Читать книгу Praxisguide Fahrtensegeln - Leon Schulz - Страница 71

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Wie kann ich mich vor allen furchterregenden Gefahren auf See schützen?

Wikinger nahmen gern spezielle Menschen auf ihren Reisen mit, die ihnen Glück bringen sollten. Sie glaubten nämlich, dass Glück und Pech persönliche menschliche Eigenschaften seien: so, wie Menschen auch klug oder musikalisch sein können. Ohne Sven Glückspilz an Bord muss der moderne Skipper sich sein eigenes Sicherheitssystem schaffen, das sich aus mehreren Aspekten zusammensetzt.

Der erste wesentliche Teil des Systems ist sozusagen in der Hardware zu finden: das Boot, bestehend aus Rumpf, Rigg, Aufbau, Kiel und Ruder sowie die gesamte mitgeführte Sicherheitsund Notausrüstung. Der zweite Teil, die Sicherheitssoftware, wird gebildet durch Seemannschaft des Skippers und der Crew, inklusive bestehender Erfahrung, Kompetenz, Planung, Sicherheitsbewusstsein und Risikobereitschaft.

Jeder einzelne Aspekt muss und kann letztendlich nicht perfekt sein, denn Perfektion ist nur ein in unseren Köpfen bestehendes, utopisches Konstrukt. Viel wichtiger ist, dass das gesamte Sicherheitssystem aufeinander abgestimmt ist, sodass Schwachstellen möglichst nicht zeitgleich auftreten. Anders ausgedrückt: Eine seemännisch sehr erfahrene Crew kann mit Vorsicht, Geduld und Geschick ein mehr oder minder schlimmes Wrack über einen Ozean segeln. Im Gegenzug kann eine unerfahrene Crew mit einem durchdachten und gewarteten Schiff durch Planung und Vorsicht gleichwohl in einem geeigneten Revier sehr sicher segeln, obwohl die Erfahrung noch in den Anfängen steckt. Im Lauf der Jahre wächst häufig beides: ein sicherheitsmäßig immer besser ausgestattetes Schiff sowie eine immer erfahrenere Crew. Und mit ein bisschen Wikingerglück geht meistens sowieso alles gut!

Wie gefährlich ist denn eigentlich Fahrtensegeln?

Wer noch wenig Erfahrung hat, kann allein durch Betrachtung der umfangreichen Sicherheitsausrüstung der meisten Schiffe vorschnell zu dem Schluss kommen, Segeln sei äußerst gefährlich. Wer in Deutschland seinen SRC-Funkschein gemacht hat, durfte sicher auch schon kräftig üben: Alle erdenklichen Horrorszenarien, von Mensch über Bord (MOB) über Feuer, Explosion bis hin zu Leckschlagen, Kollision und Sinken sollen über Funk korrekt durch den Äther gesendet werden – und das auch noch auf Englisch!

Im Gegensatz zu Unfällen auf anderen Wasserfahrzeugen passieren auf Fahrtenschiffen jedoch recht selten Unfälle – vielleicht gerade weil Segler oft sehr sicherheitsbewusst sind. Fahrtensegeln ist tatsächlich eine der sichersten Aktivitäten, der man nachgehen kann. Einen Hinweis hierauf liefern die Kosten für die Kaskoversicherung, die bei Booten längst nicht so hoch sind wie bei einem Auto, obwohl der Wert eines Schiffes häufig um ein Vielfaches höher ist als der eines Pkws. Die Anzahl an Menschen, die beispielsweise von Fahrtenyachten über Bord gegangen sind, hält sich in sehr überschaubaren Grenzen und liegt weit unter den vielen tragischen Unglücken mit offenen kleinen Motorbooten.

Interessant sind hier auch die Top Ten der Haverieursachen in Deutschland. Die Einsätze für 2019 waren wie folgt, wobei zu beachten ist, dass nicht nach Bootstyp unterschieden wurde, und somit sind in der Statistik sämtliche Wasserfahrzeuge, von Jollen über Motorboote bis hin zu Segelyachten, eingeschlossen:

1.Motorprobleme (391)

2.Grundberührungen (357)

3.Abgetrieben (87)

4.Kentern von Jollen und Sportkats (61)

5.Ruderschäden (51)

6.Orientierungslos (41)

7.Leinen im Netz (41)

8.Wassereinbruch (29)

9.Mastbruch (15)

10.Mensch über Bord (15)

Auch genauere Statistiken aus anderen Ländern belegen: Die meisten fatalen Unfälle sind im Binnenland zu beklagen: an Flüssen, Seen, Schwimmbädern oder, in nordischen Ländern, durch Einbruch einer zugefrorenen Eisfläche. Die größte Gefahr am oder auf dem Meer ist, statistisch gesehen, als Mann allein in einem kleinen Motorboot zum Angeln zu fahren. In den absolut seltensten Fällen passieren Unfälle auf einem Fahrtenschiff, und wenn, dann meist wenn ein Crewmitglied (unter Alkoholeinfluss) von Bord an Land oder umgekehrt steigt.

Das Ziel eines jeden bedachten Fahrtensegler ist es, diese positive Statistik fortzuführen.

Praxisguide Fahrtensegeln

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