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Von Whisky auf Eis und elektrischen Zahnbürsten

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Eigentlich ist Henry schon etwas zu alt, um im A7 zu feiern. Selbst ich fühle mich unter den ganzen gerade Volljährigen etwas fehlt am Platz, die vor dem Einlass Schlange stehen. Ich ziehe an dem meergrünen Kleid, das mir nur bis knapp über den Hintern reicht, weil ich mich darin extrem unwohl fühle, doch Henry nimmt meine Hand.

"Lass das! Du siehst heiß aus und es sitzt alles genau so, wie es sitzen soll."

Ich schnaube. Dieses Kleid hätte ich mir nie im Leben selber gekauft. Aber Henry bestand darauf, dass wir mit unseren chinesischen Nudeln (die glücklicherweise etwas früher geliefert wurden) in die Stadt fuhren, um vor Ladenschluss einen Partyfummel für mich zu kaufen. Um halb 8 stiegen wir am Königsplatz aus der Bahn, warfen unsere leeren Essensverpackungen in den Müll und quetschten uns zwischen den Weihnachtsmarktbesuchern hindurch, um zu Peek und Cloppenburg zu gelangen. Henry schickte mich mit drei verschiedenen Partykleidern in die Kabine und behelligte unterdessen sogar eine Verkäuferin mit unseren Belangen. Natürlich nicht ohne Hintergedanken. Die Frau witterte eine deftige Provision zum Feierabend und beriet uns noch bis viertel nach acht, obwohl ihre Kolleginnen wütend auf die Uhr schauten.

Schließlich sagte Henry bei dem meergrünen, enganliegenden Kleid mit einem Ausschnitt bis zum Bauchnabel (naja, beinahe), dass es genau das sei, was er sich an mir vorgestellt habe. Als ich jedoch das Preisschild entdeckte, stockte mir der Atem.

"Henry, das ist viel zu teuer. Das kann ich mir nicht leisten", stieß ich entrüstet aus. Er verdrehte die Augen, nahm mir das Kleid aus der Hand und ging in Richtung Kasse.

"Nein", protestierte ich und hielt ihn am Arm zurück. Er sah mich einen Moment nur an.

"Das wäre einer der vielen Vorteile, wenn du dich bereiterklären würdest, an meiner Studie teilzunehmen", sagte er und ich war so überrascht, dass ich ihn losließ. Ich sah ihm nach, während er zur Kasse ging, wo die Verkäuferin schon auf ihn wartete. Hieß das, er würde mir derlei Outfits finanzieren, wenn ich einwilligte? Aber wie könnte ich? Ich wäre eine Prostituierte. Wer würde freiwillig so tief sinken wollen?

Aber 120 Frauen hatten in seine Studie eingewilligt. Wie hatte er sie dazu gebracht? So etwas würde doch niemand freiwillig tun... oder?

Henry zahlte mit Kreditkarte, wie die meisten Menschen, die viel Geld besitzen. Denn dessen war ich mir nun sicher. Für seine Studie benötigte er viel Geld. Woher er es hatte, keine Ahnung.

Anschließend tranken wir einen Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt, was mich schon wieder nervös machte. Ich stand an einem der Tische am überdachten Stand und wartete auf Henry, der uns die Getränke holte. Aufgrund der Befürchtung, jemand könnte mich erkennen, gab ich mir Mühe, niemanden anzusehen. Aber diesmal hatte ich weniger Glück als am Bahnhof.

"Greta?" Ich zuckte zusammen und blickte auf, in zwei stahlblaue Augen.

"War doch richtig, oder?"

Ich brauchte einen Moment, um das Gesicht einzuordnen. Vor mir stand ein Mann, groß und breitschultrig, etwa Mitte dreißig, mit dichtem Vollbart und man-bun. Aber vor allem diese Augen waren auffällig und das war der einzige Grund, weshalb ich mich plötzlich erinnerte, woher wir uns kannten.

"Elijah", stieß ich überrascht aus. Er war der neue Kollege aus dem Ensemble, den man uns letzte Woche vorgestellt hatte. Zweimal hatten wir einander in der Kantine gesehen, aber nie mehr miteinander gesprochen, als einen kurzen Gruß zu erwidern. Es wunderte mich daher, dass er meinen Namen behalten hatte.

"Bist du alleine hier?", fragte er mich und ich bemerkte aus dem Augenwinkel eine Gruppe junger Männer, die zu uns hinüber spähten. Vielleicht seine Kumpels. Kollegen waren es jedenfalls keine.

"Nein, mit einem Freund", gab ich zurück und kaute auf der Unterlippe.

"Achso, gut. Sonst hättest du dich auch zu uns stellen können. Meine neuen Nachbarn. Wir dachten, bei einem Glühwein kann man sich vielleicht am besten kennenlernen." Er wies auf die drei Typen, die nun zum Gruß die Tassen hoben.

"Danke, aber schon gut." Unsicher blickte ich mich nach Henry um. Wo war er bitteschön abgeblieben?

"Musst du morgen nicht arbeiten?", fragte Elijah. Ich biss mir wieder auf die Unterlippe.

"Nein. Ich habe meinen Samstagsdienst getauscht."

Er grinste.

"Für Glühwein?"

"Offiziell für ein Familienfest morgen, daher wäre ich dir dankbar, du würdest für dich behalten, dass du mich hier gesehen hast." Ich hoffte nur, dass er vertrauenswürdig war.

"Klar, kein Problem."

Da kam Henry endlich zurück, zwei dampfende Becher in den Händen.

"Hi", sagte Elijah freundlich und hielt ihm die Hand hin. Henrys Blick war geradezu vernichtend. Trotzdem nahm er die Hand, nachdem er die Becher abgestellt hatte.

"Das ist Elijah, ein Kollege aus dem Staatstheater", sagte ich rasch und vergaß (natürlich vollkommen unabsichtlich) Henry vorzustellen. Er übernahm das selbst und an der Art, wie er seinen Namen sagte, vermittelte er Elijah unmissverständlich, dass er kein Interesse an einem Gespräch hatte.

Ich sagte nichts dazu und jetzt stehe ich hier, vor dem A7, bibbernd vor Kälte, denn Henrys Lederjacke hält nicht gerade warm. Die Türsteher kontrollieren eigentlich die Ausweise, doch offenbar meint jemand da vorne diskutieren zu müssen, so dass es nicht vorangeht.

"Komm her", sagt Henry, dem nicht entgehen kann, wie sehr ich zittere. Er legt den Arm um mich, zieht mich an sich und wärmt mich mit seinem Körper. Es bringt nicht viel, außer dass mich seine Nähe verlegen macht, zusätzlich zu der Angst, was jemand denken könnte, der mich vielleicht kennt. Aber hier ist niemand. René, diese Jessica und wer auch immer, sind mit Sicherheit schon drin, und sie sollen uns ja sehen. Allerdings erst später.

Wir rücken endlich weiter vor und als wir nach gefühlt einer Stunde in der Kälte ins Warme kommen, brauche ich eine Weile, um mich zu akklimatisieren. In der Zwischenzeit verschwinde ich auf der Toilette, nicht ohne mich vorher umzusehen, ob ich René irgendwo entdecke. Aber er ist vielleicht tanzen oder oben im Raucherbereich.

Der Blick in den Spiegel über den Waschbecken erschreckt mich zuerst. Ich sehe ganz anders aus, als sonst. Wenn ich schon zweimal hinsehen muss, um in meinem Spiegelbild mich selbst zu erkennen, dann wird mich jemand, der mich nicht hier erwartet, doch nicht entdecken, oder?

Ich sehe wirklich nicht schlecht aus, in dem meergrünen Kleid. Das muss ich Henrys Geschmack zugestehen. Zu Hause hat er mich dazu angehalten, meine Haare zu machen und mich zu schminken. Meine grünen Augen wirken nun größer und meine Frisur lässt mich attraktiver wirken. Henry hat es wirklich drauf mich zu beraten.

Trotzdem... Im Grunde, denke ich, ist diese Person da im Spiegel nicht Greta. Aber vielleicht brauche ich das. Dieses Aussehen, um mein Selbstvertrauen zu stärken und das zu tun, wofür ich hergekommen bin. Also straffe ich die Schultern, atme tief durch und verlasse die Damentoilette. Draußen begegne ich Henrys Blick. Er setzt ein Lächeln auf. Zufrieden und auch ein bisschen arrogant.

"Was denn?", frage ich herausfordernd.

"Nichts. Du bist bloß ziemlich sexy."

"Sexy", murmle ich und werde rot. Schon ist mein kümmerlicher Haufen Selbstbewusstsein dahin.

"Sexy... heiß... An dieser Stelle kannst du jedes beliebige Synonym einsetzen", sagt Henry und streckt die Hand nach mir aus. Er zieht mich an sich und ich denke schon er will mich küssen, doch er kommt nur nah an mein Ohr.

"Ich freue mich schon darauf, dich nachher auszuziehen und zu vögeln, bis dir die Sinne schwinden."

Hitze schießt mir durch sämtliche Gliedmaße und mir stockt der Atem. Henry grinst über meine Reaktion.

"Es war wohl keine so gute Idee, dir das zu sagen, bevor du René abservierst." Von Reue fehlt in seinem Tonfall aber jede Spur.

"Ich schätze, es sollte mir Genugtuung verschaffen, dass ein Kerl wie du sich darauf freut, mich... zu vögeln."

"Auf jeden Fall", sagt Henry. "Und dieser René... Er wird bereuen, dass er sich dir gegenüber nicht besser verhalten hat. Dass er nicht zu schätzen wusste, wie besonders du bist."

"Bin ich das? Besonders?"

"Du hast ja keine Ahnung." Henry grinst und streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Und jetzt machst du diesen Idioten fertig, klar?"

Ich muss lächeln. "Klar!"

Wir gehen zu einem der Tische und ich setze mich, während Henry zur Theke hinübergeht. Als ich ihm nachblicke, entdecke ich sie plötzlich. René und seine Freunde sitzen nahe der Tanzfläche. Ihre aufgeheizten Gesichter, das Grinsen sagen mir, dass sie gerade von dort zurückgekommen sind. Jetzt haben sie allesamt ein alkoholisches Getränk vor sich stehen. Ich spähe durch die Leute, beobachte ihn, den Mann, in den ich seit zwei Jahren verliebt bin. Und ich spüre es noch immer. Das Bedürfnis in seiner Nähe zu sein. Die Eifersucht auf die Frauen, die mit ihm und seinen Freunden hier sind. Vor heute Abend hat er mich noch nie gefragt, ob ich Lust habe, mitzukommen. Nicht ein einziges Mal ist er auf die Idee gekommen, mich seinen Kumpels vorzustellen, mich in seine Clique aufzunehmen.

Und jetzt?

Jetzt sitze ich hier, warte darauf, dass Henry mir Alkohol besorgt (die Flasche Wein, die wir zu Hause getrunken haben, reicht definitiv nicht aus), damit ich überhaupt den Mut finde, zu dieser Gruppe von Menschen zu gehen, die so viel cooler sind als ich. Denn das ist das Einzige, woran ich denken kann. Eigentlich bewertet man in unserem Alter wohl nicht mehr nach diesem Kriterium. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, weshalb René und ich überhaupt befreundet sind. Doch unsere Beliebtheit, die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Kategorie Menschen, hat uns die ganze Zeit unterschieden und dafür gesorgt, dass er mich als Fußabtreter verwendet.

"Ein Doppelter", sagt Henry und stellt den Whisky auf Eis vor mir ab.

"Das soll ich trinken?", frage ich entsetzt und starre die braune Flüssigkeit an, als würde es sich dabei um Gift handeln.

"Du wolltest Alkohol. Mach keine halben Sachen. Trink das jetzt!"

Ich hebe das Glas, rieche daran und verziehe das Gesicht.

"Stell dich nicht so an!", sagt er und ich kippe das Zeug runter. Zwei Schlucke braucht es und dann huste ich, würge fast und es schüttelt mich kräftig. Henry lacht.

"Vielleicht hätten wir doch mit einer Mischung anfangen sollen."

"Das wäre für deine Verhältnisse wohl zu gütig gewesen", keuche ich und ignoriere die beiden Tussis am Nachbartisch, die mich mit hochgezogenen Brauen mustern. Ich gebe offenbar ein ziemlich erbärmliches Bild ab. Vielleicht haben sie aber auch Mitleid mit Henry, der seinen Abend mit mir verbringen muss.

Und plötzlich regt sich Trotz in mir. Henry hat gesagt, ich sei heiß... sexy... Er freut sich auf den Sex mit mir. Ja, und ich freue mich auch. Endlich wieder Sex... vögeln hat er es genannt. Derlei Worte, Synonyme dafür, habe ich nie verwendet. Ich habe ohnehin selten darüber geredet. Vögeln... ficken... Diese Worte haben für mich impliziert, dass es schmutzig, versaut, sogar ein wenig würdelos zugeht. Und plötzlich will ich genau das. Jetzt und auf der Stelle. Aber ich habe zuerst etwas zu erledigen.

Ich stehe auf.

"Oh, du bist schon soweit?", fragt Henry. Er klingt belustigt.

"Und ob", bringe ich heraus.

"Na, dann lass dich nicht aufhalten. Ich werde an die Bar gehen und darauf warten, dass du anfängst mit mir zu knutschen."

Eine wahrhaft verlockende Vorstellung und ich würde mir am liebsten schon jetzt diesen Triumph gönnen, doch ich muss zuerst etwas tun, um mir den Preis zu verdienen.

Ich dränge mich an Menschen vorbei, gehe auf René zu, der gerade über den Witz lacht, den eins der Weiber gemacht hat. Wahrscheinlich war das Gesagte gar nicht witzig und er lacht nur, weil er auf sie steht.

Als ich seinen Tisch erreiche und mich vor ihm aufbaue, ihn anvisiere, kann ich die irritieren Blicke spüren. Auch seiner ist verwirrt, bis ihm klar wird, dass die heiße Frau, die sich da vor ihm positioniert hat, die ist, die er gebeten hat, seine Freundin zu mimen.

"Greta", bringt er heraus. "Du bist ja doch gekommen."

"Doch", wiederhole ich verächtlich. "Als ob du jemals auf die Idee gekommen wärst, mich zu fragen, ob ich mit will."

Er wirft mir einen überraschten Blick zu, bevor er kurz seine Freunde ansieht, als wollte er sagen "Schalt mal ‘n Gang runter!" Aber ich denke gar nicht daran.

"Nein, dich interessiert nur, dass du mit deinen kleinen Betthäschen Spaß hast. Bis du dann mal wieder genug davon hast und zu mir angekrochen kommst."

"Deine Freundin?", fragt die strohblonde, aufgetakelte Tussi neben ihm.

René reagiert nicht auf sie. Er steht auf, kommt um den Tisch herum und fasst mich am Arm. Ich will mich eigentlich nicht von ihm wegziehen lassen, ich will ihn so richtig schön blamieren. Denn das hat er verdient. Und wie! Trotzdem kann ich mich nicht wehren.

"Sag mal, bist du irre? Du kannst vor Jessica doch nicht sowas sagen."

Ich schnaube.

"Ich bitte dich. Sie ist doch mit dieser Alten befreundet, wie heißt sie noch gleich, mit der du als letztes gevögelt hast?"

"Ellie..."

"Jaa genau! Ist sie auch hier? Eine von denen?", frage ich und deute auf seine Gruppe.

"Hör jetzt auf mit dem Scheiß. Was ist denn bei dir verkehrt?" Renés Griff um meinen Arm wird stärker.

"Du wolltest doch, dass ich mit dir Schluss mache. Hier hast du es. Fick dich, René! Hörst du?" Letzteres schreie ich, damit es jeder hört, doch die Musik ist ohnehin zu laut.

"Fick dich und deine scheiß Tussis! Und komm dann nicht wieder zu mir an, um dich auszuheulen. Ich bin nämlich den Rest des Abends selbst mit ficken beschäftigt, okay? Ich suche mir hier einen und dann wirst du schon sehen. Es gibt tatsächlich Männer die mich heiß finden und nicht für blonde Tussis verschmähen, hast du kapiert?"

"Scheiße, verdammt noch mal. Fahr mal runter, Greta! Wie viel hast du bitteschön getrunken?", fragt René gedämpfter. Aber ich denke gar nicht daran, meinerseits die Stimme zu senken oder auf seine Frage zu antworten.

"Du wirst schon sehen." Ich reiße mich los, bin mir bewusst, dass jeder meiner Schritte vermutlich von mehreren Augenpaaren verfolgt wird und gehe direkt auf Henry zu. Er unterhält sich mit der gepiercten Barkeeperin. Ich achte jedoch gar nicht darauf, lege einfach die Hand in seinen Nacken, stelle mich auf die Zehenspitzen und küsse ihn. In meiner Vorstellung fällt René die Kinnlade herunter und das macht es noch tausend Mal besser. Henry zieht mich näher an sich, zwischen seine Beine, die er leicht angewinkelt hat, um auf dem Barhocker sitzen zu können. Ich spüre seine warmen Lippen, seine Hand, die meinen Hintern umfasst und mich feucht zwischen den Beinen werden lässt. Ich dränge mich an ihn, presse mein Becken gegen seins und er vertieft den Kuss noch, berührt meine Zunge mit seiner. Hitze schießt mir durch jeden Körperteil. Verdammt, ich will mehr. Auf der Stelle!

In diesem Moment reißt mich jemand von Henry weg. Ich stolpere fast über seine Füße, doch René hält mich fest.

"Sag mal, bist du jetzt vollkommen irre?", schreit er mich an. "Du kannst doch nicht mit irgendeinem, wildfremden Typen knutschen!"

"Ach nein? Wieso nicht?", frage ich und hebe herausfordernd das Kinn.

"Weil... weil... du Greta bist. Du bist süß und lieb und nett... Du machst sowas nicht."

Einen winzigen Augenblick zögere ich. Das denkt er von mir? Dass ich so bin? Vielleicht, ganz vielleicht sieht er doch mehr in mir... Aber wir reden hier von René, der mich benutzen wollte, um an Jessica ranzukommen.

"Verschwinde", kommt über meine Lippen. "Du hast keine Ahnung, wie ich wirklich bin."

Henry steht auf, genau im richtigen Moment.

"Und ich kann sein wie ich will. Nur weil du mich so nicht kennst, muss das überhaupt nichts heißen", bekräftige ich.

Ich denke, dass er jetzt gehen wird, dass er mich in Ruhe lässt, weil das eigentlich seine Art ist. Wenn es kompliziert wird, zieht er den Schwanz ein oder wird ausfällig. Stattdessen jedoch tut er etwas ganz Anderes. Blitzschnell umfasst er mein Gesicht mit den Händen und küsst mich. Ich bin so geschockt, dass ich mich nicht dagegen wehre. Aber verdammt, ich will es auch gar nicht. Endlich... Endlich Renés Lippen auf meinen... Wie lange habe ich darauf gewartet? Wie oft habe ich mir das vorgestellt?

Abermals wird der Kuss unsanft unterbrochen und als ich wahrnehme weshalb, steht Henry schon vor mir, hält René am Kragen fest und droht ihm mit der Faust.

"Ist dir schon mal in den Sinn gekommen, dass diese Frau etwas Besonderes ist? Nichts für deine entwürdigenden Spielchen?", zischt er, während ich nicht in der Lage bin, etwas anderes zu tun, als meine Lippen mit den Fingerspitzen zu berühren. Verdammt... Ich wollte ihn an diesem Abend loswerden. Ihm ein für alle Mal klarmachen, dass er der größte Idiot ist, den ich kenne. Stattdessen hat er mich geküsst und ich habe seinen Kuss erwidert. Aber wollte er nicht eigentlich diese Jessica? Hat er mich nicht darum gebeten, ihn vor ihren Augen abzuservieren? Natürlich hat er sich das ein wenig anders vorgestellt, doch er hätte das alles zu seinen Gunsten auslegen können. Jetzt kann er das nicht mehr.

"Fick dich doch!", erwidert René und reißt sich los. Natürlich weiß er jetzt, dass Henry kein Fremder für mich ist, aber auch das ist egal. Er würde niemals eine Schlägerei mit ihm anfangen. Dafür hat er zu viel Schiss vor Kerlen, die stärker sind als er. Und das ist Henry auf jeden Fall. Allein seine Größe würde ihm einen Vorteil bringen.

"Gehen wir", sagt Henry, legt besitzergreifend den Arm um mich und führt mich zum Ausgang. Ich kann Renés Blick auf mir spüren, wie er uns verfolgt, doch ich sehe mich nicht mehr um.


Auf Henrys Geheiß hin habe ich das Kleid noch nicht ausgezogen. Ich war nur im Bad, habe die Zähne geputzt und das Gesicht abgeschminkt. Und jetzt warte ich mit schmerzenden Füßen, stehe am Fenster, mit den Ellbogen auf der Fensterbank abgestützt und blicke hinaus auf die Straße. Würde man nur diese sehen, könnte man glauben, ich wohne im Dorf.

Renés Kuss brennt noch immer auf meinen Lippen und wenn ich die Augen schließe, ist er da. Aber das will ich nicht. Ich hatte so sehr gehofft, ihn nach diesem Abend endgültig los zu sein. Mein Plan ist jedoch nicht aufgegangen. René war... Ja, eifersüchtig. Vielleicht hat er mich deshalb geküsst.

Die Tür geht auf, doch ich drehe mich nicht um. Soll er doch meinen Hintern beinahe freigelegt vorfinden, denn das Kleid ist wirklich nicht dazu gemacht, sich vorzubeugen. Oder vielleicht doch, denn er kommt näher, umfasst meine Hüfte und presst sein Becken an meinen Po. Ich schließe die Augen und gebe einen leisen, erregten Laut von mir.

"Gefällt dir das?", fragt er. Ich antworte nicht. Er jedoch schiebt mein Kleid weiter hoch, fährt mit den Händen über mein Becken und zieht meine Strumpfhose inklusive String herunter. Es ist Ewigkeiten her, dass ein Mann mich so entblößt gesehen hat. Seltsamerweise bin ich kein bisschen mehr nervös. Liegt es am Alkohol? Aber ich will das hier auch, denn vielleicht hilft es mir dabei, René loszuwerden.

Henrys Finger streifen mich zwischen den Beinen, über meine feuchte Mitte, während ich höre, dass er mit der anderen Hand seinen Gürtel öffnet, seinen Schwanz auspackt.

"Komm, zieh das Kondom drauf. Das musst du üben."

Üben... Für seine Studie... So wie er es sagt, könnte man meinen, ich hätte schon zugestimmt. Aber ich stelle es nicht richtig. Ich nehme die Kondomverpackung, die er mir reicht und betrachte seinen Schwanz. Verdammt ist der riesig.

"Keine Angst, ich werde nicht ganz in dich passen. Aber ich kann damit umgehen."

Wahrscheinlich hat er meinen gequälten Gesichtsausdruck bemerkt. Also tue ich es. Ich packe das Kondom aus und streife es über.

"Gut, das kannst du also schon", sagt Henry.

"Das habe ich immer gemacht. Früher."

"Denk jetzt nicht an früher! Dreh dich um!"

Ich gehorche, stütze mich wieder auf der Fensterbank ab und spreize leicht die Beine. Ohne dass er noch irgendwelche Vorarbeit leistet, dringt er in mich ein. Tief! Sehr tief und mir entfährt ein Laut, halb stöhnend, halb schreiend.

"Tut das weh?", fragt er, klingt aber nicht besonders danach, als würde ihm das leidtun.

"Vielleicht hätte ich dich erst dehnen sollen. Aber so ist es viel schöner, findest du nicht?" Er stößt abermals zu, während er das sagt.

"Ich bin noch nicht mal halb drin", sagt er, weil ich wieder schreie. Ich klammere mich an die Fensterbank, lege das Gesicht auf das kühle Holz und spüre seine Stöße, die mich schreien lassen. Halb vor Erregung, halb vor Schmerz. Er dehnt mich mit seinem Schwanz, dringt immer tiefer in mich ein. Ich habe das Gefühl, ganz ausgefüllt zu sein, doch er macht weiter, bis ich vor Schmerz zu wimmern beginne. Da hält er inne, streichelt mein Becken, bis ich mich daran gewöhnt habe.

"Ist das geil oder ist das geil?", fragt er.

"Geil", stimme ich leise zu und stöhne, weil er sich leicht bewegt.

"Ich bin fast ganz in dir, Baby. Du bist so schön tief und eng..."

Er bewegt sich wieder, zieht seinen Schwanz ein Stück aus mir heraus und stößt wieder zu. Immer wieder und ich stöhne laut, genieße dieses unglaubliche Gefühl, bis er schließlich kommt. Auch das fühlt sich gut an. Angenehm, wohlig.

"Du bist nicht gekommen", sagt Henry, während er nur leicht schwerer atmet. Er zieht sich aus mir zurück, entfernt das Kondom und wickelt es in ein Taschentuch.

"Nein... Ich glaube nicht."

"Du glaubst?" Henry legt die Stirn in Falten. Ich zucke nur mit den Schultern, ziehe das Kleid wieder über meinen Hintern.

"Na das kriegen wir schon hin", sagt er. "Zieh dich aus!"

Ich zögere nur einen Augenblick, dann tue ich, was er sagt. Während er mich beobachtet, ziehe ich das Kleid aus, streife die Strumpfhose ab und stehe schließlich splitternackt vor ihm. Er betrachtet mich nachdenklich, bis ich anfange zu zittern.

"Aber du bist schon mal gekommen, oder?"

Ich presse die Lippen aufeinander.

"Nicht, dass ich wüsste."

"Komm her!", sagt er und hält mir die Hand hin. Ich nehme sie und lasse mich zum Bett führen. Er nimmt einen meiner Schals und verbindet mir die Augen.

"Leg dich hin, ich bin gleich zurück."

Ich gehorche, liege da und lausche. Er ist im Bad, braucht da aber nicht lange und kommt bald zurück.

"Und jetzt entspann dich!"

Er fängt an, mich zu streicheln, meine Brüste, die von Gänsehaut überzogen sind, meinen Bauch, meine Beckenknochen.

Dann spüre ich plötzlich etwas an meiner Klitoris. Ich kann nicht sagen was es ist, doch es ist mir auch egal. Es ist geil! Und Henry setzt noch einen drauf. Als er sie einschaltet, weiß ich, dass es sich bei dem Ding um eine elektrische Zahnbürste handelt. Ich stöhne auf, kralle die Finger in das Bettlaken und winde mich unter dem quälenden Vibrieren der Borsten.

"Das scheint dir zu gefallen", sagt Henry, doch ich antworte nicht. Ich stöhne, verlange nach mehr und spüre kurz darauf seine Finger, die in mich eindringen.

Genau in dem Moment komme ich. Ich weiß sofort, dass es das ist, obwohl ich noch nie zuvor so empfunden habe. In Wellen fährt es durch meinen Körper, wird verstärkt durch das anhaltende Vibrieren der Zahnbürste. Alles in mir krampft auf angenehme Weise und ich stöhne ein letztes Mal laut auf.

Dann herrscht Stille. Nur einen Augenblick, bis ich Henrys Körper neben mir spüre. Er zieht die Decke über uns und nimmt mich in den Arm.

"Wie war das?", fragt er. Ich lache auf, schmiege mich, noch immer heftig atmend, an ihn.

"Unglaublich."

Eine Weile schweigen wir, doch dann brennt mir doch eine Frage auf der Zunge.

"Du, sag mal. Benutzt du die elektrische Zahnbürste auch zum Zähneputzen?"

Sein Körper vibriert vor Lachen.

"Ich denke, ich tausche den Kopf vorher aus, wenn du es wissen willst."

Ich muss ebenfalls lachen, bevor ich einen tiefen, wohligen Atemzug tue und den Kopf wieder an seine Schulter schmiege.

"Jede Menge Sex...", murmelt er. "Einer der vielen Vorteile, wenn man an meiner Studie teilnimmt."

Ich schnaube nur. Henry sieht mich an, streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

"Du siehst die Vorteile noch nicht", stellt er fest.

"Es war noch keiner dabei, der mich auch nur ansatzweise überzeugt hätte."

"Und deshalb werden wir uns morgen den ganzen Tag Zeit nehmen, uns darüber zu unterhalten. Danach wirst du überzeugt sein."

Ich verdrehe die Augen, frage mich, wie er so fest daran glauben kann und denke, dass er lange darauf warten kann, dass ich zustimme.


Die Studie

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