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Kisangani; Demokratische Republik Kongo

„Doc, was ist denn nun mit mir? Ich liege hier schon seit zwei Tagen und niemand will mir etwas sagen.“

Mpasi hob mühsam den Kopf, als die junge Ärztin das kleine Krankenzimmer betrat. Sie trug dieses Mal einen gelben Vollschutzanzug. Ihr Kopf steckte unter einer gewaltigen Haube mit einem großen Plexiglasfenster vor dem Gesicht. Etwas unbeholfen zog sie sich einen Stuhl heran und setzte sich neben sein Bett.

„Wie geht es Ihnen, Louis?“

Ihre Stimme klang wegen des Anzuges seltsam gedämpft.

Er sank zurück in sein Kissen.

„Nicht so gut. Ich huste immer noch und das Fieber ist gestiegen. Ihre Kollegen sind sehr um mich bemüht, aber bisher geht es mir noch nicht besser.“

Sie legte ihre Hand auf seinen Arm.

„Das wird schon wieder. Aber ich habe leider eine schlechte Nachricht. Einen Ihrer Kollegen, Jonathan Mbemba, mussten wir ebenfalls isolieren. Wahrscheinlich hat er sich bei Ihnen angesteckt. Und er ist heute Morgen leider verstorben. Wir konnten ihm nicht helfen.“

Mpasis fieberglänzende Augen weiteten sich.

„Sie sagten, Jonathan ist tot?“

Sie nickte.

„Ja. Er hatte die gleichen Symptome wie Sie. Aber er war nicht so robust. Wahrscheinlich lag es daran, dass er ein starker Raucher war.“

„Und Sie meinen, er hat diese Krankheit von mir bekommen?“

„Das vermuten wir. Sie haben sich doch ein Zimmer geteilt, richtig?“

„Ja, wir haben seit ein paar Wochen zusammen gewohnt. Unsere Familien sind weit weg von hier. Wir konnten so eine Menge Miete sparen. Und nun ist er tot. Weiß seine Familie schon Bescheid?“

Die Ärztin schüttelte den Kopf.

„Das ist Sache Ihrer Firma. Wir haben Ihre Zentrale bereits benachrichtigt. Auch darüber, dass Sie hier isoliert wurden.“

Mpasi schaute ihr in die Augen.

„Doc, ganz ehrlich. Werde ich auch sterben?“

Sie schüttelte den Kopf.

„Nicht, wenn es nach mir geht. Wir forschen gerade an einem Impfstoff. Und Sie werden der erste sein, der ihn bekommen wird. Dafür werde ich sorgen.“

„Ich bin dann also ein Versuchstier. Wie die Affen da draußen.“

„Bestimmt nicht! Bevor wir einen Menschen impfen, werden wir das Mittel sehr intensiv testen. Machen Sie sich keine Sorgen, Louis. Alles wird gut ausgehen.“

Er schaute zur Decke.

„Wenn Sie das sagen. Was ist das überhaupt für eine Krankheit, die ich habe?“

Sie überlegte kurz.

„Anfang des letzten Jahrhunderts, am Ende des Ersten Weltkrieges brach die sogenannte spanische Grippe aus. Daran sind damals Millionen Menschen gestorben. Viel mehr, als der Krieg an Opfern gefordert hat. Und von dieser Grippe tauchen immer wieder Unterarten auf. Sie haben wahrscheinlich schon mal von der Schweinegrippe gehört. Und nun haben wir es mit einem neuen sogenannten Subtyp zu tun, den wir bisher noch nicht kannten. Und wir forschen hier an einem Mittel, mit dem wir ihn bekämpfen können.“

„Sie haben mir noch nicht einmal Ihren Namen verraten, Doc. Ich habe Sie auch noch nie gesehen, obwohl ich jeden Tag am Eingang sitze.“

An ihren Augen konnte er sehen, dass sie hinter ihrer Maske lächelte.

„Das tut mir leid. Mein Name ist Keshia. Ich habe diese Woche erst hier angefangen.“

„Woher stammen Sie, Keshia? Sie sind auf jeden Fall nicht aus dem Kongo.“

Wieder huschte ein Lächeln über ihr Gesicht.

„Sie haben Recht. Geboren wurde ich in Tansania. Aber ich habe die meiste Zeit meines Lebens in Nairobi verbracht und dort auch Medizin studiert.“ „Und nun forschen Sie nach neuen Medikamenten?“

Sie nickte.

„Im Moment betreue ich vorwiegend Sie und die Versuchsaffen. Wir haben einige von denen mit dem Erreger infiziert. Dann wollen wir testen, ob der Impfstoff wirkt.“

Mpasi nickte bedächtig.

„Dann bin ich also so eine Art Affe. Nur dass ich in einem Bett liegen darf und nicht im Käfig sitzen muss.“

Sie lachte. Es klang unter dem Anzug seltsam dumpf.

„Sie sind wirklich lustig, Louis. Nein, Sie sind kein Affe. Für mich sind Sie in erster Linie ein Patient, den ich wieder gesund machen muss.“

„Wie viele Menschen mit meiner Krankheit gibt es denn bisher? Es müssen ja schon etliche sein, wenn man hier so einen Aufwand betreibt.“

Keshia hob die Schultern.

„Keine Ahnung. Sie sind der einzige Mensch, von dem ich weiß.“

Er schaute Sie an.

„Ist das nicht seltsam? Man entwickelt einen Impfstoff für eine Krankheit, die keiner hat?“

Sie hielt seinem Blick stand.

„Ganz ehrlich? Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Aber nun, wo Sie es sagen… Ich werde mich mal erkundigen. Jetzt muss ich aber gehen. In ein paar Stunden sehe ich wieder nach Ihnen. Am besten, Sie schlafen ein wenig.“

Der Brookman-Plan

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