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Kapitel 2

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Kapitel 2

Das Raumschiff stand bewegungslos über ihren Köpfen, schwebte ohne ein Geräusch an derselben Stelle. Nicht einmal ein Summen war zu hören. Von hier unten sah es aus wie ein riesiger Diskus. In der Mitte, die sich direkt über ihren Köpfen befand, war es am dicksten, und von dort ausgehend wölbte sich seine Oberfläche zu einem äußeren Rand, den sie jedoch nicht sehen konnten. Die Oberfläche war silbern und glatt; sie schien regelrecht auf Hochglanz poliert zu sein. Robin, Mike, Nicole, Jenni und Marcel sahen ihre eigenen Spiegelbilder in der glatten Oberfläche, so genau und deutlich, dass sie trotz der knapp zwanzig Meter Abstand die Fassungslosigkeit in ihren Augen sahen.

„Das ist doch nicht zu glauben“, hörte Mike jemanden sagen, ohne zu wissen, wer. Er konnte nicht mal ausmachen, ob es ein Junge oder ein Mädchen war.

„Verdammt, was ist das denn?“

Plötzlich begann das Raumschiff zu sinken. Es sank tiefer, ganz langsam, behutsam. Falls in diesem Moment noch einer von ihnen geglaubt hatte, es wäre zufällig hier, musste er seine Meinung spätestens jetzt überdenken. Dieses Raumschiff hatte ganz eindeutig sie als Ziel ausgemacht.

Der Wind hatte sich wieder gelegt, doch das bemerkten sie nicht, da sie gebannt nach oben starrten, den Blick auf ihre Spiegelbilder gerichtet, die größer und größer wurden. Hätten sie ihren Blick in diesen Sekunden abgewendet und auf die Bäume der Umgebung gesehen, wäre ihnen aufgefallen, dass jenseits der Zone, wo sie standen, nach wie vor ein starker Wind blies. Die heftig hin und herwogenden Kronen sahen in der Dunkelheit aus wie fette, unförmige Geister. Nur unterhalb des Raumschiffes war es windstill. Und auch wärmer. Es war ganz deutlich wärmer geworden, schätzungsweise zehn oder zwölf Grad mehr. Das lag bestimmt an seinem Antrieb, irgendwie musste dieses Ding ja auch fliegen oder seine Position halten, auch wenn sie keine Form eines Antriebes erkennen konnten, weder Düsentriebwerke noch irgendeine Art von Propeller.

Mittlerweile schwebte das Raumschiff nur noch fünf Meter über ihren Köpfen. Ihre Spiegelbilder waren jetzt beinahe lebensgroß. Sie konnten sich selbst dabei zusehen, wie sie dem Raumschiff die Köpfe entgegenstreckten. Seltsamerweise machte keiner von ihnen Anstalten zu fliehen, obwohl dies alles doch unheimlich genug war.

Nein, sie spürten keine Angst. Aus irgendeinem Grund spürten sie keine Angst. Vielleicht war es einfach zu surreal, zu unglaublich, zu phantastisch, was sich da über ihren Köpfen abspielte?

Verstohlen, beinahe schüchtern, schlich sich eine kleine Hand in die von Mike. Im Spiegelbild sah er, dass es die von Jenni war. Auch Nicole fasste nach der von Robin. Zwischen den Mädchen stand Marcel, der nun auch eine Hand bekam, und schließlich wanderte auch Robins Hand in die von Mike. So standen sie da, hielten einander fest und starrten empor.

Als das Raumschiff nur noch eine Armeslänge über ihnen schwebte und die Welt um sie herum nicht mehr zu existieren schien, wurden sie unruhig. Es war jedoch keine Angst. Vielmehr war es eine Nervosität wie vor einer Prüfung, auf die man sich nicht genug vorbereitet hat.

Plötzlich explodierte die Umgebung in einem gleißenden Ball aus Licht. Alles wurde blendendhell, als hätten sie sich der Sonne genähert und stürzten in sie hinein. Sie schlossen die Augen. Dann verloren ihre Füße den Kontakt zum Boden, als würden sie in die Luft gehoben. Kurze Zeit fühlten sie sich schwerelos. Ihre Innereien rutschten nach oben, der Magen fühlte sich an, als beginne er direkt unterhalb des Halses, und das Herz pochte ihnen im Kopf. Dann verschwand das Gefühl ebenso plötzlich, wie es gekommen war. Sie hatten wieder festen Boden unter den Füßen. Auch das blendende Licht ließ nach; das sahen sie jetzt durch die geschlossenen Lider hindurch. Öffnen konnten sie die Augen jedoch noch nicht, dazu musste es erst noch dunkler werden.

Es war still, ganz still. Nicht einmal ihr eigener Atem drang zu ihnen. Sie spürten nichts als die Hand des anderen.

Wie lange sie so dastanden, einander haltend, mit geschlossenen Augen, konnten sie hinterher nicht mehr sagen. Irgendwann war es Mike, der als erster wieder die Augen öffnete – und etwas Phantastisches erblickte.

Phantastisch und erschreckend zugleich.

Sie waren nicht mehr auf dem Dach. Das konnte er mit Bestimmtheit sagen. Allerdings hatte er keinen Schimmer, wo sie jetzt waren. Möglicherweise wusste er es doch, wollte es aber nicht wahrhaben. Wo sollten sie denn auch sonst sein, wenn nicht …?

Die Umgebung sah anders aus, ganz anders. Die schwarze Nacht, die sie eben umgeben hatte, war verschwunden. Der Boden, der eben noch das Dach gewesen war, war jetzt ein anderer. Die Schornsteine waren weg. Stattdessen war da eine ebene Fläche, gleichförmighell, die auch nicht die kleinste dämmrige Ecke aufwies. Sogar die Luft war anders. Eben noch frisch und kühl, eine laue Sommernacht eben, war sie jetzt warm und trocken.

Doch die Helligkeit war der auffälligste Unterschied. Sie nahm alles ein, füllte alles aus. Wie ein Lichtmonster mit tausenden Tentakeln angelte sie nach jedem Fetzen Finsternis und zerstörte ihn. Sie war so grell, dass die Kinder die ersten Sekunden ihre Augen zusammenkneifen mussten.

Die Helligkeit war warm, ein ansprechender Farbton, irgendetwas zwischen gelb und weiß, jedoch mehr zum Gelben hin. Ein weiches Gelb, das sogar beruhigend wirkte. Unwillkürlich ließen sie ihre Hände los. Eben schälte sich Jennis Hand aus Mikes, und trotz der Helligkeit glotzte er sie mit großen Augen an. Doch Jenni hatte ihm bereits den Rücken zugekehrt und machte sich daran, die fremde Umgebung zu erkunden. Auch die anderen standen nicht mehr eng auf einer Stelle, sondern liefen umher. Jeder ein kleines Stückchen in die eine, dann wieder in die andere Richtung.

Dann spürte es auch Mike. Eine unbändige Neugier. Sie packte ihn und ließ ihn nicht mehr los. Es war unmöglich, sich ihrem Griff zu entwinden, selbst wenn er es gewollt hätte. Er wollte wissen, wo er hier eigentlich war.

Mal hierhin und mal dorthin gingen sie, jeder für sich, jeder neugierig und gespannt auf das, was sich ihm hier bieten mochte. Doch etwas Außergewöhnliches oder einen klaren Hinweis auf ihren Aufenthaltsort fanden sie nicht. Hier gab es einfach nichts, nicht einmal das kleinste bisschen. Dieser Raum, wenn es denn ein Raum war, war absolut leer.

Robin war der erste, der gegen eine unsichtbare Wand lief. Danach geschah es noch Nicole auf der gegenüberliegenden Seite. Von da an waren sie vorsichtiger. Sie tasteten sich wie die Blinden voran.

Als sie schließlich wieder beisammen standen und sich mit fragenden Blicken ansahen, mussten sie sich eingestehen, dass sie keinen Funken schlauer waren als zuvor. Sie wussten nur, dass der Raum, in dem sie sich befanden, eher klein war, kaum zwanzig Quadratmeter groß, rund und offenbar absolut leer.

„Was ist denn hier nur los?“, fragte Marcel leise.

„Ja, was ist hier los? Wo sind wir?“, wollte Jenni wissen. Auch ihre Stimme klang leise, doch bei ihr schwang noch etwas anderes mit, nämlich die ersten Ausläufer beginnender Angst. Dann griff sie wieder nach Mikes Hand, der sie bereitwillig nahm und fest drückte. Die Neugier der Kinder wurde immer kleiner, ihre Angst dagegen wuchs. Ganz klein hatte sie begonnen, unbedeutend, aber mittlerweile war sie greifbar geworden. Es war nicht zu verleugnen: Sie hatten Angst. Sie wussten nicht, wo sie waren und wie sie hierher gekommen waren.

„Hier gibt’s noch nicht mal eine Tür!“, klagte Robin.

„Was?“, wollte Jenni wissen, als hätte sie es nicht schon beim ersten Mal verstanden.

„Hier gibt’s keine Tür!“

„Aber … aber … wie sind wir denn hier hineingekommen? Und … und wie kommen wir hier wieder raus?“ Jetzt klang ihre Stimme weinerlich, fast panisch. Die Angst war jetzt nicht mehr klein, sondern ausgewachsen und riesig. Sie zerfraß ihre Gedanken wie ein Monster.

Mike stand kurz davor, Jenni anzufahren, sie solle doch endlich ihren Mund halten und aufhören, so viel Angst zu verbreiten. Doch er tat nichts dergleichen. Er atmete langsam ein und wieder aus und sagte dann mit ruhiger Stimme. „Ich weiß es nicht. Wir werden hier wieder rauskommen. Ich verspreche es.“

Sie umfasste seine Hand noch fester; die Kraft, mit der sie das tat, war unglaublich. Mike empfand Schmerzen. Doch er ließ es geschehen und dachte nur: Unglaublich, wie Angst einen beflügeln kann. Während er diesen Gedanken noch zu Ende brachte, begann ein Teil der Wand zu ihrer Linken hochzufahren. Es geschah geräuschlos und dauerte nur einen Augenblick.

Dann geschah eine ganze Menge.

Zuerst rückten die Kinder noch näher zusammen. Mit weit aufgerissenen Augen starrten sie auf die entstandene Öffnung, wo eben noch eine undurchdringliche Wand gewesen war. Ihre Blicke sagten alles und nichts. Was war das? Was geschah hier? Ihre Augen waren so groß wie Untertassen, und ihr Atem glich dem Hecheln eines Hundes in der Sommerhitze. Sie waren jetzt so nah zusammengerückt, dass kaum ein Blatt zwischen sie gepasst hätte. Die Jungen hatten die Hände der Mädchen gepackt und umklammerten sie. Ihre Gesichter waren starr vor Anspannung, ihre Körper steif, ihre Augen noch immer riesengroß und ihre Lippen zitterten. Binnen Sekunden sog ihre Kleidung sich voll mit Schweiß.

Sie standen da, starrten auf das eben entstandene Loch und waren außerstande, etwas zu sagen. Da hatten sie doch ihre Tür, durch die sie den Raum verlassen konnten! Doch was kam dann? Was erwartete sie auf der anderen Seite der Wand? Nein, sie machten keine Anstalten, sich der Tür zu nähern, geschweige denn, durch sie hindurchzugehen.

Dann bewegten sich Schatten. In der Dunkelheit des Raums da drüben bewegte sich etwas. Einzelne Schatten kamen auf die Tür zu, näherten sich ihnen.

Mike schluckte laut. Auch die anderen hatten es registriert, denn auch sie schluckten hörbar. Marcel konnte sich ein gepeinigtes Stöhnen nicht verkneifen.

Nur Sekunden später hatten die Besitzer der Schatten die Tür erreicht. Und dann kamen nacheinander drei … drei Gestalten herein.

Im Moment waren sie noch schlecht zu erkennen. Irgendwie gelang es den Ankömmlingen, sich so vom Licht anstrahlen zu lassen, dass ihre Gesichter und Körper kaum zu erkennen waren. Dieses Licht kam aus dem Raum, in dem die Kinder waren, aber sie konnten beim besten Willen nicht sagen, aus welcher Quelle. Die Ankömmlinge schienen dieses Licht regelrecht anzuziehen wie einen Nebel; wo sie sich befanden, war es viel heller als in der Umgebung.

„Fürchtet euch nicht“, sagte einer der drei.

„Ihr braucht keine Angst zu haben“, fügte ein anderer hinzu.

„Wer … wer seid ihr?“ Mike war der erste, bei dem sich die Schockstarre löste. Er erhielt tatsächlich eine Antwort. Allerdings ganz anders, als er es erwartet hatte. Das Licht, das sich auf den drei Ankömmlingen bündelte, ließ nach. Jetzt konnten sie sie besser sehen. Ein Anblick, auf den sie gern verzichtet hätten.

Die fremden Wesen hatten menschenähnliche Züge, Augen, wohin sie gehörten, eine Nase und einen Mund. Auch die Ohren waren, wo sie sein sollten, aber es waren dennoch keine Menschen. In ihren Gesichtern war alles glatt, wie mit einem Bügeleisen glatt gezogen. Sie hatten keine Haare, weder auf dem Kopf noch im Gesicht. Augenbrauen und Wimpern gab es nicht. Ihre Haut hatte einen leicht bräunlichen Ton. Ihre Körper waren menschenähnlich, verfügten über zwei Arme und zwei Beine, nur etwas länger als bei Menschen. Sie trugen silbern glänzende Anzüge, die sich eng an ihre Körper schmiegten.

„Ihr müsst keine Angst haben.“

Jetzt konnten sie sehen, wer gesprochen hatte: der in der Mitte.

„Was … wer seid ihr?“ Wieder war es Mike, der zuerst die Fassung zurück gewann.

„Wir kommen als Freunde zu euch.“

Darauf starteten sie einen neuen Versuch, sich den Kindern zu nähern, aber die wichen ängstlich zurück.

„Ihr müsst wirklich keine Angst haben“, sagte der in der Mitte und hob beschwichtigend eine Hand. Sie hatte sechs langgliedrige Finger. Oh nein, das waren definitiv keine Menschen!

„Wo … woher kommt ihr? Was seid ihr für … für Wesen?“

Nicole machte einen Schritt nach vorn. Nicht, weil sie besonders mutig war, sie wollte nur ein bisschen Platz hinter ihrem Rücken bis zur nächsten Wand wissen, falls sich dort wie aus dem Nichts die nächste Tür öffnete. Sie starrte die Hand mit großen Augen an. Du liebe Güte, das waren aber mal lange Finger! Sie waren beinahe doppelt so lang wie bei einem Menschen.

„Wir kommen von einem anderen Planeten.“

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