Es kann auch vorkommen, dass eine Dame samstags mutterseelenallein mit zwei Bällen spielt und acht Golfer hinter sich staut. Den Proletariern und Proletarierinnen ist sowas egal.

Wir haben auf meinem Platz in der Regel keine Verkehrspolizisten, keine Rangers und keine Marshals, wie man sie auf vielen Golfplätzen kennt. Darum können bei uns Verkehrsrowdies oft machen, was sie wollen. Vor allem können sie gegen die wichtigste aller Golfregel verstoßen, die Regel 6–7, die langsames Spiel und Verzögerungen verbietet. Es ist die wichtigste Regel, weil sie das grösste Ärgernis aller Golfer bekämpft.

Auf Plätzen, wo es Rangers und Marshals gibt, beobachtet man stets denselben Effekt. Die Golf-Polizisten müssen nur selten Strafen aussprechen. Es genügt, dass sie patrouillieren. Ihre wichtigste Funktion ist ihre Visibilität. Allein aufgrund ihrer Präsenz verhält sich das Golfervolk automatisch disziplinierter. In den USA ist dieses System der steten und diskreten Kontrolle erfunden worden.

Visibilität, so weiß jeder Kriminologie, ist für Polizeistreifen der entscheidende Faktor. Auch dies, ein letztes historisches Beispiel, hat man schon früh erkannt. 1895 setzte die Stadt New York ihre ersten mobilen Verkehrspolizisten ein, die berühmte „bycicle squad“.

Sie fuhren mit ihren Fahrrädern einfach den Broadway hinauf und hinunter. Einfach hinauf und hinunter. Und schon waren alle andern lammfromm.

Echte Golfer fahren links

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