Читать книгу Praxisguide Fahrtensegeln - Leon Schulz - Страница 51
INNENAUSSTATTUNG Worauf sollte beim Bootskauf unter Deck besonders geachtet werden?
ОглавлениеGroße freie Bodenflächen sind bei traditionellen Fahrtenschiffen eher selten zu finden und auch nicht unbedingt notwendig oder erwünscht. Anders verhält es sich bei der Stehhöhe, die nicht zu gering ausgelegt sein sollte. Was während eines Wochenendtörns durchaus akzeptabel erscheinen mag, wird für das längere Wohnen auf dem Schiff zur Qual: Mit dem Kopf zur Seite geneigt stehen zu müssen, ist nicht nur beim Kochen auf Dauer wenig angenehm. Sofern eine passende Stehhöhe nicht im ganzen Boot möglich ist, wünscht sich der Eigner doch zumindest an einigen Stellen des Bootes, den Rücken ausstrecken zu können. Einige kurz gewachsene Menschen haben hier das große Glück, auch in kleineren Booten bequem unter Deck leben zu können. Der eine oder andere lang gewachsene Segler muss hier leider tiefer in die Tasche greifen, um sich ein Boot mit Stehhöhe leisten zu können.
Auf Charterschiffen und bei Wochenendtörns sitzt oft die gesamte Crew im Cockpit, denn alle wollen ja beim Segeln dabei sein. Fahrtensegler hingegen gehen auch gern mal unter Deck, um sich auszuruhen, zu kochen oder sich während eines längeren Schlages aufzuwärmen. Eine große Schiffsbreite ist unter Deck bei einem schaukelnden Schiff nicht unbedingt günstig. Um sich auch unter Deck beim Segeln sicher und bequem bewegen zu können, sind strategisch platzierte Handläufe oder vom Boden bis zur Decke reichende Pfähle sehr geschätzt, um nicht bei jeder unerwarteten Welle quer durchs Schiff zu fliegen.
Unabhängig davon, ob nur im Hafen bzw. am Ankerplatz gekocht werden soll oder gelegentlich auch unterwegs auf See, gehört die Pantry zu den wichtigsten Teilen eines Fahrtenschiffes. Astronautennahrung, Konservendosen und Stullen gehören heute selten zu den Hauptnahrungsmitteln auf Fahrtenschiffen. Ein Kühlschrank und ein Gasherd, manchmal mit Ofen versehen, sollten neben der passenden Stehhöhe in der Pantry nicht fehlen. Groß muss die Pantry nicht sein. Gut organisiert kann auch in einer 30 Jahre alten 30-Fuß-Yacht wunderbar gekocht werden. Der Koch ist oft das meist geschätzte Crewmitglied des Abends, wenn der kalten, hungrigen Crew ein heißer Eintopf oder Auflauf gereicht wird.
Ein weiterer wichtiger Platz im Schiff ist die Koje. Erholsamer Schlaf ist nicht nur angenehm, sondern auch wichtig. Matratzen, die mittlerweile von Profis für Boote maßgeschneidert angeboten werden, lassen inzwischen wenig zu wünschen übrig. Für eine gute Matratze lohnt es sich, Geld zu investieren, insbesondere weil sie auf jedem Schiff nachrüstbar ist und mit angemessener Dicke auf jedem noch so kleinen Boot Platz findet. Wem eine neue Matratze zu teuer ist, dem könnte zumindest eine günstigere Matratzenauflage zusätzlichen Komfort schenken.
Geht es nur auf einen Wochen- oder Chartertörn, werden gern die Hafensanitäranlagen benutzt. Solange Fahrtensegler in Häfen und Marinas übernachten, spricht auch nichts gegen den morgendlichen, mit Handtuch und Kulturbeutel bestückten Spaziergang. Wer aber als Fahrtensegler das Ankern für sich entdeckt, in entlegenen Gebieten segelt oder zur Nebensaison sein Schiff nutzen möchte, findet nicht immer (geöffnete) Sanitäranlagen. Hier wird die Nasszelle an Bord zum Badezimmer. Wie auch zu Hause, wünscht man sich, dass es gut riecht, der Hintern auf die Toilettenschüssel passt und eine Dusche Platz findet. Wer sein Wasser während des Motorens sowieso heizen kann, bekommt nicht nur warmes Wasser zum Spülen, sondern ebenfalls zum Duschen.
Selbstverständlich ist eine Dusche in der Nasszelle aber kein Muss. Oft bietet sich eine Außendusche an, wenn es die Nasszelle unter Deck nicht hergibt. Mit einem Duschkopf im Cockpit kann das gesamte Cockpit unter der Kuchenbude in eine Innendusche verwandelt werden. Alternativ wird der Duschkopf einfach am Heck eingebaut und die Badeplattform, die übrigens leicht nachzurüsten ist, wird zum Duschplatz. Der Vorteil: Die Plattform muss nach dem Benutzen nicht einmal gereinigt oder getrocknet werden. Ankern gibt die notwendige Intimsphäre, und einem Sprung ins Meer für den Kaltblütigen im Norden oder den Überhitzten im Süden steht nichts mehr im Weg.