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II

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Kati Welldorf deckt eilig den Abendbrottisch für die Familie.

„Mama, ich muss gleich los. Bringst du mich?“

„Ich kann nicht. Du weißt doch, dass ich zur Betriebsversammlung muss.“

„Und ich zum Training.“

Immer muss er unter der Eile der Erwachsenen leiden. Wie soll er jetzt so schnell zum Training kommen? Bis eben hatte er am Computer gesessen. Das blöde Spiel wollte einfach nicht aufgehen.

„Nimm doch das Rad“, ruft Kati zu ihm hoch.

„Kaputt.“

„Und warum reparierst du es dann nicht?“

Kevin stürmt die Treppe hinunter in die Küche zu seiner Mutter.

„Kann ich nicht allein, da muss der Papa mir helfen. Du weißt ganz genau, dass der seit Wochen nie Zeit hat.“

Der Vorschlag seiner Mutter, die U-Bahn zu nehmen, kann ihn ganz und gar nicht begeistern. Außerdem würde er dann garantiert zu spät kommen.

„Warum hast du dir nicht eher überlegt, dass du mehr Zeit einplanen musst?“

Er braucht endlich ein neues Fahrrad. Seines besteht fast nur noch aus Ersatzteilen. Der Gunnar hatte zum Geburtstag ein nigelnagelneues Rad bekommen. Das war gar nicht teuer. In gut drei Monaten wird er 13.

„Zum Geburtstag wünsche ich mir ein neues Rad mit 21 Gangschaltung.“

„Mal sehen was sich machen lässt“, sagt die Mutter.

„Mama hörst du mir überhaupt zu?“

„Ja natürlich, du wünschst dir zum Geburtstag ein neues Fahrrad. Und ich hab gesagt mal sehen, weil nicht sicher ist, wie sich die Dinge entwickeln. Wenn ich meinen Job verliere, sieht es nicht gut aus. Das weißt du.“

„Kann ich nicht wenigstens in den Ferien jobben gehen? Dann verdiene ich einen Teil dazu.“

Darüber hatten sie schon öfter gestritten. Immer wieder brachte er das Argument vor, dass einige Kinder aus seiner Klasse sich mit Zeitungs- und Prospekte austragen ihr Taschengeld verdienten.

„Kommt überhaupt nicht in Frage.“

Er schaut zu wie seine Mutter hastig im Stehen ein belegtes Brot mit Jagdwurst kaut und noch ein Stück Tomate hinterher schiebt. Sie räumt ihre Sachen zusammen, packt einen Apfel hinzu.

„So, ich muss jetzt wirklich los. Für euch steht alles bereit wie du siehst. Papa und Jasmin werden gleich kommen.“

Kevin kann es nicht fassen, hatte seine Mutter schon wieder vergessen, dass er zum Training wollte? Warum musste die Mutter ausgerechnet heute zur Betriebsversammlung? Seit sie sich in den Betriebsrat hatte wählen lassen, hatte sie noch weniger Zeit als vorher für ihn.

„Ich wünschte, du wärst nie Betriebsrätin geworden.“

„Jetzt hör aber mal auf Kevin.“

Als die Betriebsratswahlen anstanden und die Kollegen sie gefragt hatten, ob sie sich aufstellen lassen würde, hatte sie geantwortet, dass sie das erst mit ihrer Familie absprechen müsste. Es war nicht so leicht gewesen, Mann und Kinder zu überzeugen.

„Und mein Training? Kannst du mich nicht wenigstens bis zur U-Bahn mitnehmen?“

„Na los, dann komm, aber dalli und nimm wenigstens noch einen Apfel mit, wenn du schon nichts isst.“

In diesen Tagen

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