Читать книгу Die Studie - L. Renegaw - Страница 6
Von Kapazitäten und unmoralischen Angeboten
ОглавлениеMein Kopf pocht schmerzhaft. Ich gebe René die Schuld daran. Wegen seines nächtlichen Besuches und dem Schlafmangel. Wegen seiner dummen Sprüche. Wegen der vielen Gedanken die ich mir um ihn mache. Und verdammt noch mal wegen der verdammten Gefühle, die verdammt noch mal nicht weg gehen wollen...
Ich schließe die Augen und lehne mich auf dem Sofa zurück. Es ist keine zwanzig Minuten her, dass sie beide gegangen sind. Meine Mutter hat René angeboten, ihn auf dem Heimweg mit in die Innenstadt zu nehmen. Also sind sie gleichzeitig fort.
Und jetzt habe ich Kopfschmerzen. So schlimm, dass ich heulen könnte. So schlimm, dass ich nichts tun möchte, außer schlafen.
Stattdessen jedoch habe ich wenige Minuten später schon wieder den Laptop auf dem Schoß und logge mich im Forum ein. Zu meiner Enttäuschung jedoch ist Henry nicht online. Aber es ist auch erst kurz nach zehn und wer weiß, wie lange er nach unserem Gespräch noch auf geblieben ist.
Ich stöbere zuerst ein wenig in den Profilen anderer User herum, doch so richtig ansprechen tut mich niemand. Dafür haben mir drei Männer Blumensträuße geschickt. Ich stalke ihre Bilder, bin aber enttäuscht. Zwei sind ungefähr doppelt so alt wie ich und der dritte hat kein Bild hochgeladen. Also erwidere ich die Blumengrüße nicht. Genau da ploppt mein Chatfenster auf. Ich freue mich zuerst, dass Henry online ist, doch im nächsten Moment erkenne ich, dass es sich bei der Person im Chat um jemand anderen handelt, dessen Name nur ähnlich ist.
Harry: Hallo Schönheit
Ich hebe eine Augenbraue, frage mich, ob er mich vielleicht verwechselt, aber mein Profilfoto sieht vielleicht wirklich so aus, als wäre ich sexy.
Greta: Hallo
Das ist alles, was ich schreibe, bevor ich mir das Profil anschaue. Na klasse. Noch ein alter Sack, der versucht, im Internet junge Frauen aufzureißen.
Harry: Ich könnte dich verwöhnen
Greta: Und wie willst du das anstellen?
Ich habe nicht vor auf dieses Angebot einzugehen, aber man kann ja mal nachfragen.
Harry: Cunnilingus
Ich denke erst, er hat sich verschrieben, denn ich habe noch nie von Cunnilingus gehört, doch er schiebt noch die Frage hinterher, ob das eine Option für mich wäre. Skeptisch kopiere ich das Wort, um es zu googeln, denn ich habe wirklich keine Ahnung, was das sein soll. Google spuckt mir einen Wikipediaeintrag aus, den ich anklicke. Dann fallen mir fast die Augen aus dem Kopf. Form des Oralverkehrs… die äußeren Geschlechtsorgane der Frau mit der Zunge und den Lippen erregen…
Alles klar. Das wäre auch das Erste, was ich jemandem im Internet anbieten würde, gleich nachdem man sich begrüßt hat.
Gibt es nur noch seltsame Menschen auf der Welt? Das ist mir eindeutig zu viel männliche Idiotie für einen Tag. Erst René mit seinen genialen Ideen und jetzt dieser... ich habe schon wieder seinen Namen vergessen... Harry!
Greta: Nein danke!
Ich schließe das Chatfenster, blockiere den Kontakt namens Harry und stelle enttäuscht den Laptop zurück auf den Wohnzimmertisch. Ich strecke mich der Länge nach auf dem Sofa aus, was Akina sofort als Einladung versteht. Während ich sie hinter den Ohren kraule, ihrem Schnurren lausche und mich frage, was bloß mit dieser Welt los ist, nicke ich wieder ein, hole den Schlaf nach, um den René mich gebracht hat und bin nach dem Aufwachen nur noch genervter.
René ist wie eine Art Geschwür. Etwas, das aus irgendeinem Grund immer da ist. Er spielte die ganze Zeit die Hauptrolle in meinen dämmrigen Träumen.
Ich reibe mir die Augen, richte mich auf und stoße dabei ausversehen sowohl Lola als auch Akina von mir herunter. Die beiden springen davon und ich sehe, dass das Chatfenster erneut aufgeploppt ist. Während ich geschlafen habe, muss Henry online gekommen sein.
Henry: Hey
Henry: ?
Henry: ...
Henry: Meld dich dann mal, wenn du am PC bist.
Ich nehme sofort den Laptop auf den Schoß und fange an zu tippen.
Greta: Sry, bin noch mal eingeschlafen.
Henry: Kein Problem. Hattest du wohl auch nötig, nach der Nacht.
Greta: Wie das klingt... ^^
Henry: Vllt sollte es ja so klingen ;)
Greta: ?
Henry: Wie geht es dir jetzt? Ist er noch da?
Greta: Nein, er ist weg... Und meine Mom auch.
Henry: …
Henry: Ich ahne Schreckliches...
Ich seufze leise und berichte ihm von meinem Vormittag. Von dem gemeinsamen Frühstück und der Einladung, die meine Mutter gegenüber René ausgesprochen hat. Als ich geendet habe, kommt eine Weile gar nichts. Irgendwann schicke ich ihm wieder ein Fragezeichen, dann fängt er an zu tippen.
Henry: Ich sagte dir ja schon, du brauchst dringend mehr Selbstvertrauen.
Greta: Was hätte das geändert?
Henry: Du hättest deiner Mutter klar gemacht, dass er nichts bei eurer Familienfeier zu suchen hat.
Greta: Du kennst meine Mutter nicht. Dafür hätte ich eine Menge Selbstvertrauen gebraucht...
Henry: Das kriegen wir schon hin.
Greta: Sag bloß, dir ist etwas eingefallen.
Henry: Schon. Aber ich muss sicher sein, dass ich dir vertrauen kann, bevor ich dir davon erzähle.
Leicht erstaunt lese ich seine letzten Worte noch einmal. Was kann er damit nur meinen? Was hat denn er als Person damit zu tun?
Greta: Kannst du!
Henry: Wenn ich dir meinen Vorschlag unterbreite, musst du schwören, absolutes Stillschweigen darüber zu wahren. Du kannst selbstverständlich ablehnen, aber trotzdem trage ich ein hohes Risiko, dir davon zu erzählen.
Greta: Hat das was mit deiner Studie zu tun? Komm schon, jetzt mach es nicht so spannend. Ich verrate niemandem, was du erforscht.
Henry: Hat es. Schwörst du? Wenn du mich nämlich verrätst kann ich mein komplettes Projekt in die Tonne hauen.
Greta: Ich schwöre es!
Henry: Gut!
Erwartungsvoll starre ich auf den Bildschirm, warte darauf, dass er endlich damit rausrückt. Seit wir angefangen haben, miteinander zu schreiben, hat er ein Geheimnis aus sich und seiner Arbeit gemacht. Offenbar hat er beschlossen, den Schleier jetzt zu lüften.
Henry: Wärst du unter Umständen bereit, deinen Horizont ein wenig zu erweitern?
Greta: Ich kann nicht pauschal 'Ja' sagen, aber grundsätzlich klar!
Henry: Wie erfahren bist du mit Sex?
Greta: Also das ist schon eine sehr persönliche Frage...
Henry: Die du mir beantworten solltest...
Greta: Also schön... Nicht sehr erfahren. Ich hatte ein Jahr lang eine Beziehung. Das ist aber lange her. Mit meinem Exfreund hatte ich natürlich Sex. Mit sonst keinem.
Henry: Das wird spannend...
Greta: Was denn genau? Langsam werde ich wirklich ungeduldig...
Henry: Könntest du dir vorstellen, deinen Erfahrungsschatz in dieser Richtung auszubauen?
Greta: Ich sollte jetzt wohl 'Ja' sagen? Also hat deine Studie mit Sex zu tun?
Das scheint ihn zu amüsieren, denn bevor er weiter schreibt, schickt er mir eine Reihe lachender Emoticons.
Henry: In Ansätzen…
Greta: ^^ Okay, jetzt bin ich aber wirklich neugierig...
Henry: Na gut, ich will dich nicht länger auf die Folter spannen...
Ich wippe ungeduldig mit dem Fuß, während er tippt, kaue an meinen Nägeln, kann kaum erwarten, zu erfahren, wovon seine Studie handelt. Sex... Ich habe wirklich nicht viel Erfahrung damit. Will er, dass ich bei seiner Studie mitmache? Glaubt er, das könnte mir Selbstvertrauen geben?
Henry: Meine Studie geht grob gesagt um Prostitution. Und jetzt atme kurz tief durch und befreie dich von allen Vorurteilen. Wir sprechen nicht von billigen Nutten, die am Straßenrand stehen, total abgewrackt aussehen und mit irgendwelchen schmierigen Säcken ins Bett gehen. Wir sprechen von gut geschulten Frauen, die ein ganz normales Leben führen. Frauen, die einen seriösen Beruf ausüben. Denen man nicht anmerkt, welchen Aktivitäten sie in ihrer Freizeit nachgehen. Nennen wir es eine Art geheimen Nebenjob.
Ich starre auf den Bildschirm. Ich kann einfach nicht glauben, was ich da lese, kann nicht fassen, dass er ein... Ja, was ist er? Ein Zuhälter?
Henry: Wahrscheinlich habe ich dich jetzt erst mal verschreckt. Willst du, dass ich weiter erkläre oder brauchst du erst mal einen Moment?
Greta: ...
Greta: Erzähl weiter!
Henry: Offenbar habe ich dich neugierig gemacht ;)
Greta: In Ansätzen...
Henry: ^^
Henry: Ich vermute du kannst dir schon denken, dass ich dir den Vorschlag machen will, dich in meine Studie aufzunehmen. Wenn du möchtest kann ich dir aber ein paar Details erklären, bevor du dich entscheidest.
Ich weiß, dass ich unter keinen Umständen mitmachen würde. Da braucht er sich keine Hoffnungen zu machen. Trotzdem amüsiert mich der Gedanke, ich könnte Prostituierte werden. Wer würde schon freiwillig mit mir ins Bett gehen, wenn sogar René davor zurückschreckt? Na gut. Ein alter Sack namens Harry würde mich oral befriedigen. Aber darauf kann ich offen gesagt ganz gut verzichten.
Greta: Dann leg mal los mit deinen Details.
Henry: Machst du dich über mich lustig? ;)
Greta: Das sage ich dir hinterher ;)
Henry: Na gut. Denn ich hoffe, ich kann dich überzeugen. Es würde dir in jedem Fall gut tun.
Greta: Wir werden sehen...
Henry: Das macht mir Hoffnung...
Greta: Hast du jetzt endlich Details für mich?
Henry: Na gut ;)
Henry: Das Ganze erstreckt sich über ein Jahr. Also, es läuft wie folgt ab: Eine Frau die sich bereit erklärt geht einige Verpflichtungen ein. Zuerst mal das Wichtigste. In der gesamten Zeit darf diese Frau keine Beziehung eingehen. Denn das würde das ganze Projekt gefährden. Sie muss Single sein und bleiben.
Greta: Also verlockend macht es das nicht gerade...
Henry: Wir sind ja auch noch bei den Verpflichtungen. Außerdem willst du doch dein Selbstvertrauen aufpolieren, oder? Dazu gehört sicher auch, gekonnte Abfuhren zu erteilen.
Greta: AbfuhrEN? Was denkst du denn, wie viele Angebote ich in einem Jahr bekomme?
Henry: In diesem Jahr WIRST du Angebote bekommen.
Greta: Für Sex...
Henry: Das ohne Zweifel. Aber du wirst selbstbewusster werden und das wird dir auch Typen verschaffen, die eine Beziehung mit dir wollen.
Selbstbewusster... Aber zu welchem Preis? Glaubt er wirklich, dass mir das hilft? Oder will er nur Frauen gewinnen, die bei seiner Studie mitmachen? Vielleicht ist er zu jeder so freundlich und wirbt sie dann an, wenn er ihr Vertrauen genießt. Aber genau da schreibt er etwas, das diese Vermutung zerschlägt.
Henry: Hör zu, Greta. Eigentlich ist meine Studie voll. Ich habe mittlerweile 120 Frauen gefunden, die mitmachen wollen. Aber ich würde eine von ihnen für dich wieder rauskicken. Du hast unbestritten viel Potential und ich würde das gerne mit dir machen, aber in erster Linie möchte ich dir helfen. Du bist wirklich nett und verdienst ein paar Annehmlichkeiten. Und vor allem verdienst du es, mehr aus dir rauszukommen. Dein Leben selbst zu gestalten.
Greta: Mein Leben selbst zu gestalten? Indem ich mich verpflichte, ein Jahr lang keine Beziehung einzugehen und wer weiß was noch alles zu tun?
Henry: Ja, Greta. Denn du hast viel Freiraum, während dieses Jahres. Nur dein Sexualleben steht für einen begrenzten Zeitraum nicht frei zur Verfügung. Aber das lebst du doch ohnehin nicht frei aus, habe ich recht?
Greta: So frei, wie es mir mit meinen begrenzten Kapazitäten möglich ist...
Henry: Pass auf, ich komme dich besuchen und wir testen deine Kapazitäten, wenn du möchtest. Und ich erkläre dir persönlich, mit welchen Vorteilen du zu rechnen hast und danach entscheidest du dich.
Greta: Machst du das mit jeder dieser Frauen?
Henry: Du wärst die Einzige...
Greta: Nein, danke...
Ich klappe den Laptop zu und breche in Tränen aus. Was ist das nur für ein Kerl, dem ich alles von mir und René erzählt habe? Ein perverser Idiot, der Frauen aufreißen will. Ein Zuhälter. Jemand der Prostituierte erschafft... Und ich habe ihm von mir erzählt, von sehr privaten Details meines Lebens. Wie konnte ich nur so blöd sein, zu glauben, dass ich in einem Lovechat die Liebe meines Lebens finde? Dass ich so von René los komme. Das war eine wirklich bescheuerte Idee.
Enttäuscht knalle ich den Laptop auf den Tisch, gehe ins Bad und ziehe mich aus, um zu duschen. Doch ich halte inne, bleibe vor dem Spiegel stehen und betrachte meinen nackten Körper. Ich bin schlank, das ja. Aber ich bin nicht sportlich oder gelenkig. Ich bin einfach nur... Ja was? Nur ich. Meine Brüste sind nicht besonders groß, aber auch nicht klein. Sie sind okay, würde ich sagen. Es ist Winter, daher bin ich nicht besonders gründlich rasiert. Ich weiß nicht wieso, es gibt eigentlich keinen Grund, weshalb ich es tun sollte, doch ich nehme den Rasierer aus dem Spiegelschrank und blicke anschließend meinem Spiegelbild in die Augen.
"Tut mir leid, Henry, aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass so etwas mit mir funktionieren könnte", sage ich. Dann steige ich unter die Dusche und drehe das Wasser auf, das sanft an mir abperlt.
Henry kennt nur mein Profilbild. Er weiß nicht, wie ich in Wirklichkeit aussehe. Vielleicht hätte er sonst gezögert, mich zu seiner Studie einzuladen. Geschweige denn, mich zu fragen, ob er mich besuchen könnte, um meine Kapazitäten auszutesten...
Ich lehne mich an die kühlen Fliesen und spüre, wie mich allein bei dem Gedanken an Sex ein Schauer durchfährt. Aber kein Schauer von Ekel oder Abneigung, selbst nicht im Zusammenhang mit Henry. Nein, ein erwartungsvolles Prickeln. Ein allzu lästiges Verlangen. Zu lange scheint es her, dass ich guten Sex hatte. So lange, dass ich mich kaum noch daran erinnern kann.
Meine Beziehung mit Jannik ist mittlerweile mehrere Jahre her. Ich kann mich kaum noch daran erinnern, wie wir zusammen gekommen sind. Es war kurz vor unserem Abitur. Wir waren in einem Jahrgang. Jannik und ich kannten uns kaum, haben auf der Abschlussfahrt zum ersten Mal miteinander geredet und sind kurz danach zusammen gekommen. Eigentlich hat alles recht vielversprechend angefangen. Wir gingen zusammen zum Abiball, so dass ich mir zum ersten Mal auf einer größeren Party nicht wie ein Trottel vorkam. Ganz klischeemäßig planten wir an diesem Abend unser erstes Mal, das katastrophal in die Hose ging, weil keiner von uns eine Ahnung hatte, was er machte.
Aber Übung macht bekanntlich den Meister. Und so übten wir. Mehrere Monate, in denen alles gut lief. Aber nach etwa einem halben Jahr, ich kann heute nicht einmal mehr den Grund benennen, ging es mit unserer Beziehung bergab und wir hielten eine Zeit lang nur noch daran fest, weil wir miteinander unser erstes Mal gehabt hatten und das nicht ohne Weiteres wegschmeißen wollten.
Und nach knapp einem Jahr Beziehung beendete Jannik das Ganze. In dem ständigen Wunsch, dass zwischen uns irgendwann wieder alles gut werden würde, brach mir die Trennung ganz klassisch das Herz.
Mittlerweile ist das jedoch Jahre her. Ich muss im Kopf nachrechnen, wie lange genau. In dem Jahr nach der Schule habe ich ein FSJ am Staatstheater gemacht. In dieser Zeit waren wir zusammen. Kurz nach unserer Trennung endete das Jahr und ich fing mein Studium als Maskenbildnerin an. Das hat vier Jahre gedauert und ich arbeite nun seit etwas mehr als zwei Jahren beim Staatstheater. Also ist meine Beziehung zu Jannik schon sechseinhalb Jahre her.
Ich seufze, als mir klar wird, dass mein letztes Mal Sex noch länger her ist. Das ist wirklich erbärmlich.
Frisch geduscht und mit nassen Haaren kehre ich schließlich ins Wohnzimmer zurück. Ich starre meinen Laptop an, als hätte er Zähne. Vorhin habe ich ihn einfach zugeklappt, ohne den Browser zu schließen. Wenn Henry mir noch etwas geschrieben hat... Vielleicht kann ich das Fenster schließen, ohne zu lesen?
Ich nehme den Laptop wieder auf den Schoß, klappe ihn auf und sehe sofort die Nachrichten. Zuerst will ich sie ignorieren, doch es klappt nicht. Meine Aufmerksamkeit ist sofort darauf gerichtet.
Henry: Jetzt habe ich dich verärgert. Das war nicht meine Absicht...
Henry: ...
Henry: ?
Henry: Ok, jetzt bist du off.
Henry: Liebe Greta, es tut mir wirklich leid, dass ich dich verärgert habe. Das war keinesfalls meine Absicht. Es ist mir ein Anliegen, dir zu helfen und etwas für dich zu tun. Du bist der einzige Mensch, den ich um ihretwillen und nicht bloß aus egoistischen Motiven für meine Forschung gewinnen möchte. Ich hoffe, du kannst mir das glauben und mir verzeihen, dass ich dich gekränkt habe. Mein Angebot, dich zu besuchen, war lediglich gut gemeint. Ich mache das nicht, um Sex zu bekommen. Wenn ich Sex will, brauche ich mich nicht in den Zug setzen und mehrere Stunden fahren (im Übrigen, ich habe keine Ahnung, wo du wohnst). Ich könnte mir jederzeit hier eine suchen, wenn es mir nur darum ginge. Okay, das klingt wirklich arrogant. Ignorier das bitte einfach und denk noch einmal darüber nach. Ich möchte das tun, um dir Selbstvertrauen zu geben. Aus keinem anderen Grund.
Meine Finger schweben über der Tastatur und ich bin hin- und hergerissen. Kann ich das mit meinem Gewissen vereinbaren? Oder kann ich es nicht? Seine Studie? Wohl kaum. Sein Angebot? Eventuell.
Ich atme tief durch. Und dann tippe ich.