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Warum empfinden viele gerade ältere Schiffe als so gutmütig?

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Für viele Fahrtensegler ist die Gutmütigkeit eines Schiffes wichtig. Ein »liebes Schiff« wird gefühlt auch eine unerfahrene Crew durch unheimliche Winde und haushohe Wellen sicher ans Ziel segeln. Die Crew muss weniger aktiv segeln, fühlt sich gut aufgehoben und sicher. Dadurch bewahrt sie Ruhe und kann bessere Entscheidungen treffen. Ein gutmütiges Schiff verzeiht Anfängerfehler leichter, die noch unerfahrene Segler beispielsweise beim Segeltrimmen öfter machen. Sportliches Segeln ist bei den alten, gutmütigen Schiffen hingegen weniger ein Thema. Segler moderner Schiffe empfinden sie eher als träge und langweilig und bevorzugen den dynamischen Segelsport, bei dem es Freude bereitet, aktiv die eher ungezähmten, fast nervösen Boote elegant zu beherrschen. Dazwischen gibt es jede Menge Kompromisse von Racer-Cruisern, Performance-Cruisern oder wie auch immer sie genannt werden. Der jeweilige Eigner wird sein Schiff immer besser kennenlernen und es auf seine Weise segeln.

Die Vorteile der gutmütigen Schiffe gegenüber den modernen Segelyachten sollten allerdings nicht missachtet werden: Denn wer bequem unterwegs ist, den stören die längeren Segeltage weniger. Durch gute Planung und Ausnutzung der Gezeitenströme lassen sich mit so manchem gutmütigen Schiff, trotz der langsameren Grundgeschwindigkeit des Bootes, doch beeindruckende Distanzen zurücklegen.

Wird ein traditionelles Schiff mit längerem Kiel im Hafenbecken gestoppt, bleibt es brav liegen und treibt dank der großen Unterwasserfläche nicht einfach im Wind davon wie eine Luftmatratze. Die große, im Wasser liegende Fläche des Unterwasserschiffes ist zwar für die Performance von Nachteil, hat dafür aber andere Vorteile. Ein sogenanntes »Dickschiff« manövriert sich im Vergleich zu modernen Schiffen völlig anders, und beides will geübt sein. Ein modernes, flaches Unterwasserschiff mit kurzem Kiel und Spartenruder braucht Fahrt durchs Wasser, um seinem Ruf eines wendigen und einfach anzulegenden Schiffes gerecht zu werden. Ohne Bug- oder Heckstrahlruder gilt: Erst durch die Fahrt durchs Wasser bekommt das moderne Boot seine gute Manövrierbarkeit. Das Hafenkino bezeugt: Ältere Schiffe werden eher langsam angelegt, moderne Schiffe dampfen (manchmal sogar rückwärts) mit höherer Geschwindigkeit in die Box hinein, um dann in letzter Sekunde gekonnt eine Vollbremsung zu machen.

Ein kursstabiles Schiff, also ein Schiff, das durch seine Bauweise fast automatisch den Kurs hält und die Fahrt weiter geradeaus fortsetzt, wird ebenfalls als gutmütig empfunden. Und genau die kursstabilen Schiffe sind oft ältere Konstruktionen. Neuere Schiffe benötigen für eine vergleichbare Kursstabilität den Einsatz eines Autopiloten. Solche elektronischen Steuerhilfsmittel gab es früher jedoch nicht auf Knopfdruck, deswegen sollte das Schiff schon durch seine Eigenkonstruktion nicht aus dem Kurs laufen. Perfekt, um die Schoten nachzutrimmen oder auch mal den Kaffee aus der Kombüse zu holen.

Trend Fahrtenschiffe

–Fahrtenschiffe werdem immer größer, bequemer, heller, schneller und wendiger

–Die Ausrüstung wird immer besser, zuverlässiger und komplexer

–Schiffe werden immer mehr mit nutzvoller Technik ausgestattet

–Dank des Internets ist mittlerweile Arbeiten von Bord (Bord-Office) möglich

–Moderne Schiffe sind immer weniger für Grundberührungen geeignet

–Moderne Boote sind oft nervöser, sportlicher und weniger gutmütig

Praxisguide Fahrtensegeln

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