Читать книгу Gartenzwerge küsst man nicht - Lene Sommer - Страница 10
TOM
ОглавлениеIch höre Ella im Garten den Tisch decken. Gerade als ich zu ihr rausgehen möchte, klingelt es an meiner Haustür. Ich gehe zurück in den Flur und öffne sie. Phil steht breit grinsend davor und hält mir einen Kasten Bier vor die Nase. »Ey, Alter, der Abend ist gerettet«, gibt er gut gelaunt von sich.
Ich muss wie immer über seine Art lachen, lasse ihn an mir vorbeigehen und folge ihm in die Küche. Ein paar Flaschen stellen wir gleich noch im Kühlschrank kalt. Dann nimmt sich jeder von uns ein Bier und noch bevor wir anstoßen, raunt Phil mir zu: »Gott, genau das brauche ich jetzt.« Dann nimmt er einen langen Zug aus der Flasche. »Du klingst, als wäre es ein harter Tag für dich gewesen«, verspotte ich ihn.
Er schaut mich an und gibt, völlig benebelt von seinen Erinnerungen, zur Antwort: »Du wirst es nicht glauben, aber ich habe heute die Abfuhr meines Lebens bekommen. Da war diese wunderschöne Frau – meine absolute Traumfrau. Als ich sie gesehen habe, hat es mich einfach umgehauen. Aber sie hat mich eiskalt auflaufen lassen.« »Und sie hat dich echt abblitzen lassen?«, frage ich ungläubig. Phil ist ein Frauenschwarm, muss man wissen. Geht man mit ihm aus, geht er nie allein nach Hause.
»Ja, und das alles nur wegen einem Geburtstag!«
»Ja, Phil, so spielt das Leben«, gebe ich belustigt von mir, da die Wahre-Liebe-Masche so untypisch für ihn ist.
»Wo kommt eigentlich die geile Musik her?«, fragt er jetzt und irgendwie wirkt das auf mich wie ein Ablenkungsmanöver.
»Das zeige ich dir gern«, sage ich breit grinsend und deute in den Garten hinaus.
Phil hebt neugierig eine Augenbraue und geht Richtung Terrassentür. An der Glastür angekommen, bleibt er stehen und schaut hinaus, dann sieht er zu mir zurück und fragt leise und baff:
»Wo hast du denn den heißen Pocahontas-Verschnitt her, Alter?«
Mit einem fetten Grinsen auf meinen Lippen antworte ich stolz: »Darf ich vorstellen, Ella, meine Nachbarin.«
Phil klappt die Kinnlade nach unten und er ist sichtlich sprachlos. »Du hast nicht zufällig noch ein Zimmer zur Untermiete frei?« Ich gehe auf ihn zu und schaue ebenfalls nach draußen, darauf bedacht, von Ella nicht gesehen zu werden. Als ich sie entdecke, muss auch ich schlucken, sie sieht verdammt heiß aus und wieder trägt sie so ein kurzes Höschen. »Stell mich ihr vor«, fordert Phil.
Ich schiebe ihn in meinen Garten. Als wenn Ella spüren würde, dass jemand kommt, dreht sie sich um und lächelt.
»Ella, darf ich dir meinen Kumpel Phil vorstellen?« Ella hebt freundlich die Hand und winkt Phil zu. Als Phil sie nur dumm angrinst, schaut Ella mich mit großen Augen fragend an. Ich stoße Phil in die Rippen und er berappelt sich wieder. Dann höre ich nur ein: »Hey, Ella, schön dich kennenzulernen.«
Wir setzen uns in ihre Strandkörbe. Ella in den einen, und Phil und ich teilen uns den anderen. Ich bin so froh, dass er sich nicht zu ihr gesetzt hat. Zugetraut hätte ich es ihm glatt.
Nach dem zweiten Bier und Ellas zweitem Glas Bowle werden unsere Gespräche lockerer. Phil ist neugierig und quetscht Ella förmlich aus. Doch dadurch erfahre auch ich, dass sie nicht nur ihr Nagelstudio im Haus hat, sondern auch Weiterbildungen anbietet. Wie sie sagt, Perfektionstraining, One-Stroke-Malerei, Grund- sowie Aufbaukurse. Sie scheint gut zu sein, in dem, was sie tut. Doch ich merke, dass diese Fragerei langsam anfängt sie zu nerven, da klingelt es zum Glück an Ellas Haustür. Erleichtert steht sie auf und entschuldigt sich kurz. Als sie nach drinnen verschwindet, kann ich nicht an mich halten.
»Man, musst du ihr förmlich Löcher in den Bauch fragen?«, sage ich zu Phil. Der hebt beschwichtigend seine Hände in die Höhe und entgegnet: »Hey, ist ja gut.«
Von innen ist Gelächter zu hören. Ella kommt Hand in Hand mit einer blonden Frau in den Garten. Hübsch ist sie, mit ihren langen blonden Haaren und langen Beinen, doch Ella kann sie nicht das Wasser reichen. Ella ergreift das Wort: »Darf ich euch meine beste Freundin Sabrina vorstellen?« Sabrina sieht als erstes mich an und gibt mir die Hand. Dabei lächelt sie nett, doch dann trifft ihr Blick auf Phil, als ich Phil Platz mache.
Phil grinst so breit, dass ich mich langsam frage, was er heute nur geschluckt haben könnte. Doch als ich in Sabrinas verblüfftes, aber auch strahlendes Gesicht sehe, schaue ich Ella an, um zu prüfen, ob sie auch irgendwie anders guckt. Doch sie sieht mich genauso fragend an. Beide geben sich dann die Hände wie verliebte Teenager und stellen sich mit Vornamen vor. Sie setzen sich zusammen in einen Strandkorb und fangen an, sich angeregt zu unterhalten.
Ella bittet Sabrina - wegen ihrem Getränk - mit in die Küche zu kommen.
Ich nutze die Gelegenheit und frage Phil, ob alles in Ordnung mit ihm ist, da er sich so komisch verhält. Doch der bekommt sein breites Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht. »Alter, das ist die Traumfrau, von der ich dir vorhin erzählt habe.« Die Antwort konnte ich noch gar nicht verarbeiten, da betritt Sabrina mit einem Glas Bowle in ihrer Hand schon wieder die Terrasse. Sie setzt sich so eng an Phil, dass es mich nicht wundern würde, wenn sie sich gleich auf seinen Schoß setzt. Deshalb beschließe ich zu Ella ins Haus zu gehen. Mir wird der Anblick der beiden auch gerade etwas zu intensiv. Als ich Ellas Küche betrete, holt sie gerade die Salate aus dem Kühlschrank und stellt sie auf die Arbeitsfläche ihrer Küche ab.
»Ella, es tut mir leid, aber ich verstehe nicht, warum Phil sich so bekloppt verhält.« Lachend gibt Ella zurück. »Glaube mir, aber Sabrina verhält sich auch nicht normal.« Diesen Satz ausgesprochen, sieht man ihr förmlich an, wie es in Ellas Kopf ‚Klick macht‘ und sie zu kichern anfängt. Prompt haut sie sich mit der flachen Hand an ihre Stirn. »Jetzt verstehe ich, das ist Mr. Muschi!« »Ähm, bitte wer?«, gebe ich völlig entgeistert von mir. Ella räuspert sich kurz: »Die beiden haben sich heute auf Sabrinas Arbeit kennengelernt. Und sie arbeitet in einem Sexshop!« »Ja, das passt zu Phil und erklärt auch sein Verhalten. Aber das mit dem Namen möchte ich eigentlich gar nicht näher erläutert haben.« Jetzt lachen wir beide, ich reiche ihr meine Hand, die sie glücklicherweise lächelnd annimmt und zusammen gehen wir zurück in den Garten.