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Ein Häufchen Elend

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Als Leo Hanna das erste Mal sah, kauerte sie wie ein Häufchen Elend auf dem Boden, mit dem Rücken krumm an eine Wand gelehnt. Rund um sie herum saßen und standen kunterbunte Menschen, die mit grünen und roten Haaren sowie ihren Schoßhunden sich angeregt unterhielten. Hanna mit ihren langen dunklen Haaren, die in ihrer Sitzposition, beinahe den Boden berührten, fiel ihm sofort aus der Gruppe auf. Sie wirkte neben den Punkern wie ein wunderschöner Alien mit einem perfekten, jungen Körper. Über ihr liebliches Gesicht war jedoch tiefe Trauer gelegt, wovon auch das verschmierte Make-up zeugte.

Fast jeden Morgen wanderte Leo von seiner Wohnung direkt zum Bahnhof, um bei seiner Lieblingsbäckerei frische Brötchen zu kaufen. Der Weg dorthin war täglich aufs Neue mit den eigentlich immer gleichen Gesichtern geprägt. Menschen, die abseits der Gesellschaft, hier am Bahnhof nach ein bisschen Glück oder dem nächsten Schuss suchten. Das Bild konnte er nicht vergessen. Die junge Frau schien sogar nichts mehr den sonstigen Gestalten der Punkerszene gemein zu haben. Als er seine Brötchen gekauft hatte und wieder an der bunten, lautstarken Gruppierung vorbeiging, saß sie immer noch dort. Doch dieses Mal stand ein kleines Pappschild neben ihr, das mit einem roten Edding mit den Worten „Bitte eine kleine Spende, ich brauche Hilfe“ bekritzelt war, während ihr Gesicht immer noch von tiefer Trauer gezeichnet wurde. Er wollte schon beinahe vorbei gehen, doch irgendetwas zog ihn in ihren Bann. Er machte halt, suchte nach seinem Portemonnaie in seiner Jackentasche und näherte sich ihr erneut. Als sich die Blicke trafen, leuchteten seine Augen, während ihre traurig und erschlagen wirkten.

Leo entnahm einen 20 Euro Schein aus seiner Brieftasche und legte es in die kleine verrostete Schüssel, die direkt neben dem Schild stand. Für einen kleinen Augenblick schien es so, als würden ihre Augen funkeln, doch nur, um kurz danach wieder in eine endlose Traurigkeit zu verfallen.

Kann ich Dir irgendwie helfen. Du hast geschrieben –Du brauchst Hilfe-, vielleicht kann ich Dir helfen“, fragte er sie. Mit ihren leicht verweinten Augen schaute sie zu ihm hoch. Die kunterbunten Punker um sie herum blickten ihn ebenfalls an, so als wäre er ein Sexgeiler, der nach seinem nächsten Opfer suchte. Diese Vermutung lag vielleicht auch gar nicht einmal so fern …

„Entschuldige, ich wollte Dich nicht belästigen, ich dachte nur, vielleicht …“, versuchte er wieder zu beschwichtigen. In ihrem Gesicht kullerten ein paar Tränen herunter und sie wirkte so verloren und abseits von allem …

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