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III

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Christina Stratmann leert den Inhalt ihres Portemonnaies in ihre Hand. 'Geht gerade noch. In fünf Tagen ist wieder Geld auf dem Konto.' Für Brot und Käse wird es reichen. Und ein paar einsame Euro werden dann noch übrig sein. So kurz vor Monatsende muss sie mit jedem Cent rechnen, viel ist dieses Mal nicht übrig. Sie hatte sich einen Kinobesuch gegönnt und war mit einer Freundin lecker essen gewesen. Bei ihrem bescheidenen Einkommen sind solche Unternehmungen der reine Luxus. Andererseits will sie ihr Leben genießen, einen zweiten Versuch wird es nicht geben. Und manchmal muss man dann eben finanziell über die Stränge schlagen und dazu am Ende des Monats besonders sparsam sein.

Bevor sie gleich zu der Betriebsversammlung geht, will sie sich etwas ausruhen. Sie hatte sich vorgenommen, Thomas anzurufen wegen des verkorksten gestrigen Abend. Könnte sie aber doch auch machen, kurz bevor sie losgeht, wahrscheinlich ist er jetzt gar nicht zu Hause. Wenn sie ehrlich mit sich selbst ist, weiß sie, dass ihr schlechtes Gewissen sie blockiert und genau das sie dazu bringt, unangenehme Entscheidungen bis zum 'Geht-nicht-mehr' zu verschieben.

In letzter Zeit war ihr aufgefallen, dass es bei ihren Treffen immer um dasselbe geht: um Thomas, um seine Befindlichkeit, seinen Stress mit seinen Eltern, mit denen er schon lange nicht mehr zusammenwohnt, um den Ärger mit seiner früheren Freundin und den Unterhalt für seine Tochter aus der Beziehung. Eigentlich fragt er nie von selbst wie es ihr geht.

Wenn sie sich beschwert, meint er immer nur: „Wieso, du sagst mir doch auch so was los ist“.

Was ist eigentlich passiert? War Thomas immer schon so ichbezogen oder ist ihr das erst jetzt aufgefallen? Gut, er ist immer schon so und es ist ihr erst jetzt aufgefallen. Aber warum nervt sie das seit Kurzem so sehr, dass sie manchmal gar keine Lust hat auf ihn? Auch nicht auf den Sex mit ihm, den sie doch sonst so umwerfend gut findet. Stimmt mit ihr selbst was nicht? Kommt daher ihre Angst vor zuviel Nähe zu ihm? Sie müsste eine Kiste haben in der einfache Antworten auf komplizierte Fragen aufbewahrt sind.

„Jetzt nicht“, sagt sie laut und meint die Grübelei über ihre Beziehung, greift sich ein Decke und ein Kissen und macht es sich in ihrem Lieblingssessel bequem. Sie will versuchen abzuschalten, um für die Betriebsversammlung heute Abend einigermaßen aufnahmefähig zu sein. Am Nachmittag hatte sich der Himmel wieder bezogen und nun schneite es auch noch, da wird es schon Überwindung genug kosten, sich noch einmal aufzuraffen.

In diesen Tagen

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