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VIII

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Wo zum Kuckuck hatte sie gestern nur ihre Geldbörse hingelegt? Christina geht ins Arbeitszimmer und schaut auf dem Schreibtisch nach. Oh je, diese Unordnung. Noch bis zum späten Abend hatte sie über den Papieren gesessen, verglichen und nachgerechnet wo das Jobcenter jetzt wieder den Rechenfehler eingebaut hatte. Und ihn schließlich gefunden. Ihr waren Reisekosten, die ihr die Redaktion erstattet hatte, für einen Termin außerhalb, angerechnet worden. Da sie das Geld für die Fahrt hatte ausgeben müssen, durften sie das nicht berechnen. Gut, dass sie noch eine Kopie der Fahrkarte aufbewahrt hatte. Die allerdings hatte sie dem Antrag auch schon beigelegt. Es würde ihr wohl für immer ein Rätsel bleiben, in welchen geheimen Kanälen Teile und Anlagen für die Anträge beim Jobcenter regelmäßig verschwinden.

Schnell die Unterlagen in die Tasche packen. Und genau da findet sie ihre Geldbörse. Sie hatte sie also gestern gar nicht mehr ausgepackt. Ist noch genug Geld darin? Für einen Kaffee und eine Portion Pommes würde es reichen. Und die Fahrkarte? Alles klar. Die braunen Slipper noch einpacken, die will sie auf dem Weg zum Schuster bringen. Die Absätze müssen neu gemacht werden. Billiger als neue Schuhe ist eine Reparatur allemal und außerdem sind das ihre Lieblingsschuhe, bequem und chic.

Im Bad mit der Bürste durch die kurzen Haare fahren, Frisör wäre auch mal wieder fällig. Das Geld dafür ist aber erst im nächsten Monat übrig. Wenn sie die Haare wachsen ließe, könnte sie das Geld für den Frisör sparen. Mal sehen. Die Augenwimpern tuschen und die Lippen nachziehen. Sie entscheidet sich für den leicht bräunlichen Lippenstift, der passt gut zu ihren braunen Haaren und dem mandelgrünen Pulli. Nie würde ihr einfallen aus dem Haus zu gehen, ohne sich etwas zurecht zu machen. Und heute macht es ihr besonders Spaß. Trotz des Gangs zum Jobcenter ist sie bester Stimmung. Die vergangenen Tage waren höchst erfreulich verlaufen. Der Termin im Kaufhaus und anschließend mit Ritter essen. Sie erinnert sich gerne an den Abend. Ist ein ausnehmend sympathischer Mann durchaus charmant und sieht auch noch gut aus, geht ihr durch den Kopf während sie das Fenster in der Küche schließt. Gestern war sie gut mit dem Artikel klar gekommen. Zufrieden mit sich selbst hatte sie ihn pünktlich abgeliefert. So, jetzt noch den Schirm eingepackt. Heute regnet es nicht, sieht sogar so aus als wolle die Sonne durchkommen aber man weiß ja nie in diesen Breitengraden.

Als sie in die Straße einbiegt, an der das Jobcenter liegt, sieht sie, dass der Bürgersteig davor leer ist. Ein gutes Zeichen. Nur im Eingangsbereich stehen einige Frauen und Männer herum, die noch hastig an einer Zigarette ziehen. Schon Meter vorher stinkt es eklig nach kaltem Rauch. Sie hatte auch schon erlebt, dass bereits auf dem Bürgersteig die Leute Schlange standen und das bei eisigen Temperaturen. Damals hatte sie eine gute Stunde Muße gehabt sich die Umgebung anzusehen. Lag eigentlich böse Absicht darin, Jobcenter, die vor einigen Jahren noch Arbeitsamt hießen, so oft in die hässlichsten Ecken eines Bezirks zu setzen? Die Trostlosigkeit in solchen Straßen spiegelt vermutlich die Stimmung wider, mit der die Arbeitslosen stundenlang anstehen, wenn sie die Leistungen, für die die meisten jahrelang in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt haben, beantragen müssen.

Christina ist heute extra früh aufgestanden. Die Chance, dass es kurz nach Öffnung des Amtes noch nicht so voll ist, stehen zumindest besser. Und, oh Wunder, auch drinnen ist die Schlange noch überschaubar. Sie zieht eine Nummer. Sie hat die Nummer 219. Das ist jetzt ihre ganz persönliche Nummer. Später, hoffentlich nicht so sehr viel später, wird dann ihre Nummer, die Zahl mit der sie sich jetzt identifizieren wird bis sie in das Zimmer des Sachbearbeiters treten darf, aufgerufen. Jetzt ist sie nicht mehr die Journalistin Christina Stratmann, geachtet bei ihren Lesern und beliebt bei den meisten Kollegen, jetzt ist sie eine von dreieinhalb Millionen Hartz IV-Empfängern in Deutschland. Die, von denen die Politiker immer sagen, dass sie einen Anreiz benötigen, um wieder „in Arbeit“ kommen zu wollen und die deshalb möglichst geringe Leistungen erhalten. Sie sollen sich eben nicht bequem einrichten im sozialen Netz. Da fällt ihr eine Geschichte ein, die sie erst vor wenigen Tagen in der Abendschau gesehen hatte. Ein Fall von einem ganz besonderen behördlich verursachten Possenspiel. Es ist bekannt, dass die Stadt dringend Erzieherinnen für Kindertagesstätten und die Betreuung in Ganztagsschulen sucht, vor allem solche mit 'Migrationshintergrund‘ - auch so ein gruseliges neudeutsches, politisch korrektes Wort. Nun hatten sich eine türkisch stämmige und eine peruanische Frau, letztere mit Lehrerdiplom in Peru, und beide mit jahrelanger Erfahrung in deutschen Kindergärten als Ein-Euro-Jobberinnen, anmelden wollen für eine Ausbildung zur Kindergartenhelferin. Sie würden damit zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, sie könnten den Mangel an Fachkräften mindern und kämen aus dem Hartz-IV-Bezug heraus, so hatte der Moderator erklärt. Zur Ausbildung werden die Frauen nicht zugelassen, weil sie nicht ein Jahr lang fest angestellt waren in einem deutschen Kindergarten. Die Einrichtungen ihrerseits dürfen sie aber nicht fest anstellen, weil sie keine in Deutschland zugelassene Ausbildung haben, nicht einmal als Helferin, ganz zu schweigen als vollwertige Erzieherin, hatte es weiter geheißen. So bleibe den beiden Frauen nichts weiter übrig als weiter als Ein-Euro-Kraft zu arbeiten und zusätzlich Hartz-IV-Leistungen in Anspruch zu nehmen. Als fest angestellte Helferin würde das Einkommen reichen ohne staatliche Hilfe und Steuern für den Staat würden auch noch abfallen. Ein Teufelskreis, 'man nennt ihn auch Hartz-IV-Falle', denkt Christina bei sich. Schnappt diese Falle einmal zu, braucht der darin Gefangene beinahe übermenschliche Kräfte um sich aus ihr zu befreien.

Und dann sind da noch all die Handwerker, Angestellten und Arbeiter, vor allem die Leiharbeiter, Subunternehmer und Freischaffende, wie sie selbst. Gibt es eigentlich eine Statistik wie viele von den Hilfeempfängern nur deshalb die staatliche Leistung in Anspruch nehmen müssen, weil sie so schlecht bezahlt werden, obwohl sie voll arbeiten?

Christina nimmt den Aufzug. Sie muss in die dritte Etage in den Wartebereich D. Um zum Wartebereich zu gelangen, ist erst der lange Flur zu durchwandern. Rechts und links Türen, die die farblich schlecht zu definierenden Wände auflockern. Kein gelb, kein braun aber auch kein beige, wer wohl die Farben für Behördenwände aussucht? Die Tür mit der Aufschrift 'Aktenraum kein Zutritt' lässt sie links liegen, auch die mit den Namen der Fallmanager und vorerst auch das WC für Damen. In den Internetraum, auch Selbstinformationseinrichtung genannt, wirft sie im Vorbeigehen einen kurzen Blick. Nur eine einzige junge Frau nutzt einen der etwa zehn Bildschirmarbeitsplätze. Die wird auch noch die Erfahrung machen, dass mit den Angeboten dort nicht viel anzufangen ist. Die meisten Angebote sind völlig veraltet, denkt Christina. Im Wartebereich D nur wenige Wartende, das lässt hoffen. Außer unbequemen Stühlen schmückt den Wartebereich ein Regal mit Broschüren zur Schuldnerberatung, Insolvenzberatung, Weiterbildungsmaßnahmen. Wenigstens warm ist es hier und die Luft erträglich. Sie setzt sich neben eine junge Frau, die mit einem etwa zweijährigen Mädchen im Flüsterton ein Bilderbuch anschaut. In den peinlich sauberen Wartefluren und der Stille darum herum, kommt wohl niemand auf den Gedanken, sich lauthals zu unterhalten. Christina ist die Ruhe recht. Sie nimmt ihr Buch heraus. Ein Krimi von Andrea Camilleri, den sie zu Ende lesen will. Sie will endlich wissen wer der Mörder ist. In den vergangenen Tagen war sie wenig zum lesen gekommen. Und so lange sie sich auf ihr Buch konzentriert, kommt sie auch nicht dazu, sich zu ärgern, weil sie mal wieder Mühe und Zeit opfern muss, um eine Nachlässigkeit des Jobcenters zu bemängeln und berichtigen zu lassen.

„Lassen Sie sich für nächste Woche einen neuen Termin geben“, weist eine Frauenstimme an.

„Wie oft soll ich denn noch kommen und Ihnen Unterlagen bringen? Alles was mir Ihre Kollegin vergangene Woche aufgetragen hat, habe ich heute mitgebracht. Warum fällt Ihnen erst heute noch ein, dass sie noch eine Bescheinigung der Firma Dataflex brauchen, um endlich meinen Antrag bearbeiten zu können? Können Sie mir mal sagen, wovon ich bis dahin leben soll? Ich hab so die Schnauze voll.“

„Es tut mir Leid Herr Schröder aber mir sind die Hände gebunden. Sie können sich ja beschweren. Kommen Sie nächste Woche wieder. Jetzt warten noch andere Kunden.“

„Kunden? Kunden behandelt man anders. Als Kunde wäre ich König aber hier werden die Kunden zu Bettlern degradiert. Aber weiß Gott, ich werde mich beschweren.“

Die Wartenden im Wartebereich D haben die Köpfe gehoben, der eine und andere wird auch leicht geschüttelt. Eine Tür klackt leise zu. Christina hört eine Stimme auf sich zukommen.

„Unverschämtheit“, sagt der etwa 30jährige Mann gerade mit einem wütenden Ton in der Stimme als er in den Wartebereich einbiegt.

Alle schauen ihn an. Er schaut fast erschrocken zurück.

„Entschuldigung“, sagt er, setzt sich neben Christina und murmelt vor sich hin: „Ist doch wahr.“

Der Mann, der soeben Herr Schröder genannt wurde, beginnt seine Papiere zu ordnen und in eine Plastikmappe zu legen und murmelt „blöde, arrogante Kuh“ vor sich hin.

„Das kennt man doch“, sagt einer der Männer, der Christina gegenüber sitzt, offen in die kleine Runde. „Diese Sesselpuper können einen gut abwimmeln, die kriegen jeden Monat ihr fettes Gehalt aufs Konto und müssen sich keine Sorgen darüber machen wovon sie dem eigenen Kind die Fußballschuhe kaufen sollen.“

„Fußballschuhe, du meene Jüte, dit is ja schon der pure Luxus. Ick weeß nich ma wie ick die janz normalen Winterschuhe für meenen Jroßen finanzieren soll. So schnell wie die Kinder aus allem raus wachsen.“

Das Kind zupft die Mutter am Arm, sie soll sich weiter mit ihm beschäftigen und nicht mit den fremden Leuten unterhalten.

„Meine Frau kauft ja die meisten Klamotten für uns bei der Caritas- gebraucht. Manchmal sind da sogar Markensachen bei.“

„Aba Schuhe soll man nich jebraucht koofen“, wendet die junge Frau ein und küsst die Innenfläche des Kinderhändchens. Sie habe natürlich Recht, erwidert der ältere Mann, der neben ihr sitzt und der bis dahin in seiner Zeitung gelesen hatte. Man müsse sich nur mal die Auflistung ansehen, die der Berechnung von Hartz IV zu Grunde liege. 132,83 Euro für Lebensmittel, also für Essen und Trinken für den ganzen Monat, Bekleidung und Schuhe 35,90. Es müsse nur mal ein neuer Wintermantel fällig sein, da könne man ein Jahr drauf sparen und dürfe sich dann aber keine Schuhe oder sonst was kaufen. Verkehr 14,36 Euro. Zweieinhalb mal im Monat zum Jobcenter fahren und dann sei der Anteil verbraucht.

„Oder meinen die vielleicht 'ne andere Art von Verkehr? Keine Bordsteinschwalbe würde es dafür machen, das glauben Sie man ja.“

Beifallheischend schaut er die anderen an. Aber auf die beiden letzten Sätze seiner Ausführungen will keiner der anderen Wartenden so recht reagieren.

„Ich habe 35 Jahre im selben Betrieb gearbeitet, war nie unpünktlich und hab in all den Jahren vielleicht drei mal wegen Krankheit gefehlt. Und was ist das Ende? Hartz IV. Ich kann bestimmt nicht dafür, dass mein Juniorchef die Firma in den Sand gesetzt hat,“ setzt er hinzu.

„Und wenn man dann Forderungen stellt und sei es nur nach einem Bildungsgutschein, wird man abgewimmelt als hätte man einen unzüchtigen Antrag gemacht“, ergänzt der Mann, der neben ihm sitzt.

„Das ist aber noch liebevoll ausgedrückt. Ich sag mal so, sie sind nicht alle gleich, ich hatte auch schon mal einen richtig netten Arbeitsvermittler, der mich gut beraten hat. Aber sie haben schon Recht, es gibt auch welche dabei, die geben einem zu verstehen, dass man auf jeden Fall betrügen will und als seien sie dafür zuständig, Betrügereien durch die bösen Arbeitslosen zu verhindern.“

„Genau, und dann sitzt man da wie ein armes Würstchen und kann sich nicht wehren, weil man sonst mit Sanktionen zu rechnen hat.“

Wie Recht die Leute haben, denkt Christina, die sich an dem Gespräch nicht beteiligt hatte. Manche Sachbearbeiter kosten ihre Macht über die Hilfesuchenden deutlich erkennbar aus. Das allein ist schlimm genug - schlimmer noch ist der Geist, der dahinter steckt. Lanciert von einigen Politikern werden einer Bevölkerungsgruppe, die es ohnehin schon schwer genug hat, als verachtenswert deklarierte Merkmale zugeschrieben wie Neid, Raffgier, Vorteilsnahme, kriminelle Energie. Sie haben die Kollektivschuld zu begleichen, die ihnen ein paar betrügerische Personen aufhalsen. In den Teilen der Bevölkerung, die fleißig Gewinne abschöpfen, um sie dann im Ausland zu deponieren, nennen sich dieselben Eigenschaften, gepaart mit Korruption, dann Geschäftstüchtigkeit.

Schröder schaut Christina an und lächelt leicht, was Christina erwidert.

„Und? Werden sie sich beschweren?“

„Und ob. Die stellen sich dermaßen an wegen einer Bescheinigung, die ich schon mehrmals eingereicht habe. Dabei war das nur ein Praktikum das dritte in Folge, für das ich keinen Cent bekommen habe. Im Gegenteil, die Fahrtkosten musste ich noch selbst tragen, sonst hätte ich die Stelle nicht bekommen.“

„Glauben sie man ja nich junger Mann, dass ne Beschwerde was bringt, hier hackt doch keine Krähe der andern nen Auge aus.“

Schröder schaut um Christina und die junge Frau herum zu dem Sprecher, lächelt ihn an und zuckt die Schultern.

„Trotzdem. Kein Wunder, dass neulich erst einer mit einer Axt zurück gekommen ist und das Büro, in dem ihm vorher die Leistungen verweigert wurden, zertrümmert hat.“

Allgemeines hämisches Grinsen.

„Wo war´nen dit?“ will die junge Frau neben Christina wissen.

„Nicht hier. Irgendwo im Hessischen. Stand in der Zeitung.“

„Ick lese keene Zeitung kann ick ma nich leisten.“

„Was führt sie hierher?“, wendet sich Schröder an Christina. Sie erklärt ihr Problem und dass sie eine falsche Berechnung auch nicht zum ersten Mal erlebt. Die junge Frau, die sich inzwischen wieder mit ihrem Kind beschäftigt hat, seufzt tief auf.

„Oh ja, dit kenn wa ooch, nich meene Süße?“, und streichelt der Kleinen über das blonde Seidenhaar. Und schon ist wieder eine hitzige Debatte im Gange über unfähige Politiker. Der jüngere von den beiden Männern, die Christina gegenüber sitzen, der mit dem akkurat geschnittenen sehr feinen Bart rund um sein Kinn, meint, die schikanöse Art mit den so genannten Kunden umzugehen, sei die pure Absicht, um die Leute klein zu halten. Die wüssten alle ganz genau, dass es die Arbeitsplätze gar nicht gäbe, und auch nie wieder geben könnte, in die die Leute so großmäulig angeblich gebracht werden sollten. Er selbst habe soeben eine so genannte Maßnahme abgeschlossen, habe drei Monate gedauert.

„Ich sollte in der Altenarbeit eingesetzt werden. Vorher war eine Qualifizierung zu absolvieren. Ich sollte lernen, Bewerbungen zu schreiben und so. Dabei hatte ich in meinem Job davor, der leider nur befristet war, andere Erwachsenen genau dazu angeleitet. Das ist doch demütigend.“

Er vermute, dass aber genau das gewollt sei. Auf diese Weise sollten, Langzeitarbeitslose, der er gar nicht gewesen sei, wieder an regelmäßige Arbeit gewöhnt werden, habe es geheißen. Es habe aber keiner der Kursteilnehmer anschließend ein Arbeitsangebot bekommen. Einige seien dabei gewesen, die hätten eine ähnliche Maßnahme schon zum vierten Mal hinter sich gebracht, ohne je anschließend eine Arbeit zu finden.

„Sinn machen diese Maßnahmen nur für die Bildungsträger, die schöpfen damit Milliardengewinne ab. Die werden nämlich sehr gut dafür vom Staat bezahlt. Auf dem Fundament der Massenarbeitslosigkeit hat sich inzwischen ein gut florierender Wirtschaftszweig etabliert. So muss man das sehen.“

Allgemeines Nicken in der Runde.

„Die Regierung ist doch Schuld, dass soviel Arbeitsplätze abgebaut worden sind. Und die Fachkräfte holn se aus dem Ausland. Das ist doch nicht zum aushalten,“ fügt der ältere Zeitungsleser hinzu.

„Nummer 215 bitte“.

„Nummer 216 in Raum 345“.

„Das bin ich,“ sagt der Zeitungsleser und steht auf.

Der Mann, der Herr Schröder genannt wurde, erhebt sich ebenfalls.

„Ich geh' dann mal, viel Glück.“

„Tschühüss“, sagen die anderen wie aus einem Mund.

Dieses kurze solidarisch anmutende Geplänkel der Leidensgenossen hat Christina Auftrieb gegeben. Sie ist fest entschlossen, vor der Sachbearbeiterin knapp aber prägnant vorzubringen was sie vorzubringen hat. Sie wird den Raum nicht verlassen bis ihr Anliegen noch in ihrem Beisein bearbeitet wird und eine sofortige Auszahlung verlangen. Und sie wird sich gar nicht erst aufregen, das verspricht sie sich selbst.

In diesen Tagen

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