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»BULLERBÜ« ALS GLANZBILD
MODERNER FAMILIEN

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Ich habe »Bullerbü« als Hauptbild dieses Buches gewählt, weil dieser Ort wie kaum ein anderer die Sehnsüchte einer Familiengeneration in sich vereint. »Bullerbü« ist so etwas wie das Poesiealbum heutiger Eltern, angefüllt mit schönen Bildern von glücklichen Kindern und einem einfachen, sinnvollen Leben.2 Überhaupt scheinen wir Deutschen dazu zu neigen, uns das ganze Land Schweden wie ein einziges »Groß-Bullerbü« vorzustellen, in dem das Leben leicht, die Natur heil und die Menschen frei sind – so jedenfalls beschrieb es 2007 der Leiter des Stockholmer Goethe-Institutes. Sein Artikel darüber im Svenska Dagbladet führte sogar dazu, dass der Begriff »bullerbysyndromet« vom schwedischen Sprachrat in den schwedischen Wortschatz aufgenommen wurde.3 Bullerbü war und ist also ein deutscher Sehnsuchtsort und eignet sich hervorragend als Bezugspunkt für viele Fragen, die Familien heute beantworten müssen:

Wie sollen wir unsere Kinder erziehen?

Wie wollen wir als Familie gemeinsam unseren Alltag gestalten?

Welchen Platz soll die Arbeit im Familienleben haben?

Wie können Ehe und Partnerschaft unter den heutigen Umständen gelingen?

Dieses Buch will dabei helfen, Antworten auf diese Fragen zu finden. Und zwar solche, die auch noch tragen, wenn das Leben mal komplizierter ist als in Bullerbü.

Die erste Frage sollte allerdings lauten: Was ist das für eine Welt, in der wir unsere Familien gründen und durch die wir unsere Leben steuern. Hier gibt es einige Glanzbilder zu entlarven und kritische Anmerkungen zu machen, denn nicht alle Kräfte, von denen unser Leben geprägt wird, sind hilfreich.

Ich habe den Hauptteil dieses Buch in drei Teile gegliedert. Der erste Teil endet mit einer Art Diagnose, der Beschreibung einer Störung: dem »Bullerbü-Komplex«. Dieser Komplex ist eine typische Reaktion vieler Eltern auf die Anforderungen und Wünsche unserer Zeit. Er entsteht bei dem Versuch, in dem oft heil-losen Durcheinander unserer Gesellschaft eine heile Welt herzustellen.

Im zweiten Teil möchte ich nach Möglichkeiten suchen und einen Vorschlag machen, wie Familienleben gesünder sein kann: »Lass es gut sein!« – Wie kann uns dies in den vier großen und zentralen Bereichen des Familienlebens gelingen? Wie können wir es gut sein lassen, in der Erziehung unserer Kinder, in Partnerschaft und Familie, mit der Arbeit? Und ist diese Art, als Familie zu leben, wirklich besser, als ehrgeizige Ziele zu verfolgen?

Im dritten Teil wird es um das Weltbild gehen, das hinter diesem Lösungsvorschlag steht. Wie können Menschenbild und Gottesbild uns dabei helfen, all diese »Lass es gut sein«-Fragen zu beantworten?

Ein entlastendes Wort gleich zu Beginn: Wenn es Ihnen mit Ihren Kindern, in Ihrer Partnerschaft und mit Ihrer Arbeit einigermaßen gut geht, dann machen Sie ganz gewiss schon sehr viel richtig, bewusst oder unbewusst. Viele tun das. Ich schreibe dieses Buch, um Menschen zu entlasten, die sich im Familienalltag unserer Gesellschaft unter Druck gesetzt fühlen. Es geht mir darum, diejenigen zu bestätigen, die sich bereits jetzt schon dafür stark machen, dass es in den meisten Bereichen des Lebens angemessener ist, gut genug zu sein, anstatt immer besser werden zu wollen. Es gibt zum Glück immer mehr von solchen Menschen. Immer mehr, die sich dem Sog der Photoshop-Wirklichkeiten entziehen und die dem Druck der Selbstoptimierungsindustrie ausweichen.

Aber seien wir ehrlich mit uns selbst: Begriffe wie »sich entziehen« und »ausweichen« klingen nicht sehr selbstsicher. Ist es nicht eher an der Zeit, dass wir selbstbewusster auftreten und lauter werden, indem wir klar und deutlich sagen: »›Weniger ist mehr!‹ und ›Gut genug ist völlig ausreichend!‹ Der Slogan ›Immer besser!‹ tut uns allen nicht gut«?!

Vielleicht stimmen Sie mir zu. Vielleicht sind Sie auch kritisch und denken: Ja, der hat gut schreiben. Aber ich möchte Sie herausfordern: Begeben Sie sich mit mir auf eine Entdeckungsreise – hinein in all diese Fragen, Gedanken und Ansätze. Seien Sie neugierig, hinterfragen Sie, seien Sie kritisch. Bilden Sie sich Ihre eigene Meinung.

Der Bullerbü-Komplex

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