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Selber montieren und reparieren
ОглавлениеGolf ist amüsant. Golfbücher sind langweilig. Sie sind Gebrauchsanweisungen für Heimwerker.
Mein letztes Buch – „Echte Golfer weinen nicht“ – lobte ein Literaturkritiker in ziemlich hohen Tönen. Das Buch sei „deutlich vergnüglicher zu lesen als der gesamte Rest der Golfliteratur“.
Man kann dem Mann zu seinem Geschmack nur gratulieren. OK, das war nun vielleicht etwas Schleichwerbung in eigener Sache. Ich denke dennoch, der Kritiker hat nicht ganz unrecht. Beim Lesen von Golfbüchern, so merkte er an, „bleibt eins auf der Strecke – der Spaß“.
Tatsächlich wird bei Golfbüchern ein merkwürdiger Gegensatz schnell offenkundig.
Golf ist ja eine der fröhlichsten Betätigungen auf diesem Planeten, zumindest unter jenen Betätigungen, die man in bekleidetem Zustand unternimmt.
Golfbücher sind das Gegenteil davon. Ein typisches Golfbuch, wenn man die Kataloge durchblättert, heißt zum Beispiel „Die Technik des Golfschwungs“. Oder es heißt „Golf – Balance der Technik“. Oder es heißt „Golftechnik – der kraftvolle Schwung“. Bei Golf geht es offenbar primär um technische Fragen. Um Spaß geht es nicht.
Wenn wir in den Bücherkatalogen vergleichbare Bücher aus anderen Bereichen suchen, dann stoßen wir zum Beispiel auf den Band „Scherenschnitte – die Technik“. Oder auf „Socken stricken – neue Technik“. Oder auf „Technik zu Hause – selber montieren und reparieren“.
Es sind alles Originaltitel, damit wie uns richtig verstehen. Golfer und andere Techniker wie Sockenstricker und Heimwerker haben also vieles gemeinsam. Sie sind dauernd am Basteln. Sie sind dauernd am Reparieren. Der Unterschied ist der, dass der Heimwerker an fremdem Material bastelt und repariert, der Golfer hingegen bastelt und repariert an sich selbst. Der Golfer ist ein Heimwerker in eigener Sache.
Darum ist es auch so amüsant, uns Golfern auf dem Platz oder auf der Range zuzuschauen. Der eine wippt fünf Mal in die Knie, bevor er zum Schlag ausholt. Der zweite hypnotisiert seine Hände. Der dritte holt aus, hält plötzlich inne und starrt über die rechte Schulter den Schläger an. Die Golfer sind dauernd am Basteln und am Reparieren. An sich selbst.
Nun ist ein Scherenschnitt oder eine Socke irgendwann beendet und der Dübel irgendwann in der Wand. Irgendwann kapiert es jeder, wie es geht. Darum gibt es über Scherenschnitte, Socken und Dübel nur ein paar Hundert Bücher auf dieser Welt.
Der durchschnittliche Golf-Heimwerker hingegen kapiert es nie. Darum schneidet, strickt und dübelt er ein Leben lang an sich selber herum. Über Golf gibt es folgerichtig über 100.000 Bücher auf dieser Welt.
Das sind, aneinander gereiht, etwa drei Kilometer Literatur, schwerverdauliche drei Kilometer. Darum lieber unbelesen auf den Platz. Der ist doppelt so lang und zehnmal so vergnüglich.