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ELLA

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Am nächsten Morgen wache ich doch später auf als geplant. Nach meinem Frühstück fahre ich mit meinem schwarzen MINI in das große Einkaufscenter, da ich dort alles auf einmal bekomme, was ich benötige. Mit einem Einkaufskorb bewaffnet, fahre ich beschwingt an den Verkaufsständen vorbei und halte - beim Anblick der Farbenpracht - an einem Blumenstand an. Das sieht alles so toll aus und dieser Duft ist einfach himmlisch. Sofort fällt mir ein großer Strauß Sonnenblumen auf.

Ich fühle mich immer zu Sonnenblumen hingezogen.

Vielleicht liegt es an meinem Sternzeichen. Ich bin Löwe, Sonnenblumen sind die Blumen der Löwen. Oder aber, weil ich sie jedes Jahr zu meinem Geburtstag von einem für mich sehr wichtigen Menschen geschenkt bekommen habe, schwelge ich in Erinnerung. Die Floristin hat wirklich tolle Sträuße gebunden, alle sind so farbenfroh. Ich greife mir meine Lieblingsblumen, schließe meine Augen, inhaliere den Duft und drifte abermals in meine frühere Welt.

Das Leben eines jungen Mädchens. In meine Welt, die Schatten trägt. In meine Vergangenheit, die so viele traurige Dinge beinhaltet. Die ich immer gut verdrängen kann, bis zu dem Tag vor und an meinem Geburtstag.

Sofort merke ich, wie meine leichte und beschwingte Art verfliegt und ich traurig werde. Am Rande höre ich noch eine Stimme. Ich öffne meine Augen und blinzle, um die Floristin vor mir stehen zu sehen, die mich verdutzt fragt, ob ich Interesse an diesem Strauß habe. Meine Hände sinken nach unten, ich schaue den Strauß an und schüttle verneinend den Kopf. Die Verkäuferin nimmt ihn mir verwirrt aus den Händen und stellt ihn zurück in die Vase. Niedergeschmettert drehe ich mich um, greife nach meinem Einkaufswagen und fahre in den Supermarkt hinein. Ich atme tief durch und arbeite meinen Einkaufszettel wie ferngesteuert ab. Ich stelle mich an den langen Schlangen an, wie sie für einen Wochenendstag üblich sind, und lade schließlich alles auf das Förderband, als ich an der Reihe bin. Ich bezahle die Einkäufe und stelle alles in den Kofferraum meines kleinen, geliebten Autos. Ich bereue es bereits, heute Abend nicht allein sein zu können, um mich in meinem Mäuseloch zu verkriechen.

Oder mit Sabrina eine Flasche Wein zu trinken, so wie jedes Jahr. Zu weinen, von ihr in den Armen gehalten zu werden, und zu hoffen, dass der Tag ganz schnell vorbeigeht. Meine Narbe an meinem Bein schmerzt schon allein beim Gedanken daran und im Unterbewusstsein fahre ich mit meiner Hand darüber. Sabrina ist die einzige Verbindung, die ich zu meiner Vergangenheit noch habe. Sie ist mein Halt, mein Ausgleich, meine beste Freundin. Sie ist wirklich wie eine Schwester. Ich liebe sie sehr und kann mir ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen. Natürlich nerven wir uns auch mal gegenseitig. Ihr Leben wäre nichts für mich, denn wir sind zu verschieden, aber das ist in Ordnung. Immerhin hat jeder seine Ansichten.

Doch wir wissen, dass wir immer aufeinander bauen können. Mein Handy zwitschert und kündigt eine Nachricht über WhatsApp an - sie ist von Sabrina.

»Ich liebe dich! Bleib stark.« Diese Nachricht zaubert mir ein kleines Lächeln auf meine Lippen. Sie kennt mich eben viel zu gut und weiß genau, wie es mir jetzt geht. Ich antworte ihr zurück: »Ich liebe dich auch. Danke.« Jetzt geht es mir ein wenig besser, denn ich weiß, dass ich nicht alleine bin. Ich starte den Motor meines Autos und mache mich auf den Heimweg.

Nach einer zwanzigminütigen Fahrt parke ich in meiner Einfahrt, nehme meinen Einkaufskorb aus dem Kofferraum und gehe ins Haus. In meiner geräumigen Küche packe ich erst einmal alles aus und stelle einen Topf mit Wasser für die Nudeln auf den Herd. Die müssen ja dann noch abkühlen, damit ich meinen Nudelsalat zaubern kann. Ich stelle den Fernseher in meiner Küche mit meinem Lieblingsmusiksender an und fange an, alles Nötige für meine Salate klein zu schneiden. Den grünen Salat richte ich in einer großen Schüssel an, aber das fertige Dressing gebe ich erst heute Abend dazu. Derweil kommen die beiden schon mal in den Kühlschrank. Ich wippe im Takt mit und singe - wie immer - den Text falsch mit, aber das stört mich nicht im Geringsten. Ich bin völlig gelöst, denn die Musik lenkt mich ab, und mir geht es gut. Ich lasse alles von mir fallen und habe einfach Spaß im Hier und Jetzt. Nun schneide ich noch alles für den Nudelsalat klein und singe weiterhin aus vollem Halse meine Lieblingsmusik mit.

Gartenzwerge küsst man nicht

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