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Wie sollten Rumpf und Kiel eines Fahrtenschiffes aussehen?

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Streng genommen kann mit jedem seetauglichen Schiff auf Fahrt gegangen werden: von der Fahrtenjolle mit Schwert über Performance-Racer, alte Stahlschiffe mit Schwenkkiel, Kimmkieler mit zwei Kielen oder Katamarane mit zwei Rümpfen. Ein Schwert, Schwenkkiel oder Kimmkiel ermöglicht das Trockenfallen für Reviere wie beispielsweise das Wattenmeer; ein Katamaran bietet eine enorm große Wohnfläche – doch nur die wenigsten Doppelkieler oder Zweirümpfer strahlen mit guten Amwindeigenschaften. Daher sind die meisten Fahrtenschiffe in Europa sogenannte »Monohulls« (Einrumpfboote) mit einem festem Kiel. Sie werden primär in zwei Grundformen unterschieden:


Die erste Grundform könnte man den »Klassiker« nennen, der von kleineren Werften für Liebhaber immer noch gebaut wird und ansonsten vor allem gebraucht zu kaufen ist. Dieser Typ zeichnet sich durch einen V-förmigen Rumpf, einen oft längeren, jedoch nicht so tiefen Kiel mit dem Ruder direkt am Kiel (»Langkieler«) oder, falls vom Kiel getrennt, zumindest eine mehr oder minder lange Skegge vor dem Ruderblatt aus. Ein großer Teil des Rumpfes befindet sich wegen der tiefen V-Form typischerweise unter der Wasseroberfläche. Daher schwimmen diese Schiffe eher im als auf dem Wasser.

Klassiker

–Oft schmaler, besonders am Heck

–Kursstabil

–Bei nicht ganz optimaler Segeltrimmung eher verzeihend

–Oft toppgetakelt

–Gutmütiges, aber eher langsames Schiff, besonders bei wenig Wind

–Geringer Tiefgang für Ankern und Segeln in flachen Gewässern

–Kann eine Grundberührung evtl. ein wenig besser aushalten

–Im Hafen auch bei langsamer Fahrt manövrierbar

–Gemütlicher Segelspaß

Moderne Finnkieler

–Breiter, besonders am Heck

–Auch für unerfahrene Segler: bei genügend Fahrt durchs Wasser sehr wendig im Hafen, sogar rückwärts

–Oft gute Amwind- und Kreuzeigenschaften

–Oft ein ⅞-Rigg

–Großer Tiefgang, was einige Gewässer und Ankerplätze ausschließt

–Grundberührung kann relativ schnell zum Totalschaden führen

–Oft ein größerer Spielraum für das Segeltrimmen

–Hohe Geschwindigkeit

–Sportlicher Segelspaß

Die zweite Grundform könnte man den »Finnkieler« nennen, dessen Rumpfform einem Surfbrett ähnelt: ein breites Heck, ein kurzer, tiefer, flossenähnlicher Kiel und ein oder zwei finnenähnliche, freihängende Spartenruder. Diese Schiffe zeichnen sich durch hohe Freibords aus, d. h. sie haben viel Schiff über statt unter der Wasseroberfläche. Im Hafen sehen sie durch die Rumpfhöhe über Wasser hoch und imposant aus, was durch ihre große Breite an achtern noch verstärkt wird. Durch die U-Form des Rumpfes ist die Bodenfläche deutlich breiter als bei den V-Rümpfen der Klassiker.

Viele bekannte Werften bauen diese breiten Finnkieler in großer Stückzahl, da sie einige Vorteile bieten, insbesondere für den Chartermarkt. Sie zeichnen sich durch viel Platz unter Deck aus, achtern sind sogar mittelgroße Modelle (deutlich unter 40 Fuß) so breit, dass unter dem Cockpit mindestens eine, manchmal sogar zwei Doppelkojen zu finden sind. Nicht selten gibt es sogar zwei Nasszellen. Diese Boote segeln sich wendig und schnell, d. h. sie bieten viel Segelgefühl und Spaß. Zudem lassen sie sich im Hafen – sogar rückwärts! – leicht manövrieren: vorausgesetzt, genügend Fahrt durchs Wasser gibt dem Ruder den notwendigen Biss.

Finnkieler verlangen aber eine etwas aktivere Crew, denn lässt der Segler das Ruder aus der Hand, kommt das Boot schnell vom Kurs ab und stolpert dabei vielleicht sogar noch über seinen eigenen Kiel. Denn: Nur das hocheffiziente und daher ununterbrochen zu kontrollierende (Sparten-) Ruder stellt die Kursstabilität her, die bei einem »Klassiker« automatisch durch die Rumpfform gegeben ist.

Auf flachem Wasser macht es besonders viel Spaß, mit diesen schnell segelnden Booten aktiv zu segeln. Bei höherem Wellengang wird das Limit der Finnkieler durch das harte Aufklatschen des flachen Unterwasserschiffes nach jeder größeren Welle jedoch unangenehm spürbar.

Im Gegensatz dazu segeln sich Klassiker anders: Statt flach auf dem Wasser zu surfen, schneiden klassische Fahrtenschiffe gemächlich, gutmütig und weich wie ein Buttermesser durch die Wellen.

Praxisguide Fahrtensegeln

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