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Kapitel 3

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Kapitel 3

„Ihr seid an Bord eines Raumschiffs.“

Das schlug ein wie eine Bombe. Es presste ihnen die Luft aus den Lungen und ließ ihre Beine weich werden wie Gummi. Dann schnappten sie wie Fische an Land nach Luft.

„Ihr braucht keine Angst zu haben. Wir sind hier, weil wir eure Hilfe brauchen.“

Doch dieser Satz verklang ungehört. Die Kinder waren zu sehr mit ihrer Angst beschäftigt, als dass sie darauf geachtet hätten. Ihre Gedanken überschlugen sich: Sie kommen von einem fremden Planeten. Wir sind an Bord eines verdammten Raumschiffs. Ihres Raumschiffs. Sie haben uns eiskalt entführt. Wir werden die Erde nie wieder sehen. Was erwartet uns jetzt? Sklavenarbeit an Bord? Sklavenarbeit auf ihrem Planeten? Medizinische Versuche?

Das schnappende Lufteinsaugen ging über in ein stöhnendes Ausatmen. Es kam aus dem tiefsten Teil ihrer Lungen, dort, wo die verzweifelten Geräusche entstehen, wenn es keinen Grund zur Hoffnung mehr gibt. Sie rückten noch enger zusammen und umklammerten ihre Hände.

„Ihr müsst euch nicht fürchten.“

„Wer seid ihr? Woher kommt ihr? Was wollt ihr von uns?“

Mike war erstaunt über soviel Mut. Seine Stimme verfügte über eine Stärke, als rede er jeden Tag mit Bewohnern eines anderen Planeten. Sie strotzte geradezu vor Selbstvertrauen. Obwohl er noch immer eine Heidenangst verspürte, drückte seine Stimme nichts davon aus. Sie quoll über vor Mut, Selbstbewusstsein und Dominanz.

Das Wesen in der Mitte verzog den Mund zu einer Art Lächeln. War das ein Lächeln? Wie kam er darauf? Es konnte ebenso gut eine Fratze voller Wut und Abscheu sein, kurz bevor es sich auf sie stürzte, um sie zu zerfleischen. Schmale Lippen, die kaum Lippen genannt werden konnten, spannten sich und wurden noch schmaler und präsentierten dabei Zähne, die … die … die menschlichen Zähnen gar nicht unähnlich waren. Gott sei Dank, keine Haifischzähne, dachte Mike, ich würde durchdrehen, wenn sie Haifischzähne gehabt hätten. Warum er ausgerechnet daran denken musste, wusste er nicht.

„Dein Mut ist beeindruckend, Mike.“

„Woher kennst du meinen Namen?“ Seine Stimme klang trotzig. Es schwang keine Angst mehr mit. Nur noch Neugier, Spannung und Mutwillen. Aber er empfand immer noch Angst, es gelang ihm jedoch, sie nicht in seine Stimme zu lassen.

„Oh, wir kennen die Namen von euch allen.“ Dabei wanderte der Blick des Wesens nacheinander von einem zum nächsten; bei Nicole begann er.

„Nicole“, hörte sie aus seinem Mund und zuckte beim Klang ihres Namens zusammen. Weiter ging es zu Jenni, die ebenfalls erschrak, dann kam Marcel an die Reihe, der sofort käseweiß anlief, anschließend hörte Robin seinen Namen, wobei er die Stirn runzelte, und schließlich gelangte das Wesen wieder zu Mike. „Und du bist also Mike.“

„Woher …“

Weiter kam er nicht. Er musste es erst einmal verdauen, dass diese Wesen seinen Namen kannten!

„Wir wissen noch viel mehr über euch. Aber genug davon! Ihr sollt auch etwas von uns erfahren. Wir kommen von einem Planeten, der sich nach euren Maßstäben einhunderttausend Lichtjahre von hier entfernt befindet. Wir sind hier, weil wir eure Hilfe benötigen.“

„Ihr braucht unsere Hilfe?“

Mike klang verdutzt. Warum sollte jemand, der fähig war, eine derart gigantische Entfernung zu überwinden, ausgerechnet ihre Hilfe brauchen? Seine Augen waren riesig, diesmal jedoch nicht vor Angst, sondern aus Neugier. Er machte einen Schritt aus der Gruppe heraus und lief auf die Ankömmlinge zu. Nicht mal zwei Meter trennten sie jetzt voneinander.

„Ja, die brauchen wir.“

Der Außerirdische sprach leise und ruhig.

„Auf unserem Heimatplaneten herrscht Krieg. Seit vielen …“, er stockte, schien nach den richtigen Worten zu suchen.

Mike bewegte den Kopf leicht zur Seite. Auch die anderen beiden schienen zu suchen.

„Seit vielen … herrscht Krieg“, begann er von neuem, aber das entscheidende Wort war ihm immer noch nicht eingefallen. „Seit vielen Runden ist das nun schon so.“

„Runden?“ Mike verstand nicht. Er hörte, wie sich von hinten Schritte näherten, drehte sich aber nicht um.

„Eure Sprache … sie ist … verwirrend …“

„Nun, bislang habe ich alles verstanden“, munterte Mike ihn auf. Die Schritte kamen näher, jetzt war es aber mehr ein Schlürfen als ein Laufen.

„Wie nennt ihr es, wenn euer Planet um die Sonne fliegt?“

„Umrundung“, sagte Nicole, die eben zu Mike aufgeschlossen hatte. Es waren also ihre Schritte gewesen, die er gehört hatte.

„Umrundung“, wiederholte der Außerirdische neugierig. Er schien das Wort regelrecht zu kauen.

Umrundung, Runden?

„Wenn die Erde einmal um die Sonne fliegt, dann nennen wir das eine Umrundung“, erklärte Nicole.

„Sehr interessant“, die Augen blickten sie freundlich an. „Eine Umrundung. Wirklich sehr interessant. Aber nicht ganz das, was ich meine. Ich meine nicht den Vorgang an sich, sondern den Zeitraum, den dieser Vorgang in Anspruch nimmt.“

„Ein Jahr“, kam es von Marcel wie aus der Pistole geschossen. „Aber natürlich, das ist ein Jahr!“ Dann folgte er Mike und Nicole. „Die Zeit, die die Erde benötigt, um einmal die Sonne zu umrunden, nennen wir ein Jahr. Oder dreihundertfünfundsechzig Tage.“ Jetzt hatte er zu den beiden aufgeschlossen.

„Auch bei uns ist es nicht viel anders. Wir nennen es Runde und meinen damit den Zeitraum, den unser Planet braucht, um seine zwei Sonnen einmal zu umrunden.“

„Ihr habt zwei Sonnen?“, kam es von Jenni, dann stockte sie etwas, setzte sich schließlich aber doch in Bewegung. Zuerst zögerlich, dann immer schneller. Neben ihr lief Robin. Sie schlossen gemeinsam zu den anderen auf.

„Seit vielen Rund … Jahren wird unser Planet vom Krieg erschüttert. Ixin“, er deutete auf den Begleiter rechts neben sich, „kämpft in diesem Krieg von Anfang an. Er fliegt auch dieses Raumschiff.“

„Ist Ixin sein Name?“, wollte Robin wissen.

„Ja, das ist er. Ich heiße Oxo. Und mein zweiter Begleiter heißt Yxynon.“

Reichlich komplizierte Namen, wie Mike fand, aber wenigstens wussten sie jetzt, wer ihre Besucher waren. Sie wussten aber immer noch nicht, woher sie genau kamen. Doch alles zu seiner Zeit, alles zu seiner Zeit! Etwas anderes machte ihm mehr Sorgen – nämlich dieser Krieg. Er war aber noch nicht imstande, diese Bedenken auszudrücken.

Stattdessen sprach Oxo weiter: „Wir wollen euch nichts Böses, wir wollen wirklich nur eure Hilfe! Ja, wir sind hilflos ohne euch. Ihr seid unsere letzte Hoffnung. Wir wissen nicht mehr weiter.“

„Hör mal“, begann Jenni und machte noch einen Schritt auf die drei Außerirdischen zu. Sie stand ihnen jetzt am nächsten; hätte sie einen Arm ausgestreckt, sie hätte einen anfassen können.

„Warum verstehen wir eure Sprache so einfach? Warum können wir uns so einfach unterhalten?“

„Oh, das ist alles andere als einfach“, begann Yxynon. Es war das erste Mal, dass er etwas sagte, und komischerweise klang seine Stimme genauso wie die von Oxo. Sie hatte auch nicht die kleinste Abweichung, nicht die kleinste Nuance, alles absolut identisch.

„Auf diesem Schiff ist in jeder Wand, in jeder Decke ein Übersetzer eingebaut. Ich kann euch nicht erklären, wie die funktionieren, das wäre zu langwierig, ich kann euch aber sagen, dass jedes gesprochene Wort zeitgleich in die gewünschte Sprache übersetzt wird. Im selben Moment, in dem in der einen Sprache gesprochen wird, wird es in die andere Sprache übersetzt und ausgestrahlt. Das geschieht ohne Zeitverlust, sodass wir uns normal unterhalten können.“

„Potz Blitz!“, kam es von Robin.

„Potz Blitz?“, wollte Yxynon wissen. „Was heißt das? Was ist potz Blitz?“

„Das heißt gar nichts“, sagte Nicole und knuffte Robin in die Seite. „Das ist nur ein Kraftausdruck, mit dem man seine Verwunderung, seine Überraschung, seine Anerkennung und so was ausdrücken will. Es hat eigentlich keine Bedeutung, es ist nur dazu da, um überhaupt etwas zu sagen.“

„Potz Blitz“, sagte daraufhin Ixin. „Potz Blitz“, sagte auch Oxo, alle beide mit derselben Stimme.

Daraufhin begannen die Kinder zu lachen, zuerst nur leise und schüchtern, dann aber lauter, und schließlich stimmten auch die drei Außerirdischen mit ein. Zumindest machten sie Geräusche, die man durchaus als Lachen interpretieren konnte, es klang wie ein fröhliches Glucksen, als stürze Wasser in rasantem Tempo einen Wildwasserfluss hinunter, es gluckste und gluckerte. Bis auf Mike lachten alle. Er wälzte immer noch das Problem mit dem Krieg. Kurze Zeit später hielt es ihn nicht länger.

„Hört mal“, setzte er an, „wir wollen mit einem Krieg nichts zu tun haben.“

Seine Worte hatten die Wirkung eines Schalters– eines Lach-Ausschalters, denn es erstarb augenblicklich. Alle Augen richteten sich auf ihn, auch die der Außerirdischen.

Die plötzliche Stille war unangenehm, denn sie brachte den Kindern ihre missliche Lage zurück ins Bewusstsein. Sie waren schließlich immer noch an Bord eines fremden Rauschiffs und damit auf Gedeih und Verderb der Gunst der Außerirdischen ausgeliefert. Am liebsten hätte Mike seine Aussage wieder rückgängig gemacht, die Zeit zurückgedreht, aber natürlich war das unmöglich.

Ihm begann von neuem der Schweiß zu triefen. Schon nach wenigen Augenblicken war sein T-Shirt klatschnass, seine Hose klebte ihm an den Beinen und von der Stirn strömte es nur so hinab. Sein Herz raste ihm in der Brust, sein Magen brannte und der Wunsch, die Zeit zurückzudrehen, wurde übermächtig. Was hatte er sich da nur eingebrockt?

Er richtete die nächsten Worte nur scheinbar an seine vier Freunde. Er sah sie an, aber eigentlich sollten sie nur die Außerirdischen erreichen. Er wagte es jedoch nicht, sie anzusehen, nicht bei dem, was er zu sagen hatte.

„Hört mir mal zu! Wir sind Kinder. Der Älteste von uns ist gerade einmal vierzehn Runden alt. Vierzehn Runden, damit stehen wir noch am Anfang unseres Lebens. Wir sind Kinder. Wir können nicht in einem Krieg kämpfen. Selbst wenn wir es könnten, wir wollen es nicht. Wir wollen nichts mit einem Krieg zu schaffen haben. In der Schule behandeln wir gerade den Zweiten Weltkrieg, nein danke, nicht mit mir! Damit will ich nichts zu tun haben.“

„Du verstehst uns falsch“, sagte Oxo beschwichtigend, doch das hätte er ebenso einem Stuhl sagen können. Mike reagierte gar nicht. Er wurde wütend. Was bildeten die sich denn ein, dachte er. Glauben die wirklich, ich ziehe in den Krieg für die? Was soll ich denn daran falsch verstehen?

„Oh nein, ich verstehe das verdammt richtig! Wir sollen für euch in einen Krieg ziehen! Aber da mache ich nicht mit, verdammt noch mal! Ich habe keinen Bock, mich über den Haufen schießen zu lassen, das geht mir am Arsch vorbei, versteht ihr das?“ Unglaublich, dachte er, als seine Worte noch durch den Raum schallten, kaum sind wir nicht mehr unter Moms Fittichen, schon fluchen wir wie die Kesselflicker. Er hatte keine Ahnung, was das bedeutete, doch er fand den Spruch saucool.

„Du verstehst uns falsch“, wiederholte Oxo. „Wir sind kein kriegerisches Volk. Ganz im Gegenteil, wir sind sogar äußerst friedliebend. Wir leben für die Forschung, für unsere Wissenschaft waren wir weit über unseren Raumsektor bekannt. Auch die Landwirtschaft wurde bei uns groß geschrieben. Bis zum Ausbruch des Krieges konnten wir mit vielen Planeten regen Handel treiben, soviel bauten wir an. Jetzt können wir nicht einmal mehr unser eigenes Volk ernähren. Krankheiten, die wir längst ausgemerzt zu haben glaubten, breiten sich aus. Wir können nichts gegen sie unternehmen, es fehlt uns an Medikamenten. Unsere Labore wurden vernichtet, und mit anderen Planeten können wir nicht handeln, da die Barriere um unsere Heimat beinahe lückenlos und undurchdringlich ist.“

„Und wie seid ihr durch sie hindurch gekommen?“

„Wir haben alles riskiert, weil wir es mussten. Wir mussten zu euch gelangen, weil wir auf eure Hilfe angewiesen sind. Fremde Völker, ganz besonders, wenn sie mit Handelsschiffen kommen, haben keine Chance, diese Barriere zu durchdringen. Uns selbst ist es nur mit großen Anstrengungen und einem Ablenkungsmanöver gelungen. Zu euch zu gelangen hat uns ein ganzes Schiff gekostet. Viele haben dafür ihr Leben gelassen.“

Mike musste schlucken, damit hatte er nicht gerechnet. Auch die anderen hatten daran zu knabbern.

„Versteht uns bitte“, fuhr Oxo fort, „wir sind keine Aggressoren. Wir sind die Belagerten, die Unterdrückten, deren Existenz bedroht ist! Unsere Lebensgrundlagen schwinden. Und wir würden uns nicht an euch wenden, wenn es nicht unbedingt nötig wäre. Doch das ist es nun einmal. Ohne eure Hilfe wird unsere Rasse in wenigen Runden ausgelöscht sein.“

„Aber warum? Woher kommt diese Barriere?“, fragte Jenni und legte Oxo dabei tatsächlich eine Hand auf die Schulter, als wären sie seit Jahren Freunde und würden sich nicht erst seit wenigen Minuten kennen. Mike starrte sie mit offenem Mund an; soviel Mut hatte er ihr nicht zugetraut.

„Oh, die ist keineswegs natürlichen Ursprungs. Sie wurde künstlich erschaffen. Yxyndor ist verantwortlich dafür.“

„Wer?“, fragten Jenni und Mike fast gleichzeitig.

„Yxyndor“, antwortete Oxo, als verstünde er die Frage nicht. Wieso kannten sie Yxyndor nicht? Jedes Kind kannte ihn!

„Und wer ist dieser Yxyndor?“, fragten sie noch einmal.

„Der Herrscher eines Nachbarplaneten. Von dort aus will er uns vernichten. Und mit dieser Barriere wird es ihm auch gelingen. Seit sie existiert, ist der überlebenswichtige Handel nahezu zum Erliegen gekommen. Unser Planet bekommt nur noch das, was er selbst anbaut. Da Yxyndor immer öfter Angriffe fliegen lässt, die unsere Nahrungsmittelproduktionsstätten zum Ziel haben, können unsere Bewohner kaum noch mit dem Nötigsten versorgt werden. Früher beschränkte er sich auf die Vernichtung unserer wissenschaftlichen Labore, aber dann änderte er seine Strategie und … mit dieser Barriere zieht er die Schlinge um unseren Hals enger.“

„Das klingt schrecklich“, sagte Mike, seine Stimme klang belegt. Was er hörte, ging ihm nahe. Dieses Volk schien wirklich keine kriegerischen Ambitionen zu haben. Offenbar litt es unter der Willkür eines einzelnen. Es verdiente, für seine Freiheit zu kämpfen. Auch auf der Erde gab und gibt es derartige Kriege, wusste er. Er fragte sich nur, ob er den Mut hätte, in einem solchen Krieg zu kämpfen. Auch die anderen fragten sich das, denn offenbar war es genau das, was die drei von ihnen wollten.

„Das klingt wirklich schrecklich“, sagte jetzt auch Jenni, und in ihren Augen stand Mitleid.

„Ja, unser Volk steht vor dem Exodus. Wir können kaum noch etwas bis zur Erntereife anbauen. Handeln können wir aber auch nicht. Die Prognose, nach der wir nur noch wenige Runden haben, ist mehr als positiv. Es ist aber auch möglich, dass wir schon in der nächsten Runde nichts mehr zu essen oder zu trinken haben. Unser Volk steht in der finstersten Stunde seiner Existenz. Darum sind wir hier. Wir haben viel Energie aufgewandt, um euch zu finden. Wir brauchen euch.“

„Aber wir sind doch noch Kinder! Wir können in keinem Krieg kämpfen!“

„Doch, das könnt ihr. Das Orakel hat es prophezeit. Es hat offenbart, dass wir fünf Kinder finden müssen. Fünf Kinder, die auf einem fremden, weit entfernten Planeten leben. Fünf Kinder. Mike, Robin, Marcel, Jenni und Nicole, diese Namen hat uns das Orakel genannt. Jene fünf, die nicht wissen, dass sie die Zukunft eines ganzes Planeten bedeuten.“

„Ein Orakel hat gesagt, dass wir das sein sollen?“ Mike klang amüsierter, als er wollte. „Soso, und besteht denn nicht die Möglichkeit, dass dieses Orakel gar nicht uns meint, sondern andere Kinder von einem anderen Planeten, die obendrein kämpfen können? Die ganz scharf darauf sind? Von einem Volk, das immer kämpfen will?“

„Nein, es meint euch. Dessen sind wir uns sicher.“

„Warum?“

„Weil die Daten auf euch zutreffen.“

„Welche Daten?“

„Das Orakel nannte uns einige Dinge, die uns die Suche nach euch erleichtern würden. Es nannte uns diesen Raumabschnitt …“

„Im All?“

„Ja, diesen Raumabschnitt im All“, antwortete Oxo pflichtschuldig.

„Na, da haben wir doch den Fehler! Das All ist riesig. Ich meine, wir reden hier immerhin von der Unendlichkeit des Alls. Es meinte bestimmt einen anderen Teil.“

„Nein.“

„Woher wollt ihr das wissen?“

„Oh, ich glaube, das kann ich beantworten“, begann Marcel. „Wenn es in Abschnitte unterteilt ist, beispielsweise in Koordinaten, dann kann das Gebiet noch so groß sein, du findest trotzdem jede noch so kleine Stecknadel. Du brauchst nur die richtigen Koordinaten.“

Mike starrte Marcel zweifelnd an.

„Ja, es ist wie auf einem Ozean. Wenn du genaue Koordinaten hast, findest du jede noch so winzige Insel wieder.“

„Genauso ist es“, bestätigte Oxo. „Das Orakel nannte uns präzise die Koordinaten im All und eure Position auf diesem Planeten. Der Rest war dann mehr oder weniger einfach.“

„Und jetzt? Was wird jetzt?“, wollte Robin wissen. Die anderen fragten lieber nicht. Sie glaubten zu wissen, was jetzt kommen würde.

„Wir wollen, dass ihr uns begleitet und mit uns gegen den Tyrannen Yxyndor kämpft. Werdet ihr mit uns kommen?“

Die Worte kamen Oxo zügig über die dünnen, kaum sichtbaren Lippen, aber die fünf meinten sehen zu können, wie schwer es ihm fiel. Sein Körper zitterte vor Anspannung, und seine Augen blickten ängstlich von einem zum anderen. Offensichtlich fürchtete er die Antwort mehr als die Kinder die Frage.

Oxo, Yxynon und Ixin ließen sie für einige Minuten allein. Beim Verlassen des Raums waren ihre Blicke hoffnungsvoll, aber auch ängstlich. Oh ja, sie fürchteten die Antwort. Schließlich konnte sich diese Reise auch als absoluter Misserfolg herausstellen!

„Also, was denkt ihr?“, wollte Nicole wissen.

„Ich will ganz ehrlich sein, ich weiß es nicht“, begann Jenni. „Einerseits ist die Geschichte schrecklich und ich würde ihnen gern helfen. Andererseits, ich bin ein Kind. Ich sollte mit meinen zwölf Jahren nicht in einen Krieg ziehen. Andere Mädchen spielen mit Puppen oder quatschen über Facebook mit ihren Freundinnen.“

„Ich weiß, was du meinst. Auch mir geht es so“, kam es von Marcel. „Ich bin schon zufrieden, wenn mir in der Schule keiner das Pausenbrot klaut, versteht ihr? Ich bin immer das Opfer. Doch ich bin das gewöhnt. Ich schreibe Einser, meine Zeugnisse bestehen außer in Sport nur aus Einsen. Ich bin nicht sportlich. Ich habe nicht einmal die körperlichen Voraussetzungen, um zu kämpfen. Seht mich nur mal an! Ich bestehe nur aus Haut und Knochen. Ich habe weniger Muskeln als ein Spatz Krampfadern. In einer Schlacht überlebe ich doch keine zwei Minuten. Ich werde definitiv nicht mitgehen. Ich bin nur Ballast, für sie und auch für euch.“ Damit verschränkte er die Arme vor die Brust, wie um seine Aussage zu bekräftigen.

„Nicht so schnell! So weit sind wir noch nicht. Keiner hat gesagt, dass wir sie begleiten.“

„Ich glaube, ich werde es tun.“

„Was? Was sagst du da?“ Jenni starrte Nicole mit großen Augen an, als traue sie ihren Ohren nicht.

„Ich glaube, ich werde mitgehen“, wiederholte Nicole und sah selbstbewusst in die Runde, während die anderen fassungslos blickten. Ja, dachte sie, ich werde mitgehen. Es fühlt sich richtig an. Gut und richtig. Ja, ich werde mitgehen.

„Ich …“, begann Mike, aber dann schloss er den Mund wieder, weil ihm nichts einfiel.

„Nicole, du … du bist dir ganz sicher, ja?“ fragte Jenni mit bebender Stimme. „Du kannst vielleicht nie zurück.“

„Na und? Was gibt es denn hier? Was sollte mich halten? Ich bin eine Waise, ich habe keine lebenden Verwandten. Dort kann ich Abenteuer erleben, richtige Abenteuer. Und das Wichtigste ist, ich kann etwas bewirken. Oh ja, ich habe mich entschieden. Ich werde sie begleiten.“

Nicoles Worte bewirkten einige Sekunden Schweigen. Alle dachten darüber nach, was sie gesagt hatte. Da war wirklich etwas Wahres dran. Ein Leben voller Abenteuer winkte ihnen. Das hatte schon eine gewisse Wirkung auf sie. Aber deshalb gleich den Planeten wechseln?

„Ich bin dabei“, beendete Mike sein Schweigen.

„Ich auch“, kam es fast gleichzeitig von Jenni. „Wenn Nicole geht, gehe ich auch.“

Jetzt hatten sich also schon drei entschieden, fehlten nur noch Robin und Marcel.

„Ich kann das nicht“, sagte Marcel, „ich … kann … das … nicht.“

„Aber warum denn, Marcel?“

„Warum? Das fragt ihr noch? Schaut mich doch an! Ich überlebe keine fünf Minuten. Nein, ich werde sterben. Ich … ich habe Angst.“

Robin räusperte sich; dann begann er zu sprechen. Seine Stimme schien nur ein Flüstern zu sein, sie hatte nichts gemein mit der kraftvollen Stimme auf dem Bolzplatz.

„Ich werde auch mitkommen. Ich weiß nicht, warum, aber ich werde es tun. Ich muss den Verstand verloren haben, das ist der totale Wahnsinn. Wir werden auf einen fremden Planeten fliegen, mit einem Raumschiff durch das All. Wenn das kein phantastischer Scheiß ist!“ Mit jedem Wort wurde seine Stimme kräftiger.

Also würde nur Marcel nicht mitkommen.

Jenni ging langsam auf ihn zu. Sie wollte sein „Nein“ nicht so einfach hinnehmen, auch wenn seine Gründe natürlich gewichtig waren. Er war nun mal sehr schmächtig, seine Oberarme waren dünner als die der Mädchen. Für körperliche Aktivitäten war er einfach nicht geschaffen. Wenn es auf dem Bolzplatz um die Zusammenstellung der Mannschaft ging, wurde er immer als letzter gewählt. Dennoch wollte Jenni das nicht hinnehmen. Schließlich hatte das Orakel doch alle ihre Namen genannt, auch seinen.

Sie legte ihm den rechten Arm über die Schulter, sagte kein Wort, ließ nur die Geste wirken. Sie war seine Freundin; sie alle waren seine Freunde.

„Ich …“Marcels Stimme versagte, doch dann probierte er es noch einmal. „Ich kann das nicht.“

Er ließ offen, was genau er damit meinte: War es nur, dass er nicht mit ihnen mitgehen würde? Oder meinte er, dass er ihnen nicht alles sagen konnte? Dennoch nahm er nicht ihren Arm von seiner Schulter, dazu genoss er ihre Nähe, ihre Wärme, ihren Duft viel zu sehr. Er mochte diese Berührung, sie machte, dass sein Herz schneller schlug. Trotz seiner Panik entspannte er sich etwas.

Dann kamen auch die anderen näher: Robin und Jenni, aber auch Mike und Nicole drängten sich um ihn, nahmen ihn in ihre Mitte.

„Du brauchst keine Angst zu haben“, sagte Mike.

„Genau“, sagte auch Nicole und legte ihm von der anderen Seite den Arm über die Schulter. Jetzt hatte Marcel die Arme beider Mädchen auf den Schultern, und sie wanden sich wie zwei Schlangen um seinen Nacken. Es fühlte sich gut an.

„Wir lassen nicht zu, dass dir was passiert!“

„Das ist wirklich nett von euch. Aber ihr könnt mir nicht helfen. Nein, meine Entscheidung steht fest. Ich bleibe hier.“

Keiner sagte mehr ein Wort. Sie schwiegen und warteten ab, bis sich schließlich die Tür wieder öffnete. Die Mienen von Oxo, Ixin und Yxynon wirkten besorgt, als sie wieder zurückkehrten. Offenbar ahnten sie, dass nicht alles so verlief, wie sie es sich erhofft hatten. Mitten in der Bewegung hielten sie inne, und die Wand schloss sich wieder hinter ihnen. Ihre langgliedrigen Finger zitterten. Ihr ganzer Körper bebte, doch sie blieben ruhig stehen, rührten sich nicht und warteten ab. Die Entscheidung war gefallen, das wussten sie.

Wie lange die Kinder und die Außerirdischen sich so gegenüberstanden, konnte niemand genau sagen. Die Zeit war zu etwas Unmessbarem, Gefühllosem geworden.

Schließlich brach Nicole das Schweigen.

„Seid ihr gekommen, um eine Antwort zu hören?“

Ihre Stimme gehorchte ihr nicht. Eigentlich wollte sie nur sagen, dass sie sich entschieden hatten. Aber ihre Stimme klang genervt, ungeduldig, bösartig. „Wir sind zu einem Entschluss gekommen …“

Jetzt achtete sie mehr auf ihren Klang, konzentrierte sich.

„Es ist vielleicht nicht ganz das, was ihr euch erhofft habt …“

Endlich klang sie so, wie sie wollte: freundlich, besonnen, entspannt.

Oxo ging einen Schritt auf sie zu. Seine Augen fixierten sie, bohrten sich in sie hinein. Sein Körper bebte vor Aufregung; das Zittern seiner Finger hatte sich über seinen ganzen Körper ausgebreitet.

„Ihr werdet uns nicht begleiten, nicht wahr?“ Verzweiflung schwang mit. Auch seine beiden Begleiter, die ein Stück hinter ihm geblieben waren, stöhnten auf.

„Nein, nein, nein, nein …“, Nicole hob abwehrend die Hände, „nein, nein“, begann sie noch einmal, „wir werden mit euch gehen.“

Augenblicklich schlugen Traurigkeit, Enttäuschung, Angst und Verzweiflung um in Freude und Dankbarkeit. Eben noch hatten sie am ganzen Leib gezittert, doch jetzt machte einer von ihnen (Nicole glaubte, es war Ixin, sicher war sie sich aber nicht, es konnte auch Yxynon sein) vor Freude einen Luftsprung. Dann setzte er noch ein Quieken hinterher, wie ein Frischling, der nach der Muttersau ruft. Oxo machte noch einen Schritt auf sie zu, dann war er bei ihnen und umarmte alle. Auch die beiden anderen umarmten sie herzlich.

„Leider müssen wir euch aber sagen“, begann Nicole, während sie von Yxynon in die Arme geschlossen wurde, „dass nicht alle euch begleiten werden.“

„Was …?“

„Aber … warum …?“

„Wer …?

Die Ruhe, die einen Augenblick lang herrschte, war schneidend. Kein Geräusch, kein Ton. Nicht einmal ein Atmen oder Seufzen.

„Es ist …“, begann Nicole.

„Ich werde hier bleiben. Ich kann nicht mit euch gehen.“ Ruckartig schnellten alle Köpfe in Richtung Marcel.

„Aber warum?“, fragte Oxo, „warum du?“

Auch Yxynon fragte: „Warum ausgerechnet du?“

„Oh nein, bitte nicht, Marcel! Bitte nicht du! Wir brauchen dich doch!“ Ixins Stimme war nur noch ein weinerliches Glucksen. „Nicht du! Bitte, du musst es dir noch mal überlegen! Das Orakel …“

„Still jetzt!“ Es war das erste Mal, dass Oxo seine Stimme erhob.

„Aber das Orakel …“

„Still! Wir können ihn nicht zwingen. Wir dürfen es nicht.“

„Aber das Orakel hat doch gesagt …“

„Ich kenne die Prophezeiung.“ In seiner Stimme schwang jetzt Ungeduld mit.

„Willst du behaupten, es hat sich geirrt?“

„Nein. Das Orakel hat sich noch nie geirrt. Es hat sich auch mit Marcel nicht geirrt.“

„Wenn er uns nicht begleitet, wie kann es dann die Wahrheit gesagt haben? Wie ist es dann mit der Prophezeiung?“

„Das werden wir schon sehen. Schweig jetzt! Wir werden auch dafür einen Weg finden.“

Nur widerwillig fügte sich Ixin. Es beschäftigte ihn immer noch, das stand deutlich in seinem angespannten Gesicht.

Die Diskussion mit Ixin hatte Oxos ganze Aufmerksamkeit gefordert, sodass ihm entging, wie die Kinder unruhig wurden. Was beinhaltete diese komische Prophezeiung eigentlich genau? Bislang kannten sie nur einen Teil: Dass fünf Kinder von einem fremden Planeten den der Außerirdischen retten konnten. Steckte noch mehr dahinter?

„Nun gut, Marcel“, begann Oxo, „du hast dich also entschieden, nicht mit uns zu gehen. Das ist wirklich schade.“

„Was besagt diese Prophezeiung eigentlich genau?“ Nicole sah Oxo und Ixin herausfordernd an.

„Ich …“, druckste Ixin herum. Ihm brannte die Antwort auf der Zunge, das war deutlich. Dennoch hinderte ihn etwas. Nur was?

Oxo rieb sich mit beiden Handflächen heftig die Stirn und schien angestrengt nachzudenken. Nicole hoffte für ihn, dass es etwas mit der Prophezeiung zu tun hatte. Wenn nicht … nun, sie waren immer noch auf der Erde! Ein Wort von ihr, und auch sie würde hier bleiben. Wenn die nicht ehrlich zu mir sind, dann weiß ich nicht, warum ich denen helfen sollte. Dann können die mich mal!

„Wir …“, begann Oxo, mittlerweile hatte er die Hände wieder gesenkt, seine Stirn war feuerrot.

„Ja?“, spornte Nicole ihn an und wedelte aufmunternd mit der Hand. „Nur zu! Ich warte!“

„Wir können …“

„Ja?“

„Es ist …“

„Ja?“, wiederholte Nicole.

Endlich schaltete sich Yxynon ein.

„Hör mal, Oxo! Wir sind diesen weiten Weg geflogen, haben die Mühen der Reise auf uns genommen, weil wir der Prophezeiung glauben. Nur deshalb sind wir hier. Findest du nicht, dass wir ihnen zumindest den Teil nennen, den wir kennen?“

„Was soll das heißen? Was meinst du mit dem Teil, den wir kennen?“ Mikes Stimme war schneidend. Die anderen spitzten die Ohren.

Yxynon blickte auffordernd zu Oxo. Nun sag es ihnen schon, verriet dieser Blick. Du willst doch auch, dass sie uns vertrauen, oder? Also werden wir alles offen legen müssen, was wir wissen.

Oxo dachte nach. Er rieb sich jetzt wieder mit den Handflächen über die Stirn. Diese ziemlich menschliche Geste hatte ihm schon vor Minuten rote Striemen beschert. Nun ging es von Feuerrot über ins fast Schwärzliche.

Endlich ließ er davon ab, seine Hände sanken nach unten, und dabei ballte er sie immer wieder zu Fäusten; schließlich drang ein Seufzen aus seiner Kehle.

„Ich … ich sehe es ja ein. Gut, ich sage euch, was ich weiß. Aber erwartet nicht zuviel!“

Yxynon ging einen Schritt zurück, während Oxo ein letztes Mal seufzte.

„Na schön“, begann er, „offenbar geht es nicht anders. Wie ihr wisst, wurden eure Namen in der Prophezeiung genannt. Was ihr jedoch noch nicht wisst, ist, dass die Prophezeiung noch etwas anderes vorhersagt. Etwas, das Marcel allein betrifft. Marcel wird ein besondere Rolle zuteil. Er wird eines Tages etwas sehr, sehr Wichtiges tun. Nach der Prophezeiung wird er ein großes Opfer bringen, damit unser Planet wieder erblühen und zu früherem Wohlstand gelangen kann.“

„Ich?“

„Ferner besagt das Orakel, dass du dieses Opfer aus freien Stücken und bereitwillig geben wirst.“

Marcel öffnete den Mund, doch da ihm plötzlich alles entfallen war, was ihm auf der Zunge lag, schloss er ihn wieder und sah Oxo, Yxynon und Ixin mit großen Augen an.

„Es heißt jedoch, die Prophezeiung sei nicht vollständig.“

„Was … was heißt das jetzt wieder?“, fragte Nicole entgeistert.

Marcel, um den es doch eigentlich ging, sagte nichts. Er hatte jetzt einen Blick, als ginge ihn das alles nichts an.

„Leider offenbart das Orakel nicht, wie es zu alledem kommen wird. Es verrät auch nicht, was für ein Opfer er aufbringen wird.“

„Ich …“ Marcel sah aus, als wäre er eben aus einem Traum erwacht. „Ich werde also ein Opfer bringen, das die Zukunft eines ganzen Planeten bedeutet? Habe ich das richtig verstanden?“

„Ja“, antwortete Oxo; seine Stimme zitterte.

„Und ich werde dieses Opfer freiwillig bringen?“

„Ja.“ Das Zittern wurde stärker.

„Ich werde zu nichts gezwungen?“

„Das Orakel sagt, du fällst diese Entscheidung aus freien Stücken und aus eigener Überzeugung.“ Aus dem Zittern war ein Beben geworden, und da jede Wand im Raumschiff wie eine Übersetzungsmaschine wirkte, schien dieses Beben von überallher zu kommen: aus der Wand, aus der Decke, ja sogar aus dem Fußboden.

„Es ist also mein Schicksal?“

„Wenn du es so nennen willst.“ Jetzt schwang Hoffnung in Oxos Worten mit.

„Und worin dieses Opfer besteht … wurde das wirklich nicht gesagt?“, fragte Marcel noch einmal.

„Nein, wurde es leider nicht. Bitte vertraut mir. Ich habe euch alles gesagt, was ich weiß.“

Marcel fühlte sich plötzlich allein. Seine vier Freunde schienen verschwunden, und auch Oxo, Yxynon und Ixin waren nicht mehr da. Die Luft fühlte sich stickig an und muffig. Reflexartig atmete er tiefer, schneller. Einen Augenblick lang hatte er den Eindruck, nicht mehr richtig Luft zu bekommen– so, als füllten sich zwar seine Lungen, doch er könnte keinen Sauerstoff aus ihr gewinnen. Merkwürdigerweise verfiel er nicht in Panik, sondern versuchte, seine Situation objektiv einzuschätzen. Das erste war, dass seine Freunde in sein Sichtfeld zurückkehrten. Das beruhigte ihn. Er sah zu ihnen hinüber und sah, dass ihre Atmung sich nicht verändert hatte: Sie atmeten ganz normal weiter, tief in die Lungen hinein und kurze Zeit später wieder aus. Niemand machte Anstalten zu ersticken. Es war nur eine Reaktion seines Körpers, die nichts zu sagen hatte. Es geschieht alles nur in meinem Kopf, sagte er sich. Vielleicht bin ich ja doch nicht so ein Angsthase.

Na schön, das war jetzt eine Sache, aber auf einen anderen Planeten zu gehen und da zu kämpfen, eine andere. Ebenso, wie eine dunkle Prophezeiung zu erfüllen, die er nur zu Hälfte kannte. Er war dennoch überrascht, wie ruhig er blieb.

„Siehst du?“, fragte ihn Oxo und lächelte wissend.

„Was meinst du?“

„Na, deine Reaktion!“

„Ich… ich verstehe nicht?“

„Doch, das tust du.“ Jetzt richtete Oxo seine Worte an alle. „Meine Freunde, ihr seid wahrhaftig die, von denen das Orakel gesprochen hat. Ich weiß es jetzt. Wenn ihr Angst habt oder an euch zweifelt, dann dürft ihr nicht verzagen und nicht aufgeben! Mut bedeutet nicht, dass man vor nichts Angst hat. Nein, es bedeutet, dass man seine Angst besiegt hat. Darum seid ihr auserwählt. Ihr werdet eure Ängste besiegen, denn ihr seid Kämpfer. Auch du, Marcel. Du wirst ebenso mutig sein, wenn es darauf ankommt. Du warst es eben, und du wirst es wieder sein. Das Orakel kann sich nicht irren.“

„Ich …“, stotterte Marcel.

„Ja, begleite uns!“ Nicole griff nach seinen Händen. „Auch wir haben Angst, Marcel, das kannst du uns glauben. Wir alle. Aber wir spüren, dass wir dazu bestimmt sind. Spürst du es nicht auch? Es ist unser Schicksal.“

„Ja, ich spüre es auch“, kam es fast kleinlaut von ihm.

„Jeder von uns hat Angst. Doch gemeinsam werden wir sie besiegen.“

„Ja, das werden wir!“ Synchron traten Nicole, Jenni, Mike und Robin vor, als hätten sie es abgesprochen und wie eine Tanzgruppe einstudiert. „Freunde fürs Leben!“, sagten sie wie aus einem Mund.

„Freunde fürs Leben!“, stimmte jetzt auch Marcel mit ein.„Okay, wir fliegen auf diesen verdammten Planeten und retten ihn.“

Galaxy Kids 1

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