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TOM

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Ich packe gerade den letzten Bücherkarton aus, da höre ich Joker bellen und sehe ihn gerade noch aufgeregt in den Garten rennen. Etwas fällt um und geht dabei laut zu Bruch. Das ist dann wohl mein Zeichen, nach dem Rechten zu schauen. Ich trete aus der Terrassentür in meinen Garten hinaus, schaue mich nach Joker um und sehe ihn rechts von mir - im Nachbargarten - auf dem Schoß einer jungen Frau sitzen.

Sie lacht und schmust mit ihm. Erstaunt beobachte ich die beiden, ich glaube das ist die gut aussehende Läuferin, die ich schon drei Tage zuvor, seitdem ich hier wohne, gesehen habe. Nicht weit von den beiden entfernt, liegt ein kaputter Gartenzwerg. Dem ist dann wahrscheinlich das Scheppern zuzuordnen. Als ich zu den beiden zurückschaue, fällt mir auf, wie schlank die hübsche Braunhaarige ist. Ihre langen Haare hat sie zu einem Pferdeschwanz gebunden, und ihr Pony klebt ihr an der Stirn. Sie trägt Laufkleidung. Eine eng anliegende, kurze schwarze Sporthose, welche ihre trainierten Beine noch mehr zur Geltung bringt, und ein pinkfarbenes, ärmelloses Trainingsshirt.

Joker schleckt ihr über das Kinn, was sie laut auflachen lässt. In diesem Moment trifft mich ihr süßes Lachen mitten ins Herz. Es klingt herzlich, locker und keineswegs gekünstelt. Sie redet mit Joker, dass man ihm ja gar nicht böse sein kann, auch wenn es schade um Herbert ist. Als ich höre, dass der zerstörte Gartenzwerg einen Namen besitzt, muss ich mir ein Lachen verkneifen. Diese Situation nutze ich, um auf mich aufmerksam zu machen.

»Herbert?«, werfe ich ein, gehe auf die beiden zu, und merke wie die Schöne mit dem engelsgleichen Lachen aus der Kuscheleinheit mit Joker gerissen wird. Sie schaut mich an und bekommt ihren Mund nicht mehr zu. Diesen Augenblick nutze ich, um ihr Gesicht genauer zu betrachten.

Sie hat große braune Kulleraugen, perfekt geschwungene Augenbrauen, lange Wimpern, volle Lippen, rosige Wangen und einen Mund, der die Fantasie zum Überschäumen bringt. Sie steht auf und kommt, mit Joker auf den Armen, auf mich zu. Da unsere Gärten keine Begrenzungen haben, stehen wir uns auf dem gepflegten Rasen gegenüber. Sie erzählt mir, wie es zu diesem Malheur gekommen ist. Als ich sie danach frage, ob der Gartenzwerg wirklich einen Namen hat, drückt sie mir Joker trotzig in die Hände. Sofort merke ich, dass sie bei diesem Thema keinen Spaß versteht.

Die Situation lockere ich auf, indem ich klarstelle, dass ich mich nicht über sie lustig mache. Als Wiedergutmachung und zum Einstand, lade ich sie für den morgigen Abend zum Grillen ein. Als sie bejaht und anbietet, dass wir in ihrem Garten essen könnten, da ich noch gar keine Gartenmöbel besitze, nehme ich dieses Angebot dankbar an. Mir wird jetzt erst bewusst, wie sie ihren Garten gestaltet hat. Sie hat zwei große Strandkörbe an ihrer Hausmauer stehen.

Diese Sitzecke sieht sehr gemütlich aus. Vor den Körben steht ein Tisch und kleine Laternen sind im ganzen Garten verteilt, genauso wie viele große und skurrile Gartenzwerge. Sie passen wirklich gut in ihren Garten, denn sie versprühen einen ganz eigenen Charme. Ein kleiner Kiesweg führt bis weit in das Grün hinein, bis er schließlich an einem Apfelbaum endet. Daneben gesellt sich ein kleiner und rundlicher sowie himmelblauer Wohnwagen.

Er sieht alt, aber gepflegt aus und ist mit kleinen Pflanzen verziert. Davor laden zwei Gartenstühle mit einem roten Sonnenschirm, auf dem weiße Tupfen tanzen zu scheinen, zum Entspannen ein. Der ganze Garten wirkt einerseits wirklich originell und witzig und andererseits so gar nicht albern.


Alles ist leicht kitschig, aber doch zum Wohlfühlen gemacht, und man merkt, dass viel Liebe in der Gestaltung steckt.

Das macht mir meine neue Nachbarin Ella sofort sympathisch. Wir verabschieden uns mit den Worten »Bis morgen Abend!«

Allerdings erst nachdem sie angeboten hat, Salate für morgen zu machen.

Mit Joker auf den Armen gehe ich wieder zurück ins Haus. Ich merke, dass sie uns nachsieht, denn Ihr Blick prickelt in meinem Rücken. Ich setze mich mit Joker auf die Couch und knuddele ihn. »Na, Kleiner, magst du sie? Sie sieht wirklich gut aus und du scheinst bei ihr jetzt schon einen Stein im Brett zu haben. Doch wir müssen ihr einen neuen Gartenzwerg besorgen, am besten gleich bis morgen.« Bei dem Wort Gartenzwerg springt Joker von der Couch und bellt wie ein Verrückter. Das bringt mich zum Lachen. »Mit denen wirst du schon noch warm werden, das sind jetzt deine neuen bunten und lustigen Gartennachbarn.«

Als hätte Phil Signale empfangen, dass es um eine Frau geht, klingelt mein Handy. Lächelnd nehme ich den Anruf entgegen, weil mir das Kennenlernen mit Ella und Herbert nicht aus dem Kopf geht.

»Hey, Alter, was geht ab?«, meldet sich Phil, ohne dass ich zu Wort gekommen bin.

»Hallo, Phil, alles klar bei mir. Bleibt es bei morgen Abend?«, begrüße ich meinen langjährigen und besten Freund. Phil und ich kennen uns schon seit der Grundschule. Er ist einer meiner langjährigsten Freunde, die ich hier in Berlin habe.

»Logisch, ich bringe Bier mit. Hast du deinen geilen Grill schon aus deiner vollgestopften Garage geholt? Wenn du noch Hilfe beim Ausräumen brauchst, sag Bescheid.«

»Danke für das Angebot, aber ich habe heut schon viel geschafft. Die halbe Garage ist bereits leer. Ich möchte ja auch etwas in meinem Urlaub erledigen.«

»Wow, Respekt. Da hast du echt rangeklotzt«, gibt er erstaunt von sich. Meine Garage war bis zum Rand voll mit Umzugskartons und allem, was eben noch so anfällt.

»Phil, ich wollte dir sagen, dass wir morgen beim Grillen nicht allein sein werden. Ich habe soeben meine neue Nachbarin kennengelernt. Ich habe sie gleich eingeladen - sie bringt auch ihre Freundin mit.«

»Das klingt interessant! Ich bin um sechs Uhr bei dir, dann können wir vorher noch in Ruhe ein Bierchen zischen.«

»Gut, dann bis morgen in alter Frische! Tschau«, verabschiede ich mich von Phil.

»Tschau, Alter. Bis morgen.«

Ich hoffe morgen Abend wird es entspannt zugehen. Phil wird nichts anbrennen lassen, wie ich ihn kenne. Ich werde einfach alles auf mich zukommen lassen müssen. Ella ist wirklich süß. Ob sie vergeben ist? Dann wäre sicher ihr Freund morgen Abend auch dabei. Aber bisher habe ich immer nur sie gesehen. Ich werde jetzt noch einiges ausräumen, damit es bei mir wohnlicher wird. Das ist die beste Möglichkeit, die Kleine aus meinem Kopf zu bekommen, schießt es mir durch den Kopf.

Gartenzwerge küsst man nicht

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