Читать книгу Das Tal der Elefanten - Lauren St John - Страница 11

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Martine stand im Arbeitszimmer ihrer Großmutter, in dem normalerweise ein organisiertes Chaos herrschte, und blickte ungläubig um sich. Jede Schublade war aufgerissen, jede Schachtel ausgeleert, jeder Ordner umgestülpt. Alles lag kreuz und quer im Raum verstreut herum. Es sah aus, als sei ein Reißwolf in Gwyns Büro Amok gelaufen und habe alle Akten zerschlissen und wieder ausgespuckt.

«Als ich gemerkt habe, was passiert war, lief ich sofort zu Tobias», sagte Ben. «Und als ich weder ihn noch dich finden konnte, bin ich zu Tendais Haus gelaufen und habe Alarm geschlagen.»

«Das ist alles meine Schuld!», seufzte Martine. «Ich habe die Hintertür offen gelassen, als ich mit Jemmy reiten ging. Ich habe nicht daran gedacht, dass jemand einbrechen könnte. Außerdem hat Tobias doch das Haus bewacht. Ich war gerade durch die Mangobäume gekrochen, stolz wie Oskar, ihm aus dem Weg gegangen zu sein, da tauchte er vor mir auf. Als ich den Finger gegen meine Lippen hielt, grinste er nur schelmisch.»

Sie ließ sich in den Drehstuhl fallen. «Oh, Ben, was soll ich bloß Tendai sagen? Wenn ich zugebe, dass ich mit Jemmy reiten war, ohne die Tür zu verschließen, wird er es meiner Großmutter erzählen. Sie wird einen Anfall bekommen, wenn sie von meinem Ungehorsam erfährt, während sie auf der anderen Seite der Welt versucht, Sawubona zu retten. Ihre Enttäuschung wird grenzenlos sein. Sie wird mir nie mehr vertrauen.»

Es klopfte an der Tür. Tendai betrat in T-Shirt und zerknitterten Arbeitshosen das Zimmer. Erleichterung ging über sein Gesicht, als er Martine sah.

«Gott sei Dank bist du in Sicherheit, Kleine. Als mir Ben vom Einbruch erzählte, befürchtete ich das Schlimmste – ein Verrückter, der mit einem Buschmesser im Haus Amok läuft, während du friedlich im Bett liegst.»

«Ich bin an allem schuld», sagte Ben jetzt. «Ich habe zwar ein Geräusch gehört, war aber nicht weiter beunruhigt. Stattdessen habe ich mich umgedreht und bin wieder eingeschlafen. Doch dann hat mich das Quietschen des Tors wieder geweckt, und ich stand auf, um der Sache nachzugehen. Wenn ich vorher meinem Instinkt getraut hätte, wäre das niemals passiert.» Er verschwieg, dass der eigentliche Grund seiner Sorglosigkeit damit zu tun hatte, dass ihm Martine von ihrem geplanten Ausritt mit der weißen Giraffe erzählt hatte und er natürlich angenommen hatte, das Geräusch sei von ihr gekommen.

«Hör nicht auf Ben», sagte Martine. «Ich bin schuld an der ganzen Sache, weil ich mit Jemmy im Reservat war und vergessen habe, die Hintertür zu schließen.»

Der Wildhüter strich mit der Hand über seine müden Augen. «Niemand ist schuld an irgendetwas. Wenn die Hintertür verschlossen gewesen wäre, hätte der Einbrecher ein Fenster eingeworfen oder ein Schloss aufgebrochen. Er wollte um jeden Preis in das Haus.»

«Aber wo war Tobias?», wollte Martine wissen. «Hat er jemanden gesehen? Hat er versucht, den Einbruch zu verhindern?»

«Tobias wurde bewusstlos geschlagen. Als er um 3 Uhr früh dabei war, sich einen Tee zu machen, hörte er beim Eingangstor ein Geräusch. Er ging hinaus, um nachzusehen. An mehr erinnert er sich nicht. Nun hat er einen Brummschädel und eine Beule, doch in ein oder zwei Tagen sollte er wieder OK sein. Sampson fährt ihn zur Untersuchung ins Krankenhaus. Ich muss hier bleiben, bis die Polizei kommt.»

«Bewusstlos geschlagen? Dieser Einbrecher muss wirklich scharf darauf gewesen sein, ins Haus zu kommen. Was hat er wohl gesucht?»

«Das wissen die Götter. Ich kenne die Buchhaltung des Wildreservats, aber von den Privatangelegenheiten deiner Großmutter habe ich keine Ahnung. Allerdings haben wir etwas Geld gefunden. Es scheint, dass der Einbrecher sich nicht dafür interessiert hat.»

«Ich habe mich umgesehen, und es sieht nicht so aus, als sei sonst irgendetwas berührt worden», sagte Ben. «Der Einbrecher oder die Einbrecherin hat also bestimmt etwas Spezielles gesucht.»

«Ich kann mir gar nicht vorstellen, wer Interesse daran haben könnte, an die geheimen Papiere meiner Großmutter zu kommen», sagte Martine sarkastisch.

Der Wildhüter strafte Martine mit einem missbilligenden Blick. «Du verdächtigst doch nicht etwa Mr. James? Das kann nicht dein Ernst sein, Kleine. Ich weiß, es tut dir weh, dass ihm Sawubona zufallen soll, genauso wie ich mich nur schlecht mit dem Gedanken anfreunden kann, meine Stelle zu verlieren. Aber Mr. James ist ein angesehener Unternehmer und zudem Multimillionär. Und ein angesehener Multimillionär bricht nicht mir nichts, dir nichts in ein Haus ein und stellt ein Arbeitszimmer auf den Kopf. Schon gar nicht, wenn es sich um ein Haus handelt, in das er demnächst selbst einziehen will!»

Martine wollte gerade fragen, womit sich ein Multimillionär, der einen Menschen dazu überlistet, ihm seine Träume, seine Heimat und das Leben verletzlicher Tiere zu überschreiben, hohes Ansehen verdient hat, als draußen ein scheußliches Gemisch aus Motorengedröhn und Sirenengeheul die Stille zerriss.

Alle stürmten vor das Haus. Ein Polizeiwagen raste mit eingeschaltetem Blaulicht über die Kiesstraße vom Haupteingang des Reservats auf das Haus zu, unmittelbar gefolgt von einem Flugzeug, das offenbar versuchte, den Fahrweg als Landebahn zu benutzen. Der Streifenwagen blieb hupend vor dem Eingangstor stehen, während das kleine Flugzeug in einer Staubwolke zum Stillstand kam. Hinter dem Zaun des Wildreservats sprang eine Herde von Springböcken um ihr Leben.

Tendai schüttelte den Kopf. «Eines ist klar», sagte er. «Seit Mr. James hier aufgetaucht ist, können wir es in Sawubona mit einem Zirkus aufnehmen.»


Das Tal der Elefanten

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