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Kurze Hosen haben kurze Beine

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Eine prinzipielle Frage: Warum zeigt der männliche Mensch seine blanken Waden her?

Am besten hat es immer noch der englische Schriftsteller H.G. Wells beschrieben: „The uglier a man’s legs are, the better he plays golf – it’s almost a law.”

Es ist tatsächlich fast ein Gesetz, dass Männer mit besonders hässlichen Beinen besonders gut Golf spielen.

H.G. Wells lebte von 1866 bis 1946. Wir ersehen daraus, dass das Problem schon länger besteht. Bereits vor 100 Jahren hat offenbar der Mann in kurzen Hosen Golf gespielt. Sonst wäre H.G. Wells die Hässlichkeit der männlichen Beine nicht dermaßen aufgefallen.

Es gehört zu den großen ungelösten Rätseln der Menschheit, warum der golfende Mann reflexartig in kurze Hosen steigt, sobald die Temperatur zehn Grad Celsius überschreitet.

Noch komplizierter wird das Rätsel, weil es durch ein Nord-Süd-Gefälle geprägt ist. In deutschsprachigen Ländern spielen sommers 70 Prozent der männlichen Golfspieler in kurzen Hosen. In Skandinavien sind es 90 Prozent. In Italien sind es 20 Prozent, und das sind ausnahmslos deutschsprachige und skandinavische Touristen. Je nördlicher man im Sommer golft, desto kürzer wird die Männerhose.

Kurze Hosen haben keinen erkennbaren Zweck. Ihre klimatisierende Wirkung ist mehr als zweifelhaft, weil man in einer langen Hose auch nicht stärker schwitzt. Ihre ästhetische Wirkung – siehe H.G. Wells – ist noch zweifelhafter.

Als unser Schöpfer den menschlichen Körper modellierte, verwandte er offensichtlich viel Zeit und Engagement auf seine bevorzugten Teile wie den weiblichen Hintern und die weibliche Brust. Die sind ihm gut geraten. Die männliche Wade hingegen hatte beim Schöpfer nur zweite oder dritte Priorität. Das sieht man. Man sieht es besonders, wenn sich die Wade in unrasiertem Zustand präsentiert.

Warum der golfende Mann dennoch zwanghaft seine Haxen herzeigt, muss also psychologische Gründe haben. Ich vermute, mit äußerlich blankem Bein fühlt der Mann sich auch innerlich befreit. Die unverhüllte Lücke zwischen Hosen- und Sockenrand signalisiert, dass man sich nicht im grauen Alltag sondern im grünen Bereich befindet. Die fehlende Textilie wird zum Synonym für fehlende Zwänge.

In kurzen Hosen fühlt sich ein Mann wieder als Junge. Und genau das will er auf dem Golfplatz sein.

Meine Waden sind große Klasse, das unter uns, aber ich spiele dennoch meist lang. Ich halte nackte Männerbeine für eine Zumutung. Sie verstoßen in aller Regel gegen jede Theorie der Ästhetik. Das unterscheidet sie von den blanken Beinen unserer Mädchen auf dem Platz. Hier bin ich selbstverständlich glühend dafür, getreu der britischen Männer-Maxime: „We want to see the ladies legs.“

Ich weiß allerdings, dass ein Verbot von kurzen Männerhosen auf dem Golfplatz keine Chancen hat. Man würde dem Manne die Freiheit rauben. Oder besser gesagt: Man würde dem Manne das rauben, was er unter Freiheit versteht.

Echte Golfer fahren links

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