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Das Täuferreich zu Münster
ОглавлениеIn den wilden Jahren nach der Reformation war im ursprünglich katholischen Münster (Westfalen) eine radikale evangelische Gruppe an die Macht gekommen, die in der Erwartung der baldigen Wiederkunft Christi eine Gemeinschaft der Heiligen errichten und durchsetzen wollte. Das war ein starkes Hoffnungsbild und anfangs sicher gut gemeint, endete aber in Machtmissbrauch, Unterdrückung und schließlich offener Gewalt. Die Gruppe verschanzte sich. Die Stadt wurde belagert und militärisch zurückerobert. Noch heute hängen die Käfige am Turm der Lambertikirche, in denen die Leichen der hingerichteten Anführer zur Schau gestellt wurden.
Tausende Kirchen und Gemeinden von heute haben Ideen, Visionen und Pläne. Ob diese Hoffnungsbilder im Sinne Gottes sind, lässt sich theologisch vortrefflich diskutieren – letztlich müssen wir ein Urteil darüber wohl Gott selbst überlassen. Was wir aber tun können, ist zu prüfen, ob sie der Gesundheit der Menschen dienen, die ihnen folgen. Und damit ist sowohl die körperliche als auch die seelische Gesundheit gemeint.
Hier bietet die Psychologie gute Möglichkeiten, um die Qualität von Hoffnungsbildern zu untersuchen. Die Psychologie fragt nach dem Verhalten, Erleben und Empfinden von Menschen. Wir können also fragen, wie sich bestimmte Hoffnungsbilder auf den einzelnen Menschen auswirken.
Wie denkt eine Person, die diesen Bildern folgt, über sich selbst und andere?
Wie denkt sie über die Welt?
Welche Gefühle lösen diese Bilder aus?
Was ist die Grundstimmung?
Wie sieht die Motivation aus?
Und dann können wir vor allem fragen, was diese Bilder für soziale Effekte haben, was sie zwischen Menschen auslösen:
Wie beeinflussen sie die Art, miteinander zu reden?
Worüber wird gesprochen?
Was tun Menschen gemeinsam, und was vermeiden sie?
Das sind die Fragen, die dieses Buch stellt. Psychologische Fragen an eine geistliche Haltung. Psychologische Fragen an die Hoffnung, der wir folgen. Das Bullerbü-Familienbild ist in vielen Köpfen so etwas wie ein heiliges Bild geworden, fast so als hätte Gott sich diese Familien als Vorbilder ausgedacht und nicht Astrid Lindgren. Dieses Bild ist ein Hoffnungsbild, das es zu prüfen gilt.