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Welche Reffsysteme gibt es für das Großsegel?

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So mancher alte Seebär mag sich vielleicht noch an die Debatte der 80er-Jahre erinnern, als viele der Rollgenua gegenüber noch sehr skeptisch waren. Es wurde behauptet, die Genua würde nicht richtig stehen, es sei unsportlich, das Segel einfach wie einen Rollladen auszuziehen, und zudem sähe es hässlich aus, wenn die Genua als dicke Rolle um das Vorstag gewickelt würde. Zusätzlich sei sie technisch anfällig, denn wie solle man eine halb aufgerollte Genua bergen, wenn der Rollmechanismus klemmen würde oder sich das Fall um die Vorstag gewickelt habe.

Ihr Ruf war damals nicht der beste. Heute, gut 30 Jahre später, sind Rollreffanlagen der Genua auf fast allen Fahrtenschiffen Standard. Bei schlechtem Wetter und mit schweren Segelsäcken bewaffnet auf dem Vordeck herumzuklettern, gehört auf Fahrtenschiffen inzwischen zum Glück der Vergangenheit an.

Rollgroßsegel hingegen werden von einigen Seglern noch immer skeptisch betrachtet. Das ist eigentlich schade, denn mit vertikalen Latten versehen, stehen sie kaum der Segelfläche von traditionellen Großsegeln nach und sind äußerst bequem zu handhaben. Und: Sie sind sicher! Denn mit ihnen muss keiner mehr zum Mast turnen oder sich zum Binden des Reffs halb an den Großbaum hängen.

Gehört man zu der Kategorie Segler, die sowieso meist mit dem Wind segelt statt gegenan zu kämpfen (wie Weltumsegler und Blauwassersegler typischerweise), sind vertikale Latten am Rollgroßsegel von untergeordneter Bedeutung. Soll aber effektiv hoch am Wind gesegelt werden können, sind genau die Quadratmeter am hinteren Ende des Großsegels von großer Bedeutung. Diese Fläche optimal zu nutzen, ist nur mit Latten möglich.

Unangefochten sind ein traditionelles Großsegel und eine angehängte Genua die sportlich bessere Lösung. Das ist vergleichbar damit, dass sportliche Autofahrer es sich nicht nehmen lassen wollen, von Hand zu schalten. Ein Regattaboot hätte nie ein Rollgroßsegel! Aber, es hat schon etwas Attraktives, wenn der Skipper bequem und einfach stets die adäquate Segelfläche wählen kann, auf größeren Fahrtenschiffen sogar per Knopfdruck, auf kleineren mit einer Kurbel. Die Segelfläche lässt sich durch ein bisschen Kurbeln schnell und einfach vergrößern oder verkleinern – ohne dass dafür das sichere Cockpit verlassen werden muss.

Die meisten Fahrtenschiffe werden ohne Rollgroßsegel angeboten, und sie funktionieren natürlich auch mit traditionellem Großsegel sehr gut. Die traditionelle Methode, das Segel an einem Fall zu setzen und dann mithilfe von nach unten ziehenden Reffleinen zu verkleinern, ist übersichtlich und genial einfach.

Trotzdem gilt es, sich auch bei traditionellen Großsegeln das Reffsystem vor dem Kauf genau anzusehen, denn Reffsysteme können recht unterschiedlich bedient werden. Auf manchen Schiffen muss erst zum Mast gekrochen werden, um die Segelfläche anzupassen, auf anderen sind die Reffleinen ins Cockpit geführt.

Praxisguide Fahrtensegeln

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