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Kurztherapie

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Zeichnen Sie eine Waage. Auf die eine Seite kommen ihre Befürchtungen, auf die andere ihre Hoffnungen. Wie sieht das Bild aus?


Wenn Ihnen zu viele Befürchtungen einfallen, konzentrieren Sie sich am besten auf diejenigen, die hier und jetzt von Bedeutung sind – wie viele bleiben übrig?

Und falls Sie gedacht haben, dass Sie schon genug Hoffnungen haben, wenn die Waage im Gleichgewicht ist, haben sie falsch gedacht. Diese Waage darf gern schief sein. Hoffnungen kann man gar nicht genug haben. Besonders wenn sie von hoher Güte sind.


Manche meinen, mit Hoffnungen sollten wir grundsätzlich kritisch umgehen. Sie meinen, Hoffnungen bergen die Gefahr, dass sie von der Gegenwart ablenken, ja sogar das Gute verhindern können – sie verweisen zum Beispiel auf die jahrhundertelange kirchliche Tradition des Vertröstens: »Hier auf Erden geht es euch schlecht, ein Jammertal der Schmerzen. Doch irgendwann im Himmel werdet ihr es gut haben. Hoffet und haltet aus!« Über ganze Zeitalter hinweg hat die Kirche in Europa diese Art von Hoffnung eingesetzt, um die Gesellschaft ruhig zu halten. Um Heere von Leibeigenen, von unterdrückten Männern und Frauen daran zu hindern, für Veränderungen in ihrem Alltag zu kämpfen. Das kommunistische Hoffnungsbild des Aufstiegs der Arbeiterklasse ist ein anderes Beispiel aus der Geschichte. In der Gegenwart ist es vielleicht unsere Hoffnung auf unendlichen technischen Fortschritt, mit dem wir eines Tages auch Klimawandel und Hunger stoppen können, ohne verzichten zu müssen. Deshalb lautet die Devise oft: Lieber zu kritisch als zu hoffnungsvoll. Vielversprechender sei da, sagen Hoffnungskritiker, sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Das ist zwar zumindest ein guter Anfang. Auf Dauer kommen wir aber ganz ohne Hoffnung nicht aus. Wir Menschen brauchen Hoffnungsbilder. Anders lässt es sich nicht erklären, dass Menschen »der Gerechtigkeit des Kommunismus« oder auch der »Bullerbü-Familie« so hinterherträumen. Hoffnung ist eine Kraft. Der Blick in eine bessere Zukunft kann die Gegenwart verändern. Hoffnungsbilder leiten uns. Aber sie sind nicht alle gleich gut.

Der Bullerbü-Komplex

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