Читать книгу Und wer hilft ihr? - Lennart Frick - Страница 10
ОглавлениеAls er endlich gegangen war, versuchte sie, sich auf die übliche Weise zu entspannen. Sie machte sich mit einer Unmenge schäumenden Badesalzes ein Bad und goß sich ein großes Glas Rotwein ein. Während sich die Wanne langsam füllte – sie wagte den Hahn nicht voll aufzudrehen, denn ihre Nachbarn waren sehr empfindlich, und es war ja schon fast Mitternacht –, kramte sie im Kühlschrank und aß mit den Fingern von den Resten. Ein halbes Huhn stand schon seit Sonntag, es war zäh und trocken geworden, doch sie schlang es hinunter und sog gierig auch noch die letzten Fasern Fleisch von den Knochen. Sie fand eine Packung Schmelzkäsewürfel, stopfte sie nacheinander in den Mund und zerdrückte sie mit der Zunge am Gaumen. Sie war voller Unruhe und wollte das Unbehagen, das der Besuch in ihr hervorgerufen hatte, dieses würgende Gefühl der Ohnmacht, durch Essen loswerden.
Sie lief durch die Wohnung und öffnete alle Fenster, um den schweren Tabakgeruch zu vertreiben. Sie hatte an dem Abend über eine halbe Schachtel Zigaretten geraucht, und als sie sich im Wohnzimmer aus dem Fenster beugte und wie üblich nach den roten Lichtern auf dem Kirchturm sah, fühlte sie die Übelkeit im Halse sitzen. Im Laufe des Abends war Wind aufgekommen, sie sah die heftige Bewegung in den Kiefern, die die Kirche umstanden, und spürte schwachen Regengeruch in der Luft.
Das ist doch alles lächerlich, dachte sie und nahm einen kleinen Schluck aus dem Glas. Mich dürfte eigentlich nichts mehr so aus dem Gleichgewicht bringen!
Sie erinnerte sich, wie rastlos er durch die Wohnung gewandert war, und ihr fiel wieder ein, was er von seinem Zuhause erzählt hatte.
»Dort ist es fast leer. Ich habe ein Bett, ein Radio, einen Fernseher, und meistens liege ich auf dem Bett, grüble und fühle, wie ich von innen heraus verfaule. Die übrige Zeit laufe ich im Zimmer auf und ab und versuche herauszufinden, wie alles gekommen ist.«
Fünf Jahre hat er so gelebt, dachte sie und schloß das Fenster. Kein Wunder, daß er drauf und dran ist, verrückt zu werden. Trotzdem, ich kann nichts für ihn tun. Sie zog das Kleid aus und warf es in die Sofaecke. Ich bin ja nicht zu ihm vorgedrungen, habe einfach nicht zu ihm vordringen können.
Ich verstehe das nicht, überlegte sie, ich begreife nicht, warum mich diese Geschichte so aufregt! Ich sollte doch daran gewöhnt sein, daß die Leute mich mit ihren Sorgen überschütten.
»Und man kann ja wirklich nicht sagen, daß ich für ihn verantwortlich bin«, murmelte sie vor sich hin und leerte das Glas mit wenigen Zügen.
Doch gegen das trockene Brennen im Hals half auch der Wein nicht, und plötzlich erinnerte sie sich an das Schweigen, das sich an jenem schrecklichen Tag über den Kaffeetisch gesenkt hatte, als sie nach Hause gekommen war, um von der Scheidung zu berichten, an dieses zähe Schweigen, das voller unausgesprochener Vorwürfe war und das Gebäck wie Sand schmecken ließ. Sie konnte sich an den völlig fassungslosen Blick der Mutter erinnern, der dem ihren ständig auszuweichen suchte, und auch an die Haltung des Vaters. Sie sah ihn vor sich, wie er die Ellbogen auf die Knie stützte und, ohne ein Wort zu sagen, langsam die Hände aneinanderrieb, als versuche er, die Kälte aus ihnen herauszuzwingen.
»Jetzt bist du sentimental«, sagte sie halblaut vor sich hin und starrte ihr Gesicht im Badezimmerspiegel an, als sie sich die Badekappe aufsetzte. »Du solltest dich was schämen!«
Sie stieg in die Wanne und versuchte, sich auf den Genuß zu konzentrieren, der sie durchströmte, als der Körper durch den kühlen, nach Kiefernnadeln duftenden Schaum und dann in das dampfende Wasser glitt. Sie spürte die Haut durch die plötzliche Wärme von innen her erglühen, und bevor sie die Arme in das heiße Wasser sinken ließ, holte sie noch ein paar Schaumbatzen zu sich heran und baute ein duftendes Gebilde über ihrem Gesicht auf.
Jetzt kann mich keiner sehen, dachte sie, jetzt gibt es mich nicht mehr. So müßte man verschwinden können, das wäre überhaupt nicht schlimm.
Sie lag lange reglos da und ließ den Schaumhügel allmählich in sich zusammensinken. Sie meinte die kleinen Blasen eine nach der anderen platzen zu sehen und genoß die Leichtigkeit, dieses Gefühl plötzlicher Schwerelosigkeit, das sie im Wasser stets empfand. Sie erinnerte sich an die Urlaubswochen in Jalta, an die langen Tage voller befreiender Schwimmtouren in dem kühlen, salzigen Wasser, an das Gefühl der Anonymität und der absoluten Freiheit nach dem schweren, offiziösen Ernst der Konferenztage in Moskau, der internationalen Konferenz des Sozialwesens, die genau in der Woche stattgefunden hatte, als die Hitze so groß war, daß sich die Ebenen selbst entzündet hatten und der Rauch der Feuer sogar bis zu dem Konferenzhotel auf dem Gorki-Prospekt gedrungen war. Sie hatte sich in Jalta eine Brille besorgt, um richtig tauchen zu können, sie hatte sich aus dem Gewühl der Körper befreit und war weit ins Meer hinaus bis zu den äußeren Abgrenzungen geschwommen. Dort hatte sie sich immer weiter in die kühle Tiefe hinuntergleiten lassen, und jedesmal, wenn sie im Kopf die Stille dröhnen hörte und das Sonnenlicht hoch über sich auf der Wasseroberfläche glitzern sah, hatte ein geradezu berauschendes Freiheitsgefühl sie gepackt. Sie hatte sich gezwungen, immer länger dort unten zu verweilen, und schließlich hatte sie beinahe Angst vor sich selbst bekommen, vor diesem eigenartigen Verlangen, das sie übermannt hatte. Sie hatte sich zusammengerissen und auf dem Weg zum Hotel in einem Anfall von Panik oder einem Augenblick klarer Erkenntnis die Brille weggeworfen.
So weit darf man seinen Impulsen nicht nachgeben, hatte sie gedacht. Das ist nicht rationell, das ist gefährlich.
Nach der kombinierten Dienst- und Urlaubsreise in die Sowjetunion war sie zu ihrem Haus hinuntergefahren und den ganzen August über dort geblieben. Sie wußte, daß in ihrem hektischen Bedürfnis nach Ruhe irgendwo der Wunsch verborgen war, allen Problemen zu entfliehen. Sie hatte die höhere Belastung gefürchtet, die im ersten Monat nach dem Urlaub in den Industriebetrieben gewöhnlich auf das Büro zukam; denn der Zustrom der Klienten wurde immer dann größer, wenn nach den Urlaubsabenteuern die Reue einsetzte, wenn die Bekenntnisse allmählich hervorsickerten und wenn nach den teuren, glanzvollen Urlaubswochen die Tristesse des Alltags wieder einsetzte. Das war im Fürsorgeamt nicht anders gewesen, die Anzahl der Abort-Anträge war zum Herbstanfang jedesmal in die Höhe geschnellt. Sie hatte diese Geschichten mehr und mehr satt bekommen, sie hatte sich stark gemacht, und es war ihr gelungen, zwei Wochen Sommerurlaub zusätzlich zu erwirken.
Mit Clas hatte sie oft über diese Dinge gesprochen, so auch an einem der ersten Tage nach ihrer Rückkehr aus der Sowjetunion, als er sich hatte frei machen können und sie nach Trosa gefahren waren, um einen Tag zusammen zu verbringen. Damals hatte sie scherzhaft gesagt: »Die Urlaubszeit scheint entweder der Strohhalm zu sein, der dem Kamel den Rücken bricht, oder es sind Wochen der Erkenntnis, in denen die Leute endlich einsehen, daß Veränderungen möglich sind. Weiß der Himmel, was schlimmer ist!«
»Manchmal erschreckst du mich«, hatte er geantwortet. »Du scheinst immer vorauszusetzen, daß es bei allen schiefgehen muß.«
Sie hatte versucht, seinen plötzlichen Ernst mit einem Scherz zu übergehen.
»Es muß nicht so sein, aber gib zu, daß es weiß Gott oft der Fall ist.«
Clas war auf ihren leichten Ton nicht eingegangen, sondern hatte nachdenklich und sehr leise gesagt: »Meinst du wirklich, daß es auch bei uns schiefgehen muß? Nur weil andere Pech hatten ...«
»... dürfen wir uns nicht einbilden, daß wir besser damit zu Rande kommen«, hatte sie rasch eingehakt. »Nein, Clas, es ist zu schön mit uns beiden, als daß wir dieses ganze Karussell in Gang setzen und dadurch unser Glück mit offenen Augen kaputtmachen dürfen.«
»Du glaubst, es schön zu haben«, hatte er da mit unerwarteter Schärfe erwidert. »Hast du deshalb so große Angst vor Veränderungen? Oder bist du einfach nur furchtbar feige?«
Danach war die Stimmung lange Zeit gedrückt gewesen. Sie hatten auf der Sommerveranda des Stadthotels gesessen, hatten leicht geräucherte Forelle gegessen und eiskalten Weißwein getrunken, und um die 3-Mann-Kapelle, die im Garten auf plumpe, dilettantische Weise Musik aus den vierziger Jahren spielte, hatten bunte Laternen gehangen. Sie hatte Clas auf den Tanzboden locken können, hatte gescherzt und sich zärtlich an ihn geschmiegt, um die Mißstimmung zu vertreiben, doch Reste davon waren selbst dann noch zu spüren gewesen, als sie nach einem Spaziergang durch den abendstillen Hafen in ihr Zimmer zurückgekehrt waren. Sie konnte sich erinnern, daß er einen seltsam nervösen und verkrampften Eindruck gemacht hatte, als er zu ihr gekommen war, und daß er sich ein wenig schwerfällig und rücksichtslos auf sie gelegt hatte, als wolle er es ihr mit einer Brutalität heimzahlen, die ihm fremd war. Auch sie war verkrampft gewesen, hatte ihn dann plötzlich auf den Teppich hinuntergestoßen, ihn fest auf den Boden gedrückt und ihn hart und egoistisch genommen, ohne seine Wünsche zu beachten. Nach dem kurzen, ein wenig erzwungenen Orgasmus war sie sofort ins Bett gestiegen und hatte die Decke fest um sich gewickelt.
Keiner von beiden hatte den Vorfall hinterher kommentiert, doch als sie sich jetzt im Bad daran erinnerte, fühlte sie sich unbehaglich, war ihr, als hätte sie etwas falsch gemacht. Und auf irgendeine Weise hing das mit dem Besuch an diesem Abend zusammen, sie wußte nur nicht, wie.
Das heiße Wasser hatte sich abgekühlt, und obwohl sie am liebsten, den Kopf an den Rand der Wanne gelehnt, eingeschlafen wäre, zwang sie sich, aufzustehen. Als sie sich frottierte, spürte sie, daß die Brustwarzen hart und überempfindlich waren. Ihr fiel ein, daß sie bald wieder die Mensis haben würde, und ein wenig beunruhigte sie das wegen der Verabredung mit Lars-Göran für den nächsten Abend.
Ich werde auf jeden Fall mit ihm ins Bett gehen, dachte sie schläfrig, keine Menstruation der Welt soll mich davon abhalten!
Sie schlief fast sofort ein, wie immer in der Fötushaltung, die Beine angezogen und die Hände zwischen den Schenkeln. Als sie schon halb im Schlaf kontrollierte, ob sie auch den Wecker gestellt habe, hörte sie den Wind das halboffene Fenster knarrend bewegen, und das Geräusch verfolgte sie in ihre Träume.
In einem dieser wirren Träume segelte sie zwischen den äußersten Schären, sie erkannte die Konturen der Klippen auf Möja wieder, und die ungeschickt geflickten Segel gaben ein trockenes, knarrendes Geräusch von sich, obwohl kein Wind sie bewegte. Doch es ging schnell voran, sie hörte das Klatschen der Wellen am Bug und plötzlich saß sie draußen bei Ann-Britt und Karl-Ove auf der Sommerveranda, wo die Fliegen unter dem Dach surrten. Auf der Wiese vor dem Haus wimmelte es von betrunkenen Menschen, man feierte ein Fest, Mittsommer oder eine Krebsparty, sie kannte mehrere von den Gästen und wußte, daß sie sich an ihre Namen erinnern müßte, doch jedesmal, wenn sie versuchte, einen in den Griff zu bekommen, verschwammen sie zu immer merkwürdigeren Konstellationen. Und durch den munteren Lärm drang unaufhörlich die eintönige Stimme, die von den beharrlichen Versuchen der Nachbarn erzählte, ihn durch den Briefschlitz zu vergiften, und von der Schwägerin, die sich nun seit bald sieben Jahren bemühte, ihn zum Arzt zu schicken, weil sie es einfach nicht verzeihen konnte, daß sich der Bruder noch immer um ihn kümmerte. Sie sah sein Gesicht dicht vor sich, sah die vielen Schuppen auf dem blaßroten, beinahe grindig wirkenden Scheitel, und plötzlich schlug sie ihm ins Gesicht, und das Gesicht verzerrte sich, wurde das eines Kindes, und sie schrie auf, als sie es erkannte. Dann stand sie wieder bei Ann-Britt und Karl-Ove, die sich vor den Pressefotografen, deren Blitzlicht von allen Seiten aufflammte, umfaßt hielten und zugleich versuchten, sich gegenseitig zu überschreien und ihr zu schildern, wie widerwärtig und unausstehlich der andere sei. Sie bemühte sich zu vermitteln, doch keiner hörte auf sie, da sprang sie über einen Zaun, und als sie über Steine stolperte, die dann zu Lämmern wurden und blökend vor ihr auseinanderstoben, wußte sie, daß das Schiff in die Stadt schon abgefahren war und daß sie die Rundfunkaufnahmen verpassen würde. Dann stand sie an einem Rednerpult auf einem glatten, frischgefirnißten Podium und konnte ihr Manuskript nicht finden. Sie wußte, daß sie es in die Aktentasche gesteckt hatte, sie kippte den ganzen Inhalt auf das Pult, doch nur leere Blätter, Schlüssel, Kopfschmerztabletten, Münzen und Tampons fielen auf die Platte des Pultes und dann zu Boden. Sie wurde glühend rot, als sie sich bückte, um alles aufzuheben, und dann hörte sie das Hohngelächter langsam durch den Konferenzsaal heranrollen. Sie sah die Kollegen aus dem Büro in der ersten Bankreihe sitzen und bekümmert den Kopf schütteln, und ganz oben im Gang stand eine Gruppe von Männern, die ihr den Rücken zukehrten. Sie sah sie die Schultern zucken und erkannte sowohl Tobs als auch Vaters Rücken, und da waren auch Kurt und Fredrik und Sven-Erik, und da entdeckte sie auch Clas und Lars-Göran in einer Gruppe beinahe bekannter Unbekannter. Als sie ihr Manuskript endlich gefunden hatte, verließen bereits alle den Konferenzsaal, und sie sah den Hausmeister kommen und die Lampen an der Decke ausschalten, und sie hörte ihn sehr deutlich mit den Schlüsselbunden rasseln, und sie wußte, daß sie gleich eingeschlossen sein würde.
Im selben Augenblick erwachte sie mit einem Herzklopfen, das sie zwang, sich aufzusetzen.
Die Geräusche, die von der Tür kamen, waren deutlich, überdeutlich. Das scharfe Knacken, das entsteht, wenn das Patentschloß gedreht wird, war nicht zu verkennen. Jemand war dabei, die Wohnungstür zu öffnen. Oder war er vielleicht schon im Korridor? Vielleicht war es das Geräusch der sich schließenden Tür, das sie geweckt hatte?
Plötzlich war der Schrecken da, und sie konnte ihm nicht entrinnen, konnte nichts dagegen tun. Sie konnte nur krampfhaft den Atem anhalten und mit halboffenem Mund, zum Schreien bereit, darauf warten, daß die Schlafzimmertür aufgestoßen und jemand hereingestürzt kommen würde. Oder vielleicht würde er nicht hereingestürzt kommen, sondern sich lautlos und unerbittlich auf Zehenspitzen hereinschleichen, um sie zu überrumpeln. Vielleicht war er bereits im dichten Dunkel des Zimmers. Und dieser Er, war er es, der zurückkam, um sich zu rächen?
Sie schloß krampfhaft die Augen, und erst als die Lungen vor Sauerstoffmangel schmerzten, wagte sie nachzugeben. Sie hörte ein Stöhnen aus ihrem Munde und warf rasch einen Blick zur Tür, um wenigstens einen Schatten wahrzunehmen, ehe er zuschlug.
Die Tür war geschlossen, die phosphoreszierenden Ziffern des Weckers flimmerten auf dem Nachttisch, und außer dem heftigen Pochen in ihrem Brustkorb war nur noch das Ticken der Uhr zu hören.
Sie wußte nicht, wie lange sie so dagesessen hatte, die Hände fest ineinandergepreßt, so daß sich die Nägel der einen Hand beinahe in die Handflächen der anderen gruben. Die Zeit stand still, nur die Angst existierte, eine völlig greifbare Angst, die im Halse festsaß und den Mund mit einer Rauhigkeit füllte, die trocken wie Sand war.
Dann stieg allmählich der Verdacht in ihr auf, daß nur eine Gehörhalluzination, daß die Träume sie geweckt hatten. Sie wollte aufstehen und sich vergewissern, daß dort vor der Tür niemand stand, doch zugleich schämte sie sich, es zu tun.
Wenn dort keiner ist, mache ich mich nur lächerlich, dachte sie. Es ist kindisch und albern und hysterisch zugleich, sich einzubilden, daß mir jemand etwas tun will. Es ist krankhaft und überspannt und genauso idiotisch wie all seine Vorstellungen vom Gift im Trinkwasser und in der Atemluft, von den Komplotten der Nachbarn und von den Spionen der Polizei in den Bäumen vor dem Fenster.
Mach dich nicht lächerlich! dachte sie, und während sie die rechte Hand fest gegen die Brust drückte, um den Herzschlag zu dämpfen, biß sie sich heftig auf den Zeigefinger der linken Hand, um ein erneutes Wimmern zurückzuhalten.
Nein, nicht auch das noch! dachte sie, das ist doch seine Geste! Du darfst nicht hysterisch werden, es gibt keinen Grund zur Angst!
Lächerlich oder nicht, fuhr sie in Gedanken fort, ich werde mir beweisen, daß dort niemand ist!
Sie stieg aus dem Bett, schauderte leicht, als ihre Füße den nachtkalten Boden berührten, tastete vorsichtig nach der Türklinke und riß die Tür mit einem Ruck auf.
Selbstverständlich war niemand im Korridor. Auch die anderen Räume der Wohnung waren nachtstill und leer, und sie sackte schwer und geräuschvoll auf einen Schemel in der Küche. Als sie merkte, daß ihre Knie so heftig zitterten, daß sie aneinanderschlugen, fing sie an zu kichern, und das Kichern wurde immer lauter und hysterischer.